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CALL FOR PAPERS: Street Art als Aufgabe und Chance für die Public History

Wir laden zu Einreichungen für eine Interdisziplinäre Tagung am 8. und 9. Jänner 2026 an der Universität Salzburg in Kooperation mit der Universität Mozarteum Salzburg ein. Im Fokus der Veranstaltung steht die Auseinandersetzung mit dem Phänomen Street Art aus geschichtswissenschaftlicher, kunstpädagogischer und kunsthistorischer Perspektive.

Street Art als Aufgabe und Chance für die Public History

Wie aktuell am russischen Aggressionskrieg gegen die Ukraine ersichtlich wird, manifestieren sich lokale, nationale und globale Geschichtsbilder auch in Form von Street Art, also selbstautorisiert angebrachten Zeichen im öffentlichen Raum wie etwa Wandbilder, Sticker, Poster, Tags etc. – ein Phänomen, das keineswegs neu ist. Die Ursprünge der modernen Street Art (Graffiti lassen sich archäologisch bereits im Alten Ägypten nachweisen) liegen in den USA und hier insbesondere in New York City ab den 1960er-Jahren. Insofern überrascht es, dass Untersuchungen zur Street Art im Feld der Public History bislang ein weitgehendes Forschungsdesiderat geblieben sind.

Akteur·innen der Street-Art nehmen in ihren Werken häufig auf die Vergangenheit Bezug. Die Formen, die Geschichtsdarstellungen dabei annehmen, sind so vielfältig wie die Street Art selbst. Sie reichen von riesigen Wandgemälden an den Fassaden besetzter Häuser, an denen etwa die Geschichte der Repression des türkischen Staates gegen die kurdische Autonomiebewegung dargestellt wird, bis hin zu wenige Quadratzentimeter großen Stickern der „Identitären Bewegung“ mit geschichtsikonischen Darstellungen und der Aufschrift: „Prinz Eugen, Leonidas, Karl Martell – Do it again!“ (also dem Versuch, eine historische Kontinuität der europäischen Abwehr gegen die arabische, persische und osmanische Expansion und heutiger Anti-Migrationspolitik zu argumentieren). Street Art wird in diesem Kontext daher als gezielt gesetzte geschichtskulturelle Manifestation in der Öffentlichkeit verstanden. Sie spiegelt Vergangenheit nicht rein passiv wider, sondern prägt durch die Art und Inhalte ihrer Geschichtsdarstellung auch aktuelle Deutungen und Wahrnehmungen von Vergangenem mit und zeugt damit von agency im öffentlichen Raum.

Wie und inwiefern die Geschichte(n), die Street Art verhandelt, auch als solche für die Öffentlichkeit erfahrbar, lesbar und damit kritisierbar sind, ist eine Frage, die nicht nur aus Sicht der politischen Bildung und der Geschichtsdidaktik, sondern auch für die Kunstpädagogik und die Visual Culture Studies von Interesse sind. Street Art stellt eine Ausdrucksform dar, die nicht nur ästhetisch, sondern auch mit Blick auf die Kommunikations-, Wirkungs- und Aussagekraft von Bildern Spannungsfelder eröffnet.

Als gesellschaftlich Handelnde nehmen Akteur·innen der Street Art in der Öffentlichkeit spezifische Perspektiven auf historische Ereignisse ein und formulieren durch ihre visuellen (und teilweise auch textuellen oder multimodalen) Äußerungen Kommentare zu diesen. Sie tragen damit Interpretationen der Vergangenheit als ästhetisch ausgestaltete Geschichte an die Öffentlichkeit heran, die nicht vorrangig kognitiv verhandelt wird, wie etwa in Geschichtsbüchern oder Ausstellungen. Zudem spielt nicht nur die jeweilige Perspektive auf die Vergangenheit eine Rolle, sondern auch die Art und Weise der Darstellung und ihre sozialräumliche Positionierung. Stile und Ästhetiken unterscheiden sich teilweise sehr stark. Auch differieren die Orte der Begegnung, die durch die Platzierung der Murals, Stencils, Throw Ups etc. geschaffen werden. Stellungnahmen zu historischen Ereignissen in der Form von Street Art können groß, bunt und schreiend und damit für viele sehr offensichtlich sein; sie können aber auch klein, subtil und damit eher unscheinbar, vielleicht sogar schwer auffindbar sein. Insofern ist es für die Frage nach der Wirkung, aber auch der Vermittlung von Perspektiven auf historische Ereignisse sowohl aus geschichtsdidaktischer als auch aus kunstpädagogischer Sicht von Interesse zu fragen, wie sich diese Stile, Ästhetiken und Orte der Begegnung einordnen und verstehen lassen.

Mögliche Zugänge

Gesucht sind Beiträge aus geschichtswissenschaftlicher, kunstpädagogischer und kunsthistorischer Perspektive, die sich theoretisch, empirisch oder praktisch mit folgenden oder weitergehenden Fragestellungen beschäftigen:

– Welchen Einfluss haben die durch Street Art im öffentlichen Raum platzierten historischen Vorstellungen auf die breitere Wahrnehmung historischer Ereignisse und Entwicklungen?

– Welche Strategien werden durch die Positionierung an bestimmten Orten und durch die Verwendung besonderer Kommunikationsmittel hinsichtlich der Interpretation der Vergangenheit erzielt?

– Inwiefern gelingt es, durch historische Referenzen in zeitgenössischer Street Art Emotionen zu wecken?

– Wie wird mit derartigen Visualisierungen von Geschichte auch ein ikonografisches Bildwissen kanonisiert oder aufgebaut, also häufig reproduzierte Darstellungselemente für eine Kommunikation über Vergangenheit konventionalisiert?

– Welchen Einfluss haben historische Darstellungen in Form von Street Art auf das kollektive Gedächtnis einer Gesellschaft?

– Wie trägt Street Art als kritische Intervention im öffentlichen Raum zum Hinterfragen etablierter Denkmuster und Vorstellungen über die Vergangenheit bei?

– Welche Handlungsempfehlungen können für die Geschichtsvermittlung im Feld der Public History formuliert werden?- Wie ordnen die Kunstgeschichte, die bildenden Künste oder historische Disziplinen diese Phänomene ein?

– Welche Traditionslinien lassen sich – zusätzlich zu einer ‚Geschichte der Street Art‘ im engeren Sinn ziehen, etwa zur offiziellen Wandmalerei des 19. Jahrhunderts?

– Welche Wechselwirkungen gibt es zwischen offizieller Kunst im öffentlichen Raum und ‚inoffizieller‘/nicht institutionalisierter Street Art?

– Welche Wissensformen verhandeln Akteur·innen der Street Art in Bezug auf historische Ereignisse und welche Strategien setzen sie ein, um anderes Wissen zugänglich zu machen?

– An welche Öffentlichkeiten richtet sich Street Art und welche (Vor-)Kenntnisse oder literacy brauchen unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen, um die im Rahmen von Street Art verhandelten Geschichte(n) zu begreifen?

– Wie kann eine (fachspezifische oder fächerübergreifende) Vermittlung in (außer)schulischen Kontexten eine kritische Auseinandersetzung mit Street Art anbahnen?

Einreichungen

Die Tagung findet am 8. und 9. Jänner 2026 an der Paris Lodron Universität Salzburg (SalzUjzburvPMg, ÖsyZKterrKumeicE8oh) iayin Koo@DsperGnCatioc2tn mitkNh der UNhgniveRrersit_H5ät MozayZarteum Salz0-Qburg iaystatt40-. Nflvächp7xtigungNhgskoster6Jn für dkNRefereg_Hnt·inp7xnenyZK we-QFrdenRr6 übernb@Domm-QFen. c2tEs g_HistkNh geplaLYcnt,jLY dieoIb Be19XitrQFiäge inFia einWp7em Sa40-mmewfllband iaymit peeRrer rePM4viewQFi zu v@DseröffumdentlJOEicheZKun. BiH5Ttte_H5 seg_Hnden b@DSie I2t.hre AeRrbstraX3Gcts AeRfür VGnCorträTzUge ayZ(2040- MinutE8oen) b19Xis 1iay5. JunZKui 2OE8025 (PM4maxYc2. 3.00GnC0 ZezUjichen Kuminkl. kNhLZ)Ib@ zuyZKsammzUjen mitzUj einerM40 ku7xqrzen BV19iografiJOEe (vPMmaxsWp. 25DsW0 ZeRreicg_Hhen iIb@nkl8oI. LZ)7xq an X3GbeaAeRte.r.AeoedkNhhamNhgmer@Wp7plus.a.Aec.at.zUj

Die vollständige Ausschreibung als PDF finden sie hier.

Graffiti

Matthias Weiß

Paris-Lodron-Universität Salzburg | Abteilung Kunstgeschichte

Kunst-, Musik- und Tanzwissenschaft

UNIPARK Nonntal, Erzabt-Klotz-Straße 1 | A-5020 Salzburg

Tel: 066280444601

E-Mail an Matthias Weiß

Foto: © Hubert Auer