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13.6.: Vortrag: Jüdische Mystikkritik im 20. Jahrhundert. Martin Buber und Franz Rosenzweig

Die jüdische Erneuerungsbewegung zu Beginn des letzten Jahrhunderts vollzog sich auch in kritischer Auseinandersetzung mit der christlichen Tradition, v.a. mit dem protestantischen Liberalismus einerseits und der Mystik andererseits. Martin Buber und Franz Rosenzweig spielten hierbei eine zentrale Rolle. Buber, der schon in seiner Jugend von der nietzscheanisch geprägten Neuromantik und Neumystik des Fin de siècle fasziniert war, studierte intensiv die christlichen Mystiker, noch bevor er die Literatur des Chassidismus für sich entdeckte und bekannt machte. Die Absicht seiner Nachdichtungen und Interpretationen war es unter anderem, den Existenznachweis einer genuin jüdischen Mystik zu erbringen. Mit seiner Wende zur Dialogphilosophie, besonders ausdrücklich in Ich und Du (1923), vollzog er einen radikalen Bruch, indem er sich von jeglicher Mystik abwandte, die die Urdistanz zwischen Gott und Mensch in einer mystischen Einheit auflösen will, was er der christlichen ebenso wie der indischen Tradition vorwarf. Auch Franz Rosenzweig, der als erster die Gleichberechtigung von Judentum und Christentum religionsphilosophisch fundierte, wendet sich in seinem monumentalen Werk Der Stern der Erlösung (1921) gegen die Einstellung des Mystikers, der sich in seinem Hochmut einseitig nur für Gott, nicht aber für die zu erlösende Welt öffne. Der Vortrag beleuchtet die Rolle der Mystik für das Denken und Selbstverständnis der beiden Philosophen und fragt nach der sachlichen Angemessenheit ihrer Kritik. Erweist sich die Mystik als verbindendes oder trennendes Element im jüdisch-christlichen Dialog?  
Dr. Christian Jung ist Leiter des FWF-Projekts „Meister Eckharts frühe Pariser Quaestionen im Kontext“ und Senior Postdoc am Fachbereich Philosophie KTh der Universität Salzburg. Er studierte Philosophie, Klassische Philologie, Indologie, Indogermanistik, Musikwissenschaft, Sologesang sowie Gesangs- und Klavierpädagogik in Tübingen, Oxford, Paris, Wien und Linz und wurde in Heidelberg im Fach Philosophie promoviert. Er war Visiting Research Fellow am King’s College London (Erwin-Schrödinger-Felllow des FWF) und ist Assoziierter Gastwissenschaftler am Max-Weber-Kolleg Erfurt. Regelmäßige Lehraufträge an den Universitäten Salzburg, Frankfurt und Wien. Monographien: Meister Eckharts philosophische Mystik, Marburg 2010; Die doppelte Natur des menschlichen Intellekts bei Aristoteles, Würzburg 2011. Weitere Veröffentlichungen zu Aristoteles, Meister Eckhart, Swedenborg, Schelling, Buber und Rosenzweig.“  

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Margarete Heinz

Sekretariat

Zentrum für Jüdische Kulturgeschichte

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