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Florian Huber: Jüngster Volkswirtschaftsprofessor Österreichs setzt auf Nachwuchsförderung

Seit Oktober 2018 ist Florian Huber (31) an der Universität Salzburg Professor für Volkswirtschaftslehre und damit der jüngste seiner Zunft in Österreich. Dem Makroökonomen, der sich u.a. mit der europäischen Geld- und Fiskalpolitik beschäftigt (bis vor kurzem an der WU Wien), sind der Bezug zur Praxis und die Nachwuchsförderung sehr wichtig. Beides soll auch in einem geplanten neuen Masterstudium für Wirtschaftswissenschaften an der Universität Salzburg seinen Niederschlag finden.

Nein, in die Wiege ist mir die akademische Laufbahn nicht gelegt worden“, sagt Florian Huber, der vor kurzem mit einer Studie über die voraussichtlichen Folgen des Brexit für die Wirtschaft Österreichs und anderer EU- Länder großes Interesse weckte.

Der am 25.Dezember 1987 in Spittal/Drau geborene Sohn eines Kärntner Landwirts und einer Gastwirtin wurde mit 30 Jahren als einer der jüngsten Wirtschaftsprofessoren im deutschsprachigen Raum an die Universität Salzburg berufen. „Ein Hauptteil meiner Arbeit besteht darin, dass ich Methoden entwickle, um bessere Szenario-Analysen rechnen zu können zu den wahrscheinlichen Auswirkungen von geldpolitischen Schocks. Wir planen jetzt nach der Brexit – Studie zum Beispiel eine Studie zu Italien, in der wir prognostizieren, was passieren würde, wenn in dem hoch verschuldeten Land die Zinsen unerwartet steigen. Was wären die Spillover-Effekte für andere EU-Länder wie Österreich.“

Zur Beantwortung solcher komplexen Fragen hat sich Florian Huber schon während seines Studiums an der WU Wien auf die sog. Bayesianische Ökonometrie spezialisiert. Mit ihr könne man durch Hinzufügen zusätzlicher Informationen bestehende Modellschätzungen verbessern, ein entscheidender Vorteil für die Analyse von makroökonomischen Daten.

Die Ökonometrie ist ein Forschungsbereich, der Mathematik, Statistik und Wirtschaftswissenschaften verbindet. Nach seiner mit dem Stephan-Koren-Preis ausgezeichneten Dissertation (2015) hat Huber die entwickelten Methoden in der Österreichischen Nationalbank (OeNB) implementiert, wo er ein Jahr lang als Ökonom gearbeitet hat und weiterhin als wissenschaftlicher Berater tätig ist. Seit einiger Zeit wird in Notenbanken für Prognosen generell die Methode der Bayesianischen Ökonometrie bevorzugt.

Huber kooperiert weiterhin nicht nur mit der OeNB, sondern auch mit Kollegen der Europäischen Zentralbank (EZB). Die Verankerung in der Praxis ist dem zweifachen Gewinner des Young Economist Award der Österreichischen Nationalökonomischen Gesellschaft sehr wichtig. „Ich schätze es sehr, wenn man auch an der Uni – zumindest indirekt – Einfluss auf geldpolitische Entscheidungen nehmen kann und so am Puls der Zeit ist.“

Doch woher kommt Hubers Interesse für Wirtschaftswissenschaften? „Ich habe mich schon als Kind für Computer interessiert. Ich habe Computer gebaut, programmiert und wollte ursprünglich Wirtschaftsinformatik studieren.“  Als er an der WU Wien aber eine Vorlesung in Volkswirtschaftslehre hörte, hat ihn diese so gefesselt, dass er in diese Richtung umschwenkte. „Meine aktuelle Arbeit verknüpft einige meiner Talente und Interessen: ich arbeite gern formal, ich mag Mathematik und Programmieren, ich schreibe und rede gern, und ich kooperiere gern mit Forschenden aus anderen Disziplinen.“   

Ein Grund, warum Huber im Oktober 2018 den Ruf auf eine Professur an der Universität Salzburg angenommen hat, war –  neben der geographischen Nähe zur Heimat –  die Möglichkeit zu verstärkter interdisziplinärer Zusammenarbeit. Am Salzburg Centre of European Union Studies (SCEUS) analysiert er gemeinsam mit Politolog/innen und Jurist/innen etwa die Auswirkungen der geldpolitischen Aktionen der EZB auf einzelne EU-Mitgliedsländer. Vor kurzem hat er mit Kolleg/innen der WU Wien, der TU Wien und dem Wirtschaftsforschungsinstitut ein interdisziplinäres Forschungsprojekt gestartet, in dem zukunftsweisende Methoden zur Analyse großer Datenmengen entwickelt werden sollen. Der FWF fördert das Projekt mit 2 Millionen Euro.

Und was für weitere Pläne hat er an der Universität Salzburg? im Wintersemester 2019 soll ein neues Masterstudium in Wirtschaftswissenschaften starten, in dem der Fokus auf empirischer Ökonomie und Data Science liegt. Nachwuchsförderung ist dem Professor, der kaum älter ist als seine Studenten, eine Herzensangelegenheit. „Ich habe während meiner Zeit an der WU Wien schon immer Praktikanten in die OeNB geschickt, die in Forschungstätigkeiten eingebunden waren. Ich möchte versuchen, das in Salzburg im Rahmen des neuen Studiums weiterzuführen.“

Die Expertise des Professors für Volkswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Makroökonomie und Bayesianische Ökonometrie ist gefragt, wie sich zum Beispiel an Jobangeboten von diversen Universitäten, Notenbanken und internationalen Großbanken zeigt. „Es geht mir nicht ums Geld. Ich mache das was ich an der Uni mache einfach sehr gern. Ich weiß nicht, ob ich bei einer Bank glücklich werden würde. Ich habe das Gefühl, dass ich mit meinem Job an der Uni bei jungen Leuten etwas Gutes bewirken kann und das ist mir wichtig.“

In Salzburg fühle er sich extrem wohl, was für ihn, der zusammen mit seiner Lebensgefährtin einen Hund besitzt, auch mit dem vielen Grün in der Stadt zu tun habe. Und dann ist da noch, wie schon erwähnt, die geographische Nähe zur Familie in Kärnten.

Foto: Professor Florian Huber
Fotonachweis: Kolarik

Kontakt:  
Univ.-Prof. Dr. Florian Huber Salzburg
Centre of European Union Studies (SCEUS)
Mönchsberg 2a
5020 Salzburg
t.:  +43 (0) 662 8044-3771

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