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Kirche und Islam über Müßiggang

Interview in den Salzburger Nachrichten mit Professorin für Moraltheologie Angelika Walser

Angelika Walser: Viel öfter als gedacht finden auch Studierende, die sich selbst als Agnostiker bezeichnen, den Weg in eine katholisch-theologische Fakultät. Eine von ihnen hat mir einmal erzählt: „Ich komme hierher, weil ich etwas über den Menschen lernen will. Religionen verstehen viel vom Menschen!“ In der Tat: Die kürzeste Definition von Religion ist Unterbrechung. Und so gibt es auch im Christentum ein feines Gespür für die Rhythmen des Lebens und die Pause. Schon im Judentum ist sie schöpfungstheologisch begründet: „Am siebten Tag vollendete Gott das Werk, das er geschaffen hatte, und er ruhte am siebten Tag, nachdem er sein ganzes Werk vollbracht hatte.“ (Gen 2,2)

Mit der schöpferischen Ruhepause ist es also wie mit den Sekunden und manchmal sogar Minuten vor dem Applaus nach Aufführung eines großen Orchesterwerks: Sie gehören unbedingt dazu. Juden- und Christentum halten daher mit geradezu anachronistischer Hartnäckigkeit an der Einhaltung eines gemeinsamen wöchentlichen Ruhetags für alle fest. Er soll buchstäblich der Rekreation, der Wiederherstellung des geschaffenen Prachtwerks, dienen. Säkulare Gesellschaften des 21. Jahrhunderts halten sich allerdings nicht mehr an solche Rhythmen: Zoom & Co. ermöglichen Mathematik-Nachhilfe am Sonntagabend und das Homeoffice berufliche Krisensitzungen rund um die Uhr. Irgendwann folgt der Zusammenbruch – körperlich, geistig und seelisch. […]


Nachzulesen:  sn.at vom 06.07.2024

Foto: © SN/MIDJOURNEY (KI)-RESCH

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