Gastvortrag Archäologie: Die Bronzescheibe von Salzburg
Himmelsdarstellungen und antike Vorbilder | Michael Wonisch
Dienstag, 07. November 2023 | 18.30 Uhr | Abgusssammlung (SR E.33) | Residenzplatz 1 | Salzburg | EINLADUNG
1902 erhielt Ernst Maass, klassischer Philologe an der Universität Marburg, Post von der Redaktion der Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien. Deren Redakteur Robert von Schneider, Schüler von Otto Benndorf, „legte das Fragment“ einer verkrusteten, am Rand durchlochten und daher abgebrochenen Scheibe „zur Erläuterung“ vor mit der Bemerkung, es handle sich um ein römisches Fundstück aus Salzburg, das der Direktor des dortigen Museums (Alexander Petter) zur Reinigung an die Werkstätte der kaiserlichen Kunstsammlungen (heute Kunsthistorisches Museum) übermittelt habe.
Maass antwortete ebenso bündig: Die auf der„Platte“ ersichtlichen Darstellungen wären Sternbilder der nördlichen Hemisphäre bis zum Tierkreis zu einem lehrhaft-praktischen Zweck. Dies erforderte weitere Analysen; die bis heute maßgeblichen erschienen bereits in den genannten Jahresheften 1902 (Ernst Maass) und 1903 (Otto Benndorf, Edmund Weiss, Albert Rehm).
Nach so langer Zeit erschien es dem Vortragenden reizvoll, sich der offensichtlich abgeschlossenen Thematik nochmals und aus astronomischer Sicht anzunehmen, zumal einiges unklar erschien; die Maasschen Sternbilder wirkten zusammengedrängt, verschoben und – spiegelbildlich; dies erlaubte nach Seitenumdrehung die Identifizierung eines weggebrochenen Sternbildes und auf Grund vergleichbarer Konstruktionen die Einbeziehung antiker Vorbilder.