Die Vertrauensfrage stellen
Die Salzburger Hochschulwochen stehen von 29. Juli bis 4. August 2024 unter dem Motto „Fragiles Vertrauen“ und widmen sich damit der vielleicht kostbarsten Ressource der Welt. Knapp 30 Vortragende werden sich Vertrauensfragen von vielen Seiten nähern.
Die jährlich stattfindende Sommeruniversität der Paris Lodron-Universität Salzburg PLUS, auch „Smarte Sommerfrische“ genannt, steht heuer unter dem Motto „Fragiles Vertrauen“. Sie wird heute, 29. Juli 2024, mit Grußworten von Landeshauptmann Wilfried Haslauer eröffnet, ihnen folgt die erste, zweiteilige Vorlesungsreihe des Schweizer Theologen Thorsten Dietz. Er beleuchtet die Gründe und Abgründe des Vertrauens. „Keine der großen Herausforderungen, vor denen unsere Gesellschaften steht – Klimawandel, Mobilitätwende, Migration, AI et cetera – kann von einzelnen Akteur:innen gelöst werden, alle brauchen kooperative Anstrengungen – und damit immer Vertrauen. Ohne Vertrauen sind wir weder gesellschaftlich noch individuell handlungsfähig. Vertrauen ist der Schlüsselrohstoff der Zukunft schlechthin“, sagt Assoz. Prof. Dr. Martin Dürnberger, Obmann der Salzburger Hochschulwochen, die seit 1931 als Veranstaltungsreihe der Theologischen Fakultät der PLUS stattfinden. Wo es versiege, lasse es sich nicht einfach wieder herstellen, wo es fehle, würden demokratische Prozesse unmöglich, zerfielen soziale Netze.
Warum und wie weit der Wissenschaft oder wissenschaftlichen Institutionen Vertrauen geschenkt werden sollte, versucht Helga Kromp-Kolb am 29./30. Juli 2024 zu beantworten. Sie war maßgeblich an der Gründung des Climate Change Centers Austria (CCCA) sowie der Allianz Nachhaltige Universitäten in Österreich beteiligt und ist Mitglied des Lenkungsausschusses des universitätsübergreifenden Projektes UniNEtZ. Doch nicht nur die Wissenschaft beschäftigt sich mit der Vertrauensfrage, sondern auch die Institution Kirche. „Vertrauen in Kirche und Gesellschaft – Veränderungen und Potenziale?“ ist das Thema von Barbara Ladenburger. Sie ist Referentin für politische und ethische Grundfragen beim Zentralkomitee der deutschen Katholiken in Berlin.
Der Journalist Georg Renner hebt am 31. Juli 2024 das Hochschulwochen-Thema auf eine digitale Ebene, beleuchtet, wie durch Digitalisierung und Sozialmediatisierung praktisch jeder Mensch ein Millionenpublikum erreichen kann. Und welche Auswirkungen die Künstliche Intelligenz auf den Wahrheitsgehalt für Laien hat. Dinge in Frage zu stellen und nicht kritiklos hinzunehmen, gelte als wichtiges Vermögen, ist Martin Hartmann, Rektor der Universität Luzern überzeugt. Beide diskutieren am 1. August 2024 unter Leitung der Journalistin Hedwig Kainberger über die Vertrauensfrage. „Blind zu vertrauen ist keine Option, es braucht vielmehr waches Vertrauen, das offen für Diskurs und Kritik ist,“ sagt Obmann Dürnberger.
Wie das in einer narzisstischen Gesellschaft möglich oder unmöglich ist, führt der Psychiater und Psychotherapeut Reinhard Haller am 2. August 2024 aus. Der Bestseller-Autor war unter anderem Gerichtsgutachter in den Fällen Jack Unterweger und des Bombenattentäters Franz Fuchs. An diesem Tag beginnt auch die zweiteilige Vorlesungsreihe von Univ.-Prof. DI Dr. Alexander Meschtscherjakov. Er ist seit 2024 Professor für User-Centered Design am Fachbereich Artificial Intelligence and Human Interfaces der PLUS. Es ist wichtig, eine Balance zwischen berechtigtem Vertrauen und Misstrauen herzustellen. In seinen Vorträgen werden verschiedene Ansätze und Fallbeispiele besprochen, in welchen Vertrauen in Technologie eine Rolle spielt und wie ein gutes Interaktionsdesign darauf reagieren sollte. Dies sei umso mehr entscheidend, wenn künstliche Intelligenz das Verhalten einer Technologie beeinflusse.
Jenseits der smarten Sommerfrische-Vorlesungen gibt es allerdings noch weitere Höhepunkte. Der Theologische Preis der Salzburger Hochschulwochen wird am 31. Juli 2024 an den deutschen Theologen Hans-Joachim Höhn verliehen. Der mit 5.000 Euro dotierte Preis zählt zu den renommiertesten theologischen Auszeichnungen im deutschen Sprachraum und würdigt das theologische Lebenswerk des jeweiligen Preisträgers. Gestiftet wurde das Preisgeld heuer vom Benediktinerkloster St. Georgenberg, Stans in Tirol.
Der weltbekannte Pianist Igor Levit steht am 29. Juli 2024 für Studierende bis 30 Jahren im Rahmen von „meet the artist“ für ein Gespräch zur Verfügung. Für sein politisches Engagement wurde Levit 2019 der 5. Internationale Beethovenpreis verliehen. Im Januar 2020 folgte die Auszeichnung mit der „Statue B“ des Internationalen Auschwitz Komitees anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung von Auschwitz. Kooperationspartner dieser Veranstaltung sind die Salzburger Festspiele.
Am Ende der Salzburger Hochschulwochen 2024 steht der akademische Festakt am 4. August 2024, bei dem heuer die Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) und Professorin an der Humboldt-Universität zu Berlin, Jutta Allmendinger sprechen wird. In ihrem Vortrag skizziert sie eine Politik, die auf Vertrauen baut, damit die Herausforderungen unserer Zeit bewältigt werden können.
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