„Im Freien“. Gesellige Vergnügen in der Malerei des französischen Rokokos
Ein Gastvortrag von Prof. Dr. Elisabeth Fritz im Rahmen der Vorlesung „Kunst und Kultur des Rokoko“ von Prof. Dr. Matthias Weiß
Mittwoch, 29. März 2023 | 13:15 Uhr | UNIPARK Nonntal, Hörsaal 2 | Erzabt-Klotz-Straße 1 | Salzburg
Die künstlerische Erschließung der modernen Freizeitkultur als neuer Motivkreis wird üblicherweise in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts datiert und mit der Stilrichtung des Impressionismus in Verbindung gebracht. Oft wird dabei Édouard Manet als Urheber einer „Malerei des modernen Lebens“ aufgefasst, da dieser erstmals zentrale öffentliche Begegnungszonen wie die Pariser Promenaden oder vorstädtischen Ausflugsziele in einem entsprechend innovativen Stil gezeigt habe. Der Beginn dieser Entwicklung kann jedoch bereits früher – im französischen Rokoko in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts – angesetzt werden. Anhand ausgewählter Gemälde von Jean-Baptiste Pater und Nicolas Lancret, den weniger beachteten Vertretern des von Antoine Watteau geprägten Bildtypus der fêtes galantes, nimmt der Vortrag zwei in dieser Zeit am Übergang vom höfischen Zeremoniell zur Freizeitaktivität befindliche Praktiken näher in den Blick: das Picknicken und Baden in der freien Natur. Durch den Schauplatz im Grünen und die Betonung des geselligen Aspektes, etwa im gegenseitigen Bedienen, Necken oder beim kokettierenden Austauschen von Blicken, erweist sich das zwischenmenschliche Moment als zentrales Merkmal der dargestellten multisensuellen Erfahrungen, die zumal auch Überschreitungen von sozialen oder geschlechterspezifischen Rollen zulassen. In seiner malerischen Umsetzung befördert der Bildgegenstand des primär um seiner selbst willen genossenen geselligen Vergnügens zudem eine ebenso „befreite“ Auffassung von Kunst.
Die Vortragende
Elisabeth Fritz ist im Studienjahr 2022/23 als Gastprofessorin für Neuere und Neueste Kunstgeschichte an der Freien Universität Berlin tätig. Sie absolvierte ein Doppelstudium der Kunstgeschichte und Soziologie an der Universität Wien und war als kuratorische Assistentin und Kunstvermittlerin an verschiedenen Kunstinstitutionen tätig. 2012 promovierte sie als Stipendiatin des Doktoratskollegs „Kategorien und Typologien in den Kulturwissenschaften“ an der Universität Graz über „‚Mediale Experimente mit ‚echten Menschen‘ in der zeitgenössischen Kunst zwischen Authentizität, Partizipation und Spektakel“. Von 2012 bis 2022 war sie wissenschaftliche Assistentin am Lehrstuhl für Kunstgeschichte der Friedrich-Schiller-Universität Jena, wo sie Anfang 2023 mit einer Schrift über Figurationen von Geselligkeit in der französischen Malerei des 18. Jahrhunderts habilitiert wurde.