Gustav Klimts Bildnis des William R. Dowoonah
Bilddiskurse rund um die anthropologische Schaustellung eines Aschanti-Dorfes zwischen Exotismus, Kolonialrassismus und einer „Ästhetik der Differenz“
Ein Vortrag von Julia Allerstorfer-Herthel im Rahmen der Ringvorlesung: Entangled Art Histories. Objekte – Narrative – Diskurse
Im Zentrum des Vortrags steht ein verschollenes Bildnis einer Schwarzen männlichen Person im Dreiviertel-Profil, das Gustav Klimt im Jahr 1897 malte. Bei dem Dargestellten handelt es sich um den vermeintlichen Aschanti-König William R. Dowoonah, der im Zuge einer anthropologischen Schaustellung im Wiener Prater vorgeführt wurde. Neben der menschenverachtenden Praxis der Völkerschau, dem kolonialrassistischen Zeitgeist und diversen Spielarten des Exotismus ist hier auch der Moment eines transkulturellen Kontaktes von Interesse: Die Gattung des Porträts und die sensible malerische Wiedergabe Dowoonahs zeugen von einem künstlerischen Zugang, der Fragen nach Abweichungen von stereotypen Darstellungstraditionen „fremder“ Menschen und einer „Ästhetik der Differenz“ (Schmidt-Linsenhoff 2010) aufwirft.
Die Vortragende:
Julia Allerstorfer-Hertel ist Kunsthistorikerin, Kuratorin und Autorin. Studium der Kunstgeschichte in Wien und Linz, seit 2016 Assistenzprofessorin am Institut für Geschichte und Theorie der Kunst an der Katholischen Privatuniversität Linz. Ihre Schwerpunkte in Lehre und Forschung umfassen die iranische Gegenwartskunst, Exotismus und Primitivismus in der Kunst der Moderne sowie künstlerische Positionen im Kontext von Globalisierung, Migration und Postkolonialismus.
20. Oktober 2022, 17:15 Uhr
Raum E.002 (HS Agnes Muthspiel) im Unipark Nonntal
Das Programm zur Ringvorlesung finden sie HIER.
Bildnachweis: Gustav Klimt, Bildnis des William R. Dowoonah, 1897 (wiki commons)