News

Der Vergangenheit eine Stimme geben

Das Zentrum für Jüdische Kulturgeschichte an der Paris Lodron-Universität Salzburg begeht in diesen Tagen ihr 20-jähriges Bestehen. Eines der angesehensten Projekte des Zentrums ist die Austrian Heritage Collection.

Als Univ. Prof. Dr. i. R. Albert Lichtblau in den 1990er Jahren für drei Monate nach New York ging, nahm er sich vor, ehemalige Österreicher:innen mit dem Tonband zu besuchen und ihre Migrationsgeschichte in die USA festzuhalten. „Nach den ersten Besuchen wurde ich quasi von einer Person zur nächsten weitergereicht“, erinnert sich der Zeithistoriker. Als er 1992 nach Österreich zurückkam, stieß er das Projekt „Austrian Heritage Collection“ an. Mitstreiter waren der Verein Gedenkdienst, der Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus, das Austrian Cultural Forums New York sowie das ebenfalls dort beheimatete Leo Bäck Institut LBI. Es ist eine unabhängige Forschungs- und Dokumentationseinrichtung für die Geschichte und Kultur des deutschsprachigen Judentums mit inzwischen drei Teilinstituten in Jerusalem, London und New York City mit Zweigstelle in Berlin. Das LBI wurde 1955 von Hannah Arendt, Martin Buber, Siegfried Moses, Gershom Sholem, Ernst Simon und Robert Weltsch gegründet und setzte sich zum Ziel, deutsch-jüdische Geschichte und Kultur wissenschaftlich zu erforschen und ihr Erbe zu bewahren. Die Austrian Heritage Collection hat ihren Sitz am New Yorker Leo Bäck Institut und gilt als die umfassendste Sammlung zum Thema jüdische Emigration aus Österreich in den Vereinigten Staaten.

„Unsere Intention war es, zuerst einen Archiv-Ort zu etablieren und dort mit der Katalogisierung zu beginnen. Danach wollten wir eine Sammlung erstellen und eine soziale Interaktion anstoßen“, sagt Lichtblau. Das Motto „Wir interessieren uns für Ihre Geschichte.“ Knapp 850 Interviews haben Freiwillige des Vereins Gedenkdienst seitdem mit österreichisch-jüdische Emigranten:innen gemacht. Um anhand der Erzählungen eine Auswertung der Zeit des Nationalsozialismus vornehmen zu können, hat Lichtblau auch andere Quellen wie etwa die USC Shoah Foundation von Regisseur Steven Spielberg herangezogen. Diese Organisation hat weltweit über 50.000 Schilderungen von Überlebenden aufgenommen, um sie nachfolgenden Generationen als Unterrichts- und Ausbildungsmaterial zugänglich zu machen. „Nur 20 Prozent der Interviews haben sich mit unseren überschnitten“, sagt Lichtblau. Anzuhören sind die Gespräche der Austrian Heritage Collection auf der Website des Leo Bäck Instituts.

Links:

www.plus.ac.at/zentrum-fuer-juedische-kulturgeschichte/

 www.lbi.org/de/collections/austrian-heritage-collection/

GW-Fakultät Rudolfskai

Mag. Susanna Graggaber

Stv. Abteilungsleitung | Presse | Veranstaltungsorganisation

Paris Lodron Universität Salzburg | Abt. Kommunikation u. Fundraising

Kapitelgasse 4-6 | A-5020 Salzburg

Tel: +43 662 8044 – 2027

E-Mail an Mag. Susanna Graggaber