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 Europaweite Studie zum Schutz von Kindern vor Online-Risiken

Anlässlich des Safer Internet Day 2012 vom 7. Februar 2012: EU Kids Online III. Das Forschungsnetzwerk von EU Kids Online III präsentiert zu diesem Anlass einen von Andrea Dürager (Universität Salzburg) und Sonia Livingstone (London School of Economics) verfassten Sonderbericht.

Aktive Auseinandersetzung statt Verbote: Wie Eltern ihre Kinder vor negativen Online-Erfahrungen schützen können

Eltern sollten sich aktiv mit der Onlinenutzung ihrer Kinder auseinandersetzen. Sie sollen mit ihren Kindern über das Internet sprechen und manchmal auchdabei bleiben, wenn ihr Kind online ist. Die Studienautorinnen kommen zu dem Ergebnis, dass eine aktive Auseinandersetzung mit dem Internet besser ist als Verbote, die positive Erfahrungen behindern würden.Dies ist eine der Schlussfolgerungen eines neuen Berichts des EU Kids Online-Forschungsverbunds, der von der London School of Economics and Political Science (LSE) koordiniert wird; Leiterin des österreichischen Teams in diesem Verbund ist Univ.-Prof. Dr. Ingrid Paus-Hasebrink von der Universität Salzburg.

Der Berichtuntersucht die Strategien, mit denen Eltern die Internetnutzung ihrer Kinder begleiten und unterstützenkönnen. Die Frage war, wie schlechte Erfahrungen mit dem Internet verringert werden können. Die Studie basiert auf Interviews mit 25.000 Kindern zwischen neun und 16 Jahren und ihren Eltern in 25 europäischen Ländern.

Aktive Eltern = kompetente und geschützte Kinder

Die aktive Auseinandersetzung von Eltern mit der Internetnutzung ihrer Kinder – zum Beispiel gemeinsame Online-Aktivitäten oder die Ermutigung des Kindes, selbstständig mit dem Internet umgehen zu lernen und dabei in der Nähe zu bleiben – geht mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit einher, dass Kinder mit Online-Risiken konfrontiert werden. Zumindest jüngere Kinder, deren Eltern häufiger solche Maßnahmen verwenden, machen auch etwas seltener belastende Erfahrungen, wenn sie das Internet nutzen. Insbesondere im Zusammenhang mit Cyber-Mobbing oder sexuellen Nachrichten, obwohl sie das Internet ebenso vielfältig nutzen wie andere Kinder.

Im Gegensatz dazu scheinen restriktive Maßnahmen, wie das Blockieren bestimmter Webseiten oder Verbote, Fotos oder andere Informationen hochzuladen – das effizienteste Mittel zu sein, um negative Erfahrungen zu reduzieren. Da aber diese Strategie die Internetnutzung der Kinder stark einschränkt, geht sie zugleich damit einher, dass die positiven Möglichkeiten des Internets im Sinne von Lernen, Kommunikation und Spaß nicht ausgeschöpft werden und sich bei den Kindern auch weniger Internetkompetenz entwickelt.

Professor Sonia Livingstone (London School of Economis), die das EU Kids Online-Projekt leitet, betont:

“Mit Kindern über das Internet zu sprechen, sie zu ermutigen, es selbstständig zu erkunden, und für den Fall negativer Erlebnisse in der Nähe zu bleiben, sind die Maßnahmen, mit denen Eltern am ehesten die Onlinerisiken verringern können, ohne die positiven Erfahrungsmöglichkeiten zu beschneiden. Die Daten zeigen, dass es die Kinder begrüßen, wenn sich ihre Eltern für ihre Internetnutzung interessieren und ihnen auch ein gewisses Vertrauen entgegenbringen, dass sie mit dem Internet kompetent umgehen können.

Auf der anderen Seite gibt es auch einige Eltern, die sich kaum um die Internetnutzung ihrer Kinder – auch von jüngeren Kindern – kümmern. Entsprechend wünschen sich einige Kinder von ihren Eltern mehr Interesse und eine aktivere Auseinandersetzung mit dem Thema. Es sollte eine vordringliche Aufgabe für die Politik sein, gerade diese Eltern auf die möglichen Risiken der Onlinenutzung aufmerksam zu machen und ihnen Informationen und Hilfestellungen für wirksame Erziehungsmaßnahmen zur Verfügung zu stellen.”

Erziehungsstile in Österreich im Vergleich zu Europa

Wie die Autorin des Berichts, Andrea Dürager (Universität Salzburg), betont, unterscheiden sich die europäischen Länder zum Teil erheblich in den elterlichen Erziehungsmaßnahmen. Während sich zum Beispiel skandinavische Länder durch vermehrt aktive Formen der Auseinandersetzung, aber geringe restriktive Maßnahmen wie Verbote auszeichnen, sind beide Mediationsformen in osteuropäischen Ländern im Vergleich zum europäischen Durchschnitt unterrepräsentiert. Unterdessen greifen deutsche Eltern vergleichsweise oft zu restriktiven Maßnahmen, setzen jedoch auch überdurchschnittlich viele aktive Strategien ein. Bei österreichischen Eltern sind Maßnahmen zur Beeinflussung der Internetnutzung ihrer Kinder im europäischen Vergleich eher seltener. Wenn sie eingreifen, handelt es sich eher um restriktive Maßnahmen, die das Kind in der Internetnutzung einschränken.

Weitere Ergebnisse:

– Lediglich 15% der Eltern in Europa geben an, nach einem belastenden Erlebnis ihres Kindes Konsequenzen für ihre eigenes Verhalten zur Förderung von Internet-Sicherheit gezogen zu haben, obwohl fast 30% es für wahrscheinlich halten, dass ihr Kind im nächsten halben Jahr belastende Erfahrungen machen wird.

– Während drei Viertel der befragten Eltern Software zur Verhinderung von Spam und Viren verwenden, setzt nur weniger als ein Drittel Software für den Kinder- und Jugendschutz ein.

– Im Gegensatz zu der oft zu hörenden Annahme, dass Eltern kaum über die Internetnutzung ihrer Kinder Bescheid wissen, sind rund zwei Drittel der Kinder der Meinung, dass ihre Eltern in dieser Hinsicht gut informiert sind.

– Kinder äußern sich meist positiv über das auf die Internetnutzung bezogene Verhalten ihrer Eltern, zwei Drittel empfinden die elterlichen Schutzmaßnahmen als hilfreich. Einige Kinder wünschen sich, dass ihre Eltern mehr Interesse an ihrer Internetnutzung zeigen.

Weitere Informationen:

Der vollständige Bericht (auf Englisch) – Andrea Duerager und Sonia Livingstone, How Can Parents Support Children’s Internet Safety? – ist auf www.eukidsonline.net verfügbar. Dort finden sich auch weitere Informationen zum Projekt. Für

 

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