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Erfolg oder Misserfolg der Neuen Mittelschule?

Der Erziehungswissenschaftler Ferdinand Eder von der Universität Salzburg wurde vom Ministerium beauftragt, ein Universitäten-Konsortium zur Evaluierung der Neuen Mittelschule (NMS) einzurichten und zu leiten.

Die erforderlichen Daten inklusive Bildungsstandards 2013 liegen nun vor und das Expertengremium kann die erforderlichen Analysen durchführen. Es wird dabei von einem internationalen Beirat unterstützt. „Schnellschuss-Evaluationsergebnisse“ dürften nicht gefordert werden, sie wären unseriös, betont Eder. Die Ergebnisse sind Ende 2014/Anfang 2015 zu erwarten.

Im Hinblick auf die laufende Diskussion über Erfolg oder Misserfolg der NMS hält Eder fest, dass vor den endgültigen Auswertungsergebnissen eine seriöse, auf Daten gestützte Aussage zur Leistungsfähigkeit der NMS nicht möglich sei. Das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur (BMUKK) bzw. das Bundesinstitut für Bildungsforschung, Innovation & Entwicklung des österreichischen Schulwesens (BIFIE) beauftragten Universitätsprofessor Ferdinand Eder von der Universität Salzburg mit der Leitung der Evaluierung.

Professor Eder verweist auf folgende Sachverhalte:

170 Neue Mittelschulen evaluiert

2008 haben 67 Schulen das Konzept der NMS übernommen. Die Schulversuche zur Neuen Mittelschule wurden entsprechend dem gesetzlichen Auftrag durch eine laufende Evaluierung begleitet. Diese erste „Generation“ der NMS konnte vollständig evaluiert werden. Aus der zweiten Generation wurden 103 Schulen für die Evaluierungsstichprobe herangezogen. Beide Gruppen zusammen machen etwas mehr als 10 % der ursprünglichen Hauptschulstandorte aus. Stichprobe nicht repräsentativ Dabei handelt es sich jedoch nicht um zufällig gezogene Stichproben von „Versuchsschulen“, sondern um Schulen, die sich aus unterschiedlichen Gründen für eine Teilnahme am Projekt NMS entschieden haben, zum Teil wurden sie auch nominiert. Sie seien aufgrund der angewendeten Auswahlstrategien nicht repräsentativ für die Gesamtheit der ehemaligen Hauptschulstandorte, so Eder. Die Evaluation zielte vor allem auf eine Bewertung der fachlichen und der überfachlichen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler, um sich nach einer gewissen Versuchszeit ein auf Daten gestütztes Urteil über die Leistungsfähigkeit der NMS bilden zu können. Dieses Urteil sollte in die Entscheidung über eine dauerhafte Implementierung der NMS eingehen.

Nachdem es aus politischen Überlegungen zu einer flächendeckenden Einführung der NMS gekommen war, wurden verstärkt Erhebungen zur konkreten Arbeitsweise an den einzelnen Standorten durchgeführt, um auch Aussagen über möglicherweise besonders wirksame Komponenten des Konzepts der NMS machen zu können.

Ergebnisse erst Ende 2014/Anfang 2015 zu erwarten

Mit der Ende Jänner erfolgten Bereitstellung der Ergebnisse zu den Bildungsstandards 2013 liegen nunmehr alle Daten vor, die für die vorgesehenen Auswertungen erforderlich sind. Um einen fairen Vergleich zwischen den Ergebnissen der NMS und der Hauptschule bzw. der AHS-Unterstufe zu ermöglichen, reiche es nicht aus, einfach die Ergebnisse der Bildungsstandards nebeneinander zu stellen, so Eder. Vielmehr müssten – weil die NMS-Standorte nicht repräsentativ sind – umfangreiche Analysen vorgenommen werden, in denen mit statistischen Mitteln die unterschiedlichen Rahmenbedingungen (vor allem die Zusammensetzung der Schülerschaft nach kognitiven und sozialen Merkmalen) ausgeglichen werden. Das erfordert, nicht zuletzt wegen der erforderlichen internationalen Kontrolle, entsprechende Zeit, sodass mit dem Vorliegen der Ergebnisse erst Ende 2014/Anfang 2015 zu rechnen ist.

 „Von verschiedenen Seiten wurde mit Recht darauf hingewiesen, dass die flächendeckende Einführung der NMS erfolgt ist, ohne die Ergebnisse der Evaluierung abzuwarten. Die jetzt vereinzelt gemachten Vorschläge, die NMS zu stoppen, laufen Gefahr, diesen Fehler zu wiederholen“, warnt Eder.

Kontakt:
Univ.-Prof. i.R. Dr. Ferdinand Eder
Fachbereich Erziehungswissenschaft
Erzabt-Klotz-Straße 1
A-5020 Salzburg

Mobil: 0664-150 10 32