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Ankauf der Briefe und Postkarten Stefan Zweigs an Sigmund Freud durch das Literaturarchiv Salzburg

Es ist dem Literaturarchiv Salzburg gelungen, im November 2023 beim Londoner Auktionshaus Christie’s 47 Briefe und Postkarten Stefan Zweigs an Sigmund Freud sowie einen Brief Zweigs an Anna Freud zu erwerben. Seit dem Ankauf des umfangreichen Archivs von Atrium Press in London 2014 kann das Literaturarchiv als wichtigster Bestandhalter von Zweigs Nachlass in Europa gelten; nur die Reed Library Fredonia im Staat New York (USA) und die National Library of Israel in Jerusalem verfügen über ähnlich bedeutende Bestände.

Der außergewöhnliche Ankauf, der die Zweig-Sammlung des LAS substantiell erweitert, wurde durch die großzügige Unterstützung privater Sponsoren und der Internationalen Salzburg Association ermöglicht. Wesentlichen Anteil am Zustandekommen hatte die Ehrendoktorin der PLUS, Dr.in Helga Rabl-Stadler, der die Organisation der Finanzierung zu verdanken ist.

Gemeinsam mit ihr präsentierten deshalb Dr. Manfred Mittermayer, der Leiter des Literaturarchivs, sowie Univ.-Prof. Dr. Martin Weichbold, geschäftsführender Vizerektor der PLUS, und Prof. Dr. Dr.h.c. Hendrik Lehnert, während des Ankaufsvorgangs Rektor der PLUS, am 27. November 2023 im Rahmen einer Pressekonferenz die neu erworbenen Dokumente zur Beziehung Zweigs zu Sigmund Freud.

Während Freuds Briefe an Zweig bis zum Jahr 1932 von ihrem Empfänger bei der Auflösung seines Salzburger Haushalts an die Vorgängerinstitution der heutigen National Library of Israel in Jerusalem gegeben wurden, sind die vom Literaturarchiv angekauften Briefe Zweigs an Freud zuletzt im Juni 1989 ebenfalls bei Christie’s in London versteigert worden. Die nach 1932 geschriebenen Briefe Freuds wurden hingegen im Mai 2015 bei Sotheby’s in London angeboten und gelangten wahrscheinlich an unterschiedliche Besitzer:innen.

Die Briefe entstanden zwischen 1920 und 1939 und sind in vielfältiger Weise von Interesse. Schon der erste vom 3.11.1920 setzt sich z.B. mit Freuds kritischer Reaktion auf Zweigs Darstellung Dostojewskis in seinem Band Drei Meister auseinander. Wiederholt fallen Namen von prominenten Zeitgenossen, deren Besuch bei Freud Stefan Zweig vermittelt hat, etwa von Romain Rolland (1924), H.G. Wells (1933) und Salvador Dalí, der Freud am 19.7.1938 anlässlich eines gemeinsamen Besuchs porträtierte.

Am 8.9.1926 bringt Zweig auf den Punkt, was ihn an der Persönlichkeit Freuds am meisten faszinierte: der „Mut in der Psychologie“. Er habe „einer ganzen Epoche die Hemmungen weggenommen“. Zweig bescheinigt Freud: „Dank Ihnen sehen wir vieles, – Dank Ihnen sagen wir vieles, was sonst nicht gesehen und nicht gesagt worden wäre.“

Kurz nach Beginn des Zweiten Weltkriegs schreibt Zweig am 14.9.1939 in seinem letzten Brief an Freud: „Wir müssen jetzt fest bleiben – es wäre sinnlos zu sterben, ohne vorher die Höllenfahrt der Verbrecher gesehen zu haben.“ Am 26.9.1939 hält er in London eine Gedenkrede auf den drei Tage zuvor verstorbenen Freud. Das Manuskript der Rede lagert (bis auf die in Fredonia aufbewahrte Anfangsseite) ebenfalls im Literaturarchiv Salzburg.

Wie dieser Text stehen sämtliche Poststücke Zweigs an Freud, die nun erworben werden konnten, nicht nur im Literaturarchiv der Forschung zur Verfügung, sondern sind ab sofort auf der vom Literaturarchiv betriebenen Website  www.stefanzweig.digital als digitale Faksimiles online frei zugänglich.

Dort finden sich auch weitere Informationen:  https://www.stefanzweig.digital/o:szd.thema.6


Abbildungen:

Brief Zweig Freud Juli1938


Abb.1: Brief Stefan Zweigs an Sigmund Freud, 8. September 1926 (Ausschnitt) | © Literaturarchiv Salzburg [mit Charakterisierung der Bedeutung Freuds]


Archivbox


Abb.2: Briefe und Postkarten Stefan Zweigs an Sigmund Freud, Archivbox | © Literaturarchiv Salzburg


Kontakt:

Dr. Manfred Mittermayer | Leitung Literaturarchiv Salzburg | E-Mail: Mobil: +43 664 5222826

UNI Salzburg - Literaturarchiv Salzburg. Pressekonferenz Edmundsburg. Foto: Kolarik Andreas 27.11.2023

HR Mag. Gabriele Pfeifer

Leitung Kommunikation und Fundraising

Paris Lodron Universität Salzburg | Abteilung Kommunikation und Fundraising

Kapitelgasse 4-6 | 5020 Salzburg | Austria

Tel: +43 662 8044 2024

E-Mail an HR Mag. Gabriele Pfeifer

Foto: v.l.n.r. Vizerektor Martin Weichbold, Dr. Manfred Mittermayer, Lina Maria Zangerl, Dr.in Helga Rabl-Stadler und Professor Hendrik Lehnert | © Kolarik