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Atelier Gespräch: Nathan der Weise – Toleranz wider Willen

In Kooperation mit dem Schauspielhaus Salzburg

Mittwoch, 02. Oktober 2024 | 18:00 Uhr | Säulenfoyer, Schauspielhaus Salzburg | Erzabt-Klotz-Straße 22 | Salzburg

Univ.-Prof. Dr. Sabine Coelsch-Foisner im Gespräch mit dem Regisseur Jérôme Junod und dem Rechtsphilosophen Univ.-Prof. Dr. Stephan Kirste (Fachbereich Völkerrecht, Europarecht und Grundlagen des Rechts, Rechts- und Sozialphilosophie, Paris Lodron Universität Salzburg)

Im Anschluss um 19:30 Uhr findet eine Vorstellung statt.

Tickets dafür können Sie im Kartenbüro des Schauspielhausesreservieren: +43 662 808585


Vorstellungen: 19.09. / 22.09. / 24.09. / 26.09. / 28.09. /30.09. / 02.10. / 03.10. / 04.10. / 06.10. / 07.10. / 09.10. / 11.10. / 12.10. /15.10. / 17.10. / 18.10. / 25.03. / 27.03. / 28.03. / 29.03. / 31.03. / 02.04. / 03.04. / 04.04. / 06.04. / 08.04. / 09.04.


Nathan der Weise,

ein fünfaktiges Ideendrama, wurde 1779 veröffentlicht und 1783 in Berlin uraufgeführt. Es ist Gotthold Ephraim Lessings (1729-1781) letztes Werk und spielt im Jerusalem des 12. Jahrhunderts zur Zeit des dritten Kreuzzugs, als gerade Waffenstillstand herrscht. Im Mittelpunkt steht der reiche jüdische Händler Nathan, dessen Pflegetochter Recha von einem jungen christlichen Tempelherrn aus dem Feuer seines brennenden Hauses gerettet worden ist. Dieser wiederum verdankt sein Leben dem muslimischen Herrscher Jerusalems, Sultan Saladin, der ihn als einzigen von zwanzig Gefangenen begnadigt hat, weil er seinem verstorbenen Bruder Assad ähnlich sieht … Gelingt das Miteinander von Christen, Muslimen und Juden? Was sind die Voraussetzungen und die Konsequenzen des Toleranzgedankens, der in der Ringparabel im dritten Akt bildlich Ausdruck findet? Als Lessing den Nathan schrieb, versuchte er sich damit gegen staatliche und kirchliche Zensurversuche zur Wehr zu setzen und verfasste einen bis heute ebenso aktuellen wie bestürzenden Entwurf einer utopischen Gesellschaft der Aufklärung und Toleranz, ohne die Gefährdungen einer solchen Welt auszuklammern. „Religion ist auch Partei“ – sagt der Tempelherr. Dieser Satz war im 18. Jahrhundert provokant und er ist es heute mehr denn je. Wie reagiert das Theater auf diese Provokation? Und wie lässt sich Nathans Erzählung von den drei Ringen, die dem jeweiligen Träger gleich viel Glück bringen sollen, sofern dieser daran glaubt – diese ‚europäische Toleranzidee’* – auf aktuelle Forderungen nachToleranz angesichts traumatischer Erfahrungen mit Intoleranz umlegen?

Sabine Coelsch-Foisner, „Religion ist auch Partei“. In Atelier Gespräche I. Salzburg: Anton Pustet, 2011. 116-129
*Heinz Schmidinger, Toleranz – auch eine Geschichte Europas. Basel: Schwabe, 2024


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Bild: Sujet Nathan der Weise © Schauspielhaus Salzburg/Chris Rogl

Birgit Glettler

Referentin

Paris Lodron Universität Salzburg

Erzabt-Klotz-Straße 1 | 5020 Salzburg | Austria

Tel: +43 662 8044 4428

E-Mail an Birgit Glettler

Foto: Sujet Nathan der Weise | © Schauspielhaus Salzburg/Chris Rogl