Salzburger Bachmann Edition
An der Ingeborg Bachmann Forschungsstelle des Literaturarchivs Salzburg entsteht derzeit die erste Gesamtausgabe der Werke und Briefe der Autorin.
Ende 2012 wurde der Nachlass Ingeborg Bachmanns in Kopie (die Originale befinden sich im Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek) – einschließlich der bisher gesperrten Blätter – durch die Geschwister und Erben der Autorin, Isolde Moser und Dr. Heinz Bachmann, dem Literaturarchiv Salzburg zur Verfügung gestellt, wo er als Arbeitsgrundlage für die in der Bachmann-Forschung längst geforderte Gesamtausgabe der Werke und die erstmalige Edition des bisher gesperrten Briefnachlasses von Ingeborg Bachmann dient.
Die Salzburger Bachmann Edition, die von Hans Höller (seit 2021 von Uta Degner) und Irene Fußl unter Mitarbeit von Silvia Bengesser herausgegeben wird, ist als kritische Studienausgabe konzipiert. Das bereits publizierte Werk und die bisher unveröffentlichten Nachlassmaterialien sollen als verlässliche Textgrundlage bereitgestellt werden, leserfreundliche Kommentare bieten und editorische Entscheidungen nachvollziehbar machen. Die Kommentierung konzentriert sich auf den schreibbiographischen Kontext, die werk- und rezeptionsgeschichtlichen Zusammenhänge, die intertextuellen Dimensionen, den Prozess der Werkentstehung und die überlieferten Textgenesen.
Der 2017 erschienene erste Band „Male oscuro“. Aufzeichnungen aus der Zeit der Krankheit, hg. von Isolde Schiffermüller und Gabriella Pelloni, versammelt bisher unbekannte Traumnotate, Briefe, Brief- und Redeentwürfe der Autorin aus der Zeit der gesundheitlichen Krise ab 1962.
Im gleichen Jahr wurde mit Das Buch Goldmann, hg. von Marie Luise Wandruszka, ein nicht zu Ende geführtes Romanvorhaben der Autorin publiziert, das sich in ihrem Nachlass als Teil des großen „Todesarten“-Projekts erhalten hat.
Der Briefwechsel Ingeborg Bachmanns mit Hans Magnus Enzensberger erschien 2018, hg. von Hubert Lengauer, unter dem Titel „schreib alles was wahr ist auf“. Er ist geprägt von der Heiterkeit des jungen Briefpartners, Sprach(en)spielen, verborgenen Literaturzitaten und Geheimcodes.
Die Edition des ersten Erzählungsbands der Autorin, Das dreißigste Jahr (1961), 2020 hg. von Rita Svandrlik unter Mitarbeit von Silvia Bengesser und Hans Höller, bietet neben einem umfangreichen, sehr aufschlussreichen Kommentar auch erstmals eine Entstehungsstufe der Erzählung Ein Schritt nach Gomorrha unter dem Titel Eine lange Nacht.
Als fünfter Band der Salzburger Bachmann Edition erschien 2021 der Briefwechsel Ingeborg Bachmanns mit Ilse Aichinger und Günter Eich, hg. von Irene Fußl und Roland Berbig, unter dem Titel „halten wir einander fest und halten wir alles fest!“. Er dokumentiert die Freundschaft der beiden bedeutenden österreichischen Autorinnen zwischen 1949 und 1962.
Ingeborg Bachmanns zweite Lyriksammlung, Anrufung des Großen Bären (1956), erschien 2022 hg. von Luigi Reitani (†) als sechster Band der Salzburger Bachmann Edition, der zum ersten Mal die Gedichte unter Berücksichtigung des Nachlasses ausführlich kommentiert und im kulturgeschichtlichen Diskurs der Zeit verortet.
Weitere Erscheinungen sind:
- „über Grenzen sprechend“ – Briefwechsel Ingeborg Bachmann, Marie Luise Kaschnitz, Hilde Domin, Nelly Sachs, hg. von Barbara Agnese (2023)
- Die gestundete Zeit, hg. von Irene Fußl (2023)
- „Wir haben es nicht gut gemacht.“ – Der Briefwechsel Ingeborg Bachmann und Max Frisch, hg. von Hans Höller, Renate Langer, Thomas Strässle und Barbara Wiedemann (2023)
- »Senza casa«. Autobiographische Skizzen, Notate und Tagebucheintragungen, hg. von Isolde Schiffermüller, Gabriella Pelloni und Silvia Bengesser (2024)