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20. November 2008

Gastvortrag von Dr. Joachim Hengstl, Philipps-Universität Marburg

„Spurensuche.
Griechisch-hellenistisches Recht, Rechtsdenken und Verwaltungspraxis bei Lukas?“

HS 101, Kath.-Theol. Fakultät, Universitätsplatz 1
14 Uhr c.t.

Die Verfasser der neutestamentlichen Schriften haben keineswegs von ihrer Umgebung ab¬gehoben gleichsam in einer Mönchszelle gelebt, sondern ihre Vorstellungen wie ihre Sprache entstammen der ganz realen Welt und sind von dieser geprägt. Das ist kein neuer Gedanke. Bereits vor knapp hundert Jahren hat der Theologe Adolf Deissmann die Welt des Neuen Testaments mit den Alltagszeugnissen des griechisch-römischen Ägypten konfrontiert, und derzeit ist man eben in Salzburg damit befasst „Papyrologische Kommentare zum Neuen Testament“ (PKNT) herauszugeben.
Mit der griechischen Sprache wurden auch die in rechtlichem Zusammenhang gebräuchlichen griechischen Termini verwendet. Hieraus ergibt sich die Frage, ob im NT mit diesen Begriffen auch das griechische Recht und griechische Rechtsvorstellungen verwendet wor¬den sind. Diese Frage wird im Vortrag am Beispiel des Lukas behandelt.
Aus rechtshistorischer Sicht weist das lukanische Geschichtswerk darauf hin, dass sein Autor aus einer der griechischen poleis Kleinasiens stammt, die verwaltungstechnische Terminolo¬gie oft und versiert benützt, aber doch vor allem die römischen Verwaltungsverhältnisse kennt.

Dr.jur.utr. Joachim Hengstl war bis zu seinem Ruhestand am 31. März 2008 Akademischer Oberrat am Institut für Rechtsgeschichte und Papyrusforschung der Philipps-Universität Marburg und Sachbearbeiter für das ?Sammelbuch Griechischer Urkunden aus Ägypten? und die ?Berichtigungsliste der Griechischen Papyrusurkunden aus Ägypten?. Er ist Herausgeber der ?Juristischen Literaturübersicht? im ?Journal of Juristic Papyrology? sowie des ?Juristischen Referats? im ?Archiv für Papyrusforschung?, außerdem Mitherausgeber der ?Philippika. Marburger Altertumskundliche Abhandlungen? und Mitglied des Editorial Board der Zeit¬schrift ?Orbis Iuris Romani / Journal of Ancient Law Studies?.
Seine Forschungsgebiete und Veröffentlichungen umfassen Neusumerisches, altbabylonisches und altassyrisches Recht sowie das Recht der griechischen Papyri.