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30. November 2009

Gastvortrag von Ao.Univ.-Prof. Dr. Michael Zach (Universität Wien): „Meroe: Mythos und Realität einer Frauenherrschaft im Antiken Afrika“

 Katholisch-Theologische Fakultät, Universitätsplatz 1, HS 101
14.15-16 Uhr

Das Reich von Kusch mit seinen politischen Zentren Napata und Meroe erstreckte sich vom 10. vor- bis zur Mitte des 4. nachchristlichen Jahrhunderts über das sudanesische Niltal und beherrschte als afrikanische Supermacht des Altertums sogar zeitweise seinen nördlichen Nachbarn Ägypten. Als integraler Bestandteil der antiken Welt in politischen Interaktionen und kulturellem Austausch mit den zeitgenössischen Gesellschaften des Mittelmeerraumes stehend, verweisen wiederholt klassische Autoren mit großem Erstaunen darauf, dass dieses Reich von Frauen beherrscht würde, die sich als kriegerische Königinnen sogar römischer Expansionsbestrebungen erfolgreich erwehren konnten. Die genuinen archäologischen und epigraphischen Quellen demonstrieren jedoch ein anderes Bild der Frauen in ihrer Funktion als Herrscherinnen und Königsmütter als Trägerinnen der Legitimation innerhalb einer matrilinear organisierten Gesellschaft. So zeigt sich etwa, dass das männliche Element nicht ausgeblendet war, sondern wechselseitige Abhängigkeiten bestanden, die es Frauen überhaupt erst ermöglichte, den Thron zu besteigen. Darüber hinaus ist zu hinterfragen, inwieweit die dynastische Struktur der in Ägypten regierenden Ptolemäer und lokale Interessen bestimmter gesellschaftlicher Gruppierungen wie etwa des Militärs hierzu beitrugen. Unter diesem Gesichtspunkt wird auch die Rolle der Frau im sozialen, religiösen sowie wirtschaftlichen Bereich, aber auch als Sklavinnen und ?Exportobjekt? in die antike Mittelmeerwelt analysiert. Aufgezeigt werden letztlich ethnoarchäologisch erfassbare Schönheitsmerkmale wie z.B. Mästung, Tätowierung und Zahnextraktionen, die sich teilweise bis zum heutigen Tag erhalten haben.