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Ergänzende Stellungnahme der Paris Lodron Universität Salzburg zur Gründung der „Interdisziplinären Technischen Universität für Digitalisierung und Digitale Transformation“

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Die Paris Lodron Universität Salzburg schließt sich vollumfänglich der umfassenden Stellungnahme der Österreichischen Universitätenkonferenz (uniko) zum Entwurf eines Bundesgesetzes über die Gründung der „Interdisziplinären Technischen Universität für Digitalisierung und Digitale Transformation“ an und erlaubt sich die folgenden ergänzenden Hinweise zu geben.

  • Die Absicht der Politik ist jedenfalls zu begrüßen, Investitionen in den Ausbau und die Weiterentwicklung des Universitätssektors vorzunehmen. Ebenso zu begrüßen ist, dass politische Entscheidungsträger/innen die Bedeutung der digitalen Transformationsprozesse erkennen, durch die wissenschaftliche und künstlerische Forschung und Lehre wesentlich gestaltet und entwickelt werden.
  • Im Hinblick darauf, welche Rolle Universitäten bei der digitalen Transformation spielen sollen, haben wir allerdings grundsätzlich andere Vorstellungen, die wesentlich auch aus unseren Erfahrungen und den bereits erfolgreich umgesetzten Konzepten resultieren. So halten wir die geplante Gründung der TU Oberösterreich nicht für den richtigen Weg, um Österreich als kompetitiven Standort im Hinblick auf digitale Transformationsprozesse zu stärken. Digitale Transformation muss an jedem einzelnen Universitätsstandort individuell (d.h. ausgehend von den vorhandenen Kompetenzen) und darüber hinaus in synergetischer bundesweiter Abstimmung umgesetzt werden. Letzteres geschieht durch enge Kooperation innerhalb der uniko im Forum Digitalisierung. Zu Ersterem entwickeln die einzelnen Universitäten, ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werdend, unterschiedliche individuelle und umfeldangepasste Modelle für eine tatsächliche und nachhaltige Stärkung des Standortes, die jenseits einer oberflächlichen Verwendung von Begriffen wie Digitalisierung und Interdisziplinarität als plakative Buzzwords stehen.
  • Vor diesem Hintergrund halten wir es besonders problematisch, dass nicht nur die rechtliche Basis und die Rahmenbedingungen für den Betrieb der neuen Universität vollkommen offenbleiben, sondern auch die formalen Strukturen und inhaltlichen Konzepte. Gerade auch für die Entwicklung der Inhalte bedarf es nicht nur einer standortweiten, sondern bundesweiten Diskussion, um Komplementarität und gerade auch vor dem Hintergrund einer internationalen Kompetition die kritische Masse für österreichweite Zusammenarbeit zu erzielen. Die angedachten prozeduralen Wege werden aber ausschließlich über Gründungskonvent bzw. Gründungspräsident:in festgelegt und damit Tatsachen für universitäre Strukturen (Festlegung strategischer Grundsätze, Satzung, Organisationsplan, Studienangebot … ) geschaffen, die entweder den Gesetzgeber zwingen, in der Folge das endgültige Gesetz nach diesen Vorgaben zu gestalten, oder aber die Universität muss ihre gerade erst installierten Strukturen bereits zu Beginn überarbeiten.
  • Die Universität Salzburg spielt bundesweit wieder eine Vorreiterrolle durch ihre fachliche Konsolidierung und Schwerpunktbildung der digital-analytischen Fächer, wie sie es schon in den letzten Jahren bei der Einrichtung der jeweils österreichweit ersten universitären Digital-Studiengänge Data Science, Human Computer Interaction (Master und Doktorat) sowie Digitalisierung-Innovation-Gesellschaft (Bachelor) getan hat. Im Wintersemester 2022 wird zudem ein neuer Bachelorstudiengang in „Artificial Intelligence“ starten. Diese Studiengänge sind tatsächlich beispielhaft interdisziplinär in dem Sinne, dass wahre Interdisziplinarität auch nur gelingen kann, wenn sie starke disziplinäre Fundamente besitzt und diese im Zusammenhang mit einer entsprechenden Aktivität in Forschung und Third Mission steht.
  • Die digitale Transformation bedarf bundesweit erheblicher Investitionen in Köpfe in den Kerngebieten der Digitalisierung, nämlich den digital-analytischen Fächern, und dies an jedem Standort. Gleichzeitig entfalten derartige Investitionen insbesondere dort eine Hebelwirkung im Hinblick auf die digitale Transformation, wenn eine Ausstrahlwirkung in andere Fächer möglich ist bzw. durch schon existierende, gelebte Interdisziplinarität katalysiert wird. Dies ist in an der Universität und am Standort Salzburg besonders hohem Maß der Fall, wo sowohl intrauniversitär enge Kooperationen zwischen der digital-analytischen Fakultät und allen anderen Fakultäten bestehen, einschließlich insbesondere den Geisteswissenschaften und Lebenswissenschaften. Dazu wurden am Standort Salzburg interuniversitär mit der Medizin und den Künsten reichhaltige Brücken bereits gebaut. Erkenntnisse aus den digital-analytischen Fächern finden Eingang in die Forschungskonzepte der anderen Fächer, die wiederum ihrerseits wesentliche Beiträge in der universitären digitalen Transformation liefern. Wie sollen beispielsweise Ethik und Kommunikation in Studiengänge der digitalen Transformation integriert werden, wenn eine neuzugründende Universität gar keine Expertise im Bereich Ethik oder Kommunikation besitzt?

Diese Punkte sind als ergänzende Hinweise der Universität Salzburg zur Diskussion um die geplante TU Oberösterreich zu verstehen, nicht im Sinne einer erschöpfenden oder gar ausschließlichen Stellungnahme.

Prof. Dr. Dr.h.c. Hendrik Lehnert 

Rektor

Paris Lodron Universität Salzburg (PLUS)

Tel: +43 662 8044 2008 

E-Mail an Prof. Dr. Dr.h.c. Hendrik Lehnert 

Foto: © Luigi Caputo

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