Hanan Badr, Brückenbauerin zur arabischen Welt: Professur für Öffentlichkeiten und Ungleichheitsforschung an der Universität Salzburg
Seit März 2022 ist Hanan Badr Teil des Fachbereichs Kommunikationswissenschaft an der Universität Salzburg, wo sie eine Professur für Öffentlichkeiten und Ungleichheitsforschung übernommen hat. Die Wissenschaftlerin, die sich auf die kritische Auseinandersetzung mit Medien, Ungleichheiten und globalen Verwerfungen spezialisiert, bringt mit ihrer Forschung neue Perspektiven in die Kommunikationswissenschaft ein. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen auf dekolonialen Perspektiven, transnationalem Feminismus sowie Exiljournalismus und globalen Ungleichheiten.
Hanan Badr wurde in Kairo geboren und studierte Kommunikationswissenschaft mit den Schwerpunkten Journalistik und internationale Kommunikation an der Universität Kairo. Ihre akademische Laufbahn führte sie über die Promotion an der Universität Erfurt (2013) zu einer Reihe von internationalen Stationen: Als Assistant Professor an der Universität Kairo, Postdoc an der Freien Universität Berlin und am Orient-Institut Beirut, das zur Max Weber Stiftung gehört. Später war sie Associate Professorin an der Gulf University of Science and Technology in Kuwait. Seit März 2022 ist sie an der Universität Salzburg tätig.
Ein zentrales Alleinstellungsmerkmal ihrer neuen Professur ist der Fokus auf dekoloniale Perspektiven aus dem globalen Süden sowie auf die Verknüpfung verschiedener Aspekte im transnationalen Feminismus. Dies ist besonders innovativ, vor allem im deutschsprachigen Raum und von großer Bedeutung für die globale Kommunikationswissenschaft. „Es geht darum, die Perspektiven marginalisierter Gruppen sichtbar zu machen und den interkulturellen Dialog zu fördern“, erklärt Badr. Ihre Antrittsvorlesung im November 2024 mit dem Titel „Working from the Margins: Exile Journalism, Inequalities and Global Disruptions“ fokussierte auf diese Forschungsschwerpunkte.
Badrs Lehrtätigkeit umfasst eine Vielzahl von Themen, die die Verbindung von Medien und gesellschaftlicher Ungleichheit thematisieren. Dazu gehören unter anderem Fächer wie „Media and Inequalities“, „Media and Race“, „Arab Media Systems“ sowie „Media, Migration and Sustainable Futures“. Ihr Ziel in der Lehre ist es, Studierende zu empowern, sie für gesellschaftlich relevante Themen zu begeistern und ihnen neue Perspektiven zu eröffnen. „Es geht mir darum, Türen zu öffnen und Aha-Erlebnisse zu schaffen, die Studierende in ihrer späteren Karriere weiterbringen“, so Badr.
Neben ihrer Tätigkeit an der Universität Salzburg ist Hanan Badr auch in verschiedenen internationalen wissenschaftlichen Netzwerken aktiv. Besonders wichtig ist ihr Engagement in der International Communication Association (ICA), bei der sie derzeit im Vorstand der Arbeitsgruppe „Activism, Communication and Social Justice“ tätig ist und ab 2025 die Fachgruppe „Philosophy, Theories and Communication“ leiten wird. Dieses Engagement verschafft der Universität Salzburg internationale Sichtbarkeit. Zudem gehört Badr zum Netzwerk der Kosmopolitischen Kommunikationswissenschaft im deutschsprachigen Raum, das sich für plurale und offene Ansätze in der Kommunikationswissenschaft starkmacht.
Ihre Professur ist Teil des interdisziplinären Engagements der Universität Salzburg, in den Bereichen Kommunikationswissenschaft und soziale Ungleichheit neue Impulse zu setzen sowie mehr global gerechte Perspektiven in die wissenschaftliche und öffentliche Diskussion einzubringen.
Der Fachbereich Kommunikationswissenschaft hat sich nie dem Mainstream in der Genderforschung untergeordnet bzw. ausschließlich der angloamerikanischen Forschung verschrieben, sondern gilt als Aushängeschild für die kritische Erforschung, auch von sogenannten Nischenthemen.
Hanan Badr ist die erste arabischstämmige Professorin in der Kommunikationswissenschaft in den Dachländern Österreich, Deutschland, Schweiz. Sie sieht sich als Brückenbauerin zur arabischen Welt und bringt ihre eigene „Migrationsgeschichte“ in ihre Forschungsagenda ein.
Seit ihrer Berufung an die Universität Salzburg konnte sie bereits neun Erasmus Partnerschaften mit arabischen Universitäten initiieren und will damit einen Beitrag zur Überwindung von stereotyper Wahrnehmung der islamischen Welt leisten. Badr ist überzeugt, dass die Universitäten angesichts der multiglobalen Krisen und der politischen Transformation in Europa und den USA, mehr denn je den Raum für Dialog zwischen den Kulturen anbieten müssen, um das interkulturelle Verständnis zu fördern. „Kritische Auseinandersetzung muss möglich sein, und ich sehe es als zentrale Aufgabe einer Universität an, Studierende darauf vorzubereiten und ihnen diese Skills zu lehren“, so Badr. Der direkte Austausch mit den Studierenden ist für die Wissenschaftlerin zentrales Thema. Der Unistandort Salzburg mit ausgezeichnetem Betreuungsschlüssel und dem fächerübergreifenden Forschungsansatz bietet dafür perfekte Voraussetzungen.
Hanan Badr ist verheiratet und hat zwei Kinder. Ihre Freizeit verbringt sie mit Lesen, Zeichnen, Museumsbesuchen und dem Erlernen neuer Sprachen. Berufliche und familiäre Herausforderungen meistert sie durch eine gute Balance zwischen Kommunikation, Humor und einem pragmatischen Ansatz. Den braucht sie besonders auch für die öffentlichen Verkehrsmittel zwischen Salzburg und Berlin.
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