„Kontinuitäten, Umbrüche, Zäsuren. Die Konstruktion von Epochen in Mittelalter und Früher Neuzeit in interdisziplinärer Sichtung“
Kontinuitäten, Umbrüche, Zäsuren. Die Konstruktion von Epochen in Mittelalter und früher Neuzeit in interdisziplinärer Sichtung. Hrsg. v. Thomas Kühtreiber und Gabriele Schichta, Heidelberg: Universitätsverlag Winter 2016 (Interdisziplinäre Beiträge zu Mittelalter und Früher Neuzeit, Band 6).
Dieser Band ist das Ergebnis der gleichnamigen Tagung, die von 14. bis 17. Mai 2014 in Krems an der Donau stattgefunden hat. Sie war die erste offizielle Co-Veranstaltung des Instituts für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit (IMAREAL) mit dem Interdisziplinären Zentrum für Mittelalter und Frühneuzeit (IZMF) der Universität Salzburg, dem das Institut seit Jahresende 2012 zugeordnet ist. Auch wenn davor bereits ein Tagungsband des Instituts für Realienkunde in der Reihe „Interdisziplinäre Beiträge zu Mittelalter und früher Neuzeit“ erschien, so steht dieses Buch doch in formeller Hinsicht noch mehr für die Integration des IMAREAL im neuen Forschungsträger und reflektiert somit auch eine bedeutende Zäsur – man könnte sagen: einen Epochenwechsel – in der Institutsgeschichte.
Inhaltlich setzt es sich zum Ziel, sowohl klassische Epochenkonstruktionen zu hinterfragen als auch alternative Perspektiven auf die Zeitlichkeit kultureller Phänomene für den interdisziplinären Diskurs zu erschließen. Die Ordnung der Dinge nach gesellschaftlichen Übereinkünften liefert aus kulturwissenschaftlicher Sicht Einblicke in Weltanschauungen und soziale Verfasstheiten: Wissenschaftliche Systematiken und Narrative bedürfen daher einer kritischen Überprüfung auf ihre ideologischen Grundlagen, perspektivischen Verengungen und blinden Flecken hin. Im Sinne eines interdisziplinären Reflexionsprozesses geht es dabei auch darum, Kriterien für die ‚Geschwindigkeitsmessung‘ von kulturellem Wandel offenzulegen. Die siebzehn Beiträge dieses Bandes beleuchten aus unterschiedlichen fachlichen Perspektiven – beteiligt sind u.a. Geschichtswissenschaft, Kunstgeschichte, Musikwissenschaft, Literaturwissenschaften und Archäologie – die Dynamiken von Epochenkonstruktionen von der Antike bis zur frühen Neuzeit. Sie beschäftigen sich aber auch mit Phänomenen der Traditionsbildung und analysieren die vielschichtigen kulturellen Prozesse, die mit Phasen der Beharrung (im Sinne von bewusstem oder unbewusstem Tradieren von ‚Althergekommenem‘) oder aber mit Innovationsphasen, Umbrüchen und Zäsuren in Beziehung stehen. Dabei werden stets auch die jeweiligen Narrative und ‚traditionellen‘ Sichtweisen in der eigenen Fachgeschichte mitreflektiert und kritisch hinterfragt.