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Artenvielfalt schwindet schneller als bislang angenommen

Die Zerstörung wichtiger Lebensräume für Pflanzen und Tiere weltweit schreitet noch schneller und in größerem Ausmaß voran als bislang angenommen. Das zeigt die neue Untersuchung eines internationalen Forschungsteams, an dem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universitäten Salzburg und Hamburg beteiligt sind.

Die Forschenden haben Prognosen für 33 artenreiche und gleichzeitig besonders bedrohte Gebiete weltweit erstellt, für die sogenannten „Hotspots“ der Biodiversität. Stark gefährdet sind unter anderem Lebensräume im tropischen Afrika und im Amazonas-Regenwald, wo besonders viele Pflanzenarten heimisch sind.

„Alle Hotspots zusammen entsprechen nur 2,5 Prozent der Erdoberfläche, beherbergen aber über 50 Prozent aller Pflanzen- und Wirbeltierarten der Erde“, erklärt Prof. Jan Christian Habel von der Universität Salzburg. Erstmals berücksichtigte der Hauptautor der Studie die Auswirkungen der beiden wichtigsten Faktoren: Landwirtschaft und Klimawandel. Die Ergebnisse erschienen jetzt in der Fachzeitschrift „Conservation Letters“.

„Unsere Studie zeigt für die kommenden 30 Jahre, dass die Folgen der Ausbreitung landwirtschaftlicher Fläche gravierend sind, weil sie die natürlichen Lebensräume unmittelbar zerstören“, sagt Habel. So verlieren neun bis dreizehn der 33 Hotspots ihre gesamte unberührte Vegetation. Der Klimawandel hingegen wirkt nur in zwei bis sechs Hotspots auf mehr als die Hälfte der Fläche signifikant. Klimaänderungen beeinträchtigen die Artenvielfalt also eher langfristig, während die Landwirtschaft kurzfristig große Zerstörung anrichten kann.

„Stark gefährdet sind unter anderem Bereiche auf den Philippinen, den Karibischen Inseln, Madagaskar, im tropischen Afrika und im Amazonas-Regenwald, wo besonders viele Pflanzenarten heimisch sind. Dort wächst die Bevölkerung rasant und benötigt immer größere Flächen für die Landwirtschaft“, sagt Livia Rasche vom Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN) an der Universität Hamburg, die ebenfalls Hauptautorin der Studie ist. Gleichzeitig stehen nur wenige artenreiche Gebiete unter Naturschutz.

Die Ergebnisse zeigen zudem, dass gerade jene Hotspots besonders unter Druck stehen, in denen ohnehin nur noch wenig intakte Pflanzenwelt vorhanden ist. „In mindestens neun Hotspots sind alle der nur dort vorkommenden Arten vom Aussterben bedroht“, so Rasche.

Text: Mit freundlicher Genehmigung des CEN

Habel J C, Rasche L, Schneider U A, Engler J O, Schmid E., Rödder D, Meyer S T, Trapp N, Sos del Diego R, Eggermont H, Lens L, Stork N E (2019): Final countdown for biodiversity hotspots, Conservation Letters, https://doi.org/10.1111/conl.12668

Materialien zum Download: http://uhh.de/cen-hotspots

Weltkarte der Biodiversitäts-Hotspots: Die Karte zeigt den Einfluss von Klimawandel und Landwirtschaft in den Hotspots bis zum Jahr 2050. Die rot gefärbten Bereiche sind dabei besonders gefährdet – zum Beispiel die Philippinen, Madagaskar oder die Karibischen Inseln. Blaue Hotspots sind nicht oder nur wenig gefährdet.

Kontakt: Univ.-Prof. Dr. Dipl.-Umweltwiss. Jan Christian Habel
Fachbereich Biowissenschaften
Tel.: +43 662 8044 5620

Foto: Boudewijn Huysmans on Unsplash

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