Konferenz: Digitalisierung und die Zukunft der Zusammenarbeit
Wie leben und arbeiten Menschen in Zukunft computergestützt zusammen? Mit dieser Frage beschäftigen sich von 08. bis 12. Juni 2019 an der Universität Salzburg/ Standort Itzling internationale Experten und Expertinnen verschiedener Fachdisziplinen bei der ECSWC Konferenz, der European Conference on Computer Supported Cooperative Work. Veranstalter der Konferenz, zu der rund 100 internationale Gäste erwartet werden, ist das Center for Human-Computer Interaction (HCI) der Universität Salzburg.
Die Welt der Arbeit verändert sich massiv durch die Digitalisierung, die Künstliche Intelligenz und die Robotik. Fast in jedem Beruf spielt der Umgang mit Technik eine immer bedeutsamere Rolle. Immer wichtiger wird zudem die Zusammenarbeit in interkulturellen Teams. Dementsprechend werden die Arbeitsplätze und Arbeitspraktiken der Zukunft anders ausschauen. In welche Richtung die Entwicklungen gehen könnten und welchen Beitrag dazu die Forschung rund um die Mensch-Maschine Interaktion leisten kann, das ist bereits seit etlichen Jahren im Fokus der Forscher/innen am Center for Human-Computer Interaction (HCI) der Universität Salzburg. Informatiker, Designer, Erziehungswissenschaftler, Soziologen, Philosophen und Psychologen arbeiten gemeinsam an den Fragestellungen.
Manfred Tscheligi, Leiter des Centers for HCI – er veranstaltet zusammen mit Verena Fuchsberger vom Center for HCI die Konferenz – betont: „Nur durch genaue Analysen von Arbeitspraktiken können für den Menschen adäquate, computergestützte Arbeitsumgebungen geschaffen werden. Wir wollen die Zusammenarbeit zwischen Menschen als auch zwischen Mensch und Maschine verbessern, zum einen durch die Lösung von vorhandenen Problemen, zum anderen durch die Exploration von Gestaltungsspielräumen.“
So gingen Forscher/innen um Manfred Tscheligi – im Rahmen des Christian Doppler Labors „Contextual Interfaces“ – zum Beispiel der Frage nach, wie Arbeiter/innen in Industrieumgebungen miteinander und mit Technologien an ihrem Arbeitsplatz umgehen und wie dieses Miteinander zukünftig gestaltet werden kann. Dabei fanden sie etwa heraus, dass die Beschäftigten grundsätzlich nichts dagegen hatten, Roboter als Arbeitskollegen zu bekommen, allerdings nur unter der Voraussetzung, dass sie in die entsprechenden Veränderungsprozesse eingebunden wurden. Eine weitere Erkenntnis war, dass die Digitalisierung von Informationen besonderer Aufmerksamkeit bedarf, weil dabei implizite Inhalte unter Umständen verloren gehen. Handschriftliche Informationen auf Papier können etwa einem Kollegen zugeordnet werden, digital ist das so nicht möglich. Auch im aktuellen Projekt MMAssist II, einem von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG und dem bmvit geförderten Leitprojekt, geht es um Arbeitspraktiken im Industriekontext. Hier wird erforscht, welche Assistenzsysteme die Mensch-Maschine Kooperation bestmöglich unterstützen können.
Verena Fuchsberger befasst sich mit einer anderen Form der Zusammen- „Arbeit“, nämlich jener zwischen Großeltern und Enkelkindern, die sich nicht regelmäßig sehen können. Im Projekt re:tangent – remote tangible engagements (gefördert vom Österreichischen Wissenschaftsfonds FWF) untersucht die Nachwichswissenschaftlerin und erste Hedy-Lamarr-Preisträgerin, wie die Beziehung zwischen den Generationen über Distanzen hinweg „greifbar“ gemacht werden kann. „Etwas gemeinsam zu tun, muss nicht bedeuten, dass man am selben Platz ist. Umso wichtiger ist dann aber, sich zumindest verbunden zu fühlen. Technologie bietet hierfür viele Möglichkeiten, viele davon kennen wir aber noch nicht, vor allem, wenn es darum geht, sich nicht nur zu hören und zu sehen.“
Solchen und anderen komplexen Formen des zukünftigen Zusammenlebens widmet sich die ECSCW Konferenz, die am Science and Technology Hub am Techno-Z in Salzburg/Itzling stattfindet https://ecscw.eusset.eu. Sie spannt den Bogen von Arbeitspraktiken in Spitälern und Industrien (z.B. fertigende Industrie, Dienstleistungssektor) hin zu Prozessen der Kooperation in Schulen, Universitäten, freiwilligen Gemeinschaften, Protestbewegungen und Aktivismus. „Die Situationen, die ein Zusammenwirken erfordern, sind sehr vielfältig. Unterschiedliche Akteurinnen und Akteure treffen aufeinander, Technologien sind oft hilfreich, manchmal auch hinderlich, Hierarchien und Mitbestimmung spielen eine Rolle,“ reflektiert Fuchsberger.
Ähnlich interdisziplinär aufgestellt wie am Center for HCI sind auch die an der Konferenz teilnehmenden Forscher/innen: Sozialwissenschaftler/innen treffen auf (Wirtschafts-)Informatiker/innen, Psycholog/innen auf Designer/innen.
Zwei öffentliche Keynotes werden sich in besonderer Art und Weise mit dem Konferenzthema auseinandersetzen: Wie verhandeln Menschen Werte miteinander? Wie entwickeln wir ein gemeinsames Verständnis von Dingen, Situationen, und Menschen?
Friedrich Kirschner, Professor für Digitale Medien im Puppenspiel an der HfS Ernst-Busch in Berlin, eröffnet die Konferenz (Montag, 10. Juni 2019 um 9.30 Uhr). Der Filmemacher, visuelle Künstler und Software-Entwickler, dessen Arbeiten auf zahlreichen internationalen Animations-Festivals gezeigt wurden, wirft ein Schlaglicht darauf, was wir für die Zusammenarbeit in verschiedensten Kontexten vom Theater lernen könnten, das eine lange Tradition in der Gestaltung von gemeinschaftlichen Produktionen hat. Welche Prozesse und Methoden nutzt das Theaterspiel und können diese eine Inspiration für die computergestützte Zusammenarbeit in der Industrie, in der Freizeit, in der Familie sein?
Hanne De Jaegher, Philosophin an der University of the Basque Country in Spanien, wird sich zum Abschluss der Konferenz damit befassen, wie Menschen ein gemeinsames Verständnis von Dingen oder Situationen entwickeln und welche Rolle Technologie dabei spielen kann (Mittwoch, 12. Juni 2019 um 10.30 Uhr).
Veranstaltung
Konferenz ECSWC 2019. The 17th European Conference on Computer Supported Cooperative Work. https://ecscw.eusset.eu.
Zeit und Ort: 08. bis 12. Juni 2019, Universität Salzburg, Science and Technology Hub am Techno-Z, Jakob-Haringer-Straße 2a, Salzburg/Itzling
Kontakt
MMag. Dr. Verena Fuchsberger
Center for Human-Computer Interaction
University of Salzburg
Jakob-Haringer-Straße 8 / Techno 5
5020 Salzburg, Austria
Phone: +43.662.8044.4845
https://hci.sbg.ac.at/person/fuchsberger/
Univ.-Prof. Dr. Manfred Tscheligi
Center for Human-Computer Interaction
University of Salzburg
Jakob-Haringer-Straße 8 / Techno 5
5020 Salzburg, Austria
Phone: +43.662.8044.4800
https://hci.sbg.ac.at/person/tscheligi