Abschlussbericht 14. Österreichischer Zeitgeschichtetag
Vom 21. – 23. April 2022 fand der 14. Österreichische Zeitgeschichtetag an der Paris Lodron Universität Salzburg statt. Über 200 Teilnehmer*innen aus 15 Ländern waren angereist, um ihre aktuellsten Forschungsergebnisse zu präsentieren, sich in der Scientific Community zu vernetzen und sich mit Fachkolleg*innen auszutauschen. Unter dem Übertitel „Risse in der Zeitgeschichte“ fanden 37 Panels statt. Die Bandbreite an Vortragenden war groß: neben etablierten Zeithistoriker*innen stellten auch engagierte junge Nachwuchswissenschaftler*innen ihre Projekte vor. Darüber hinaus bestand auch für die interessierte Öffentlichkeit die Möglichkeit an den Diskussionsrunden teilzunehmen. Thematisch gliederten sich die Einreichungen in drei Schwerpunkte: „Transformationen / Risse durch die Zeit“, „Konflikte / Risse durch die Gesellschaft“ und „Perspektiven / Risse durch das Fach“. Zusätzlich wurde ein „Open Space“ angeboten, um ausgewählte Projekte, die über die genannten Schwerpunkte hinausgingen, vorzustellen. Insbesondere der Anspruch der Zeitgeschichte als Public History sollte durch die Auseinandersetzung mit aktuellen Entwicklungen wie Populismus, politischen Extremismus und gesellschaftlichen Polarisierungen sichergestellt werden. Das dreitägige Programm wurde durch zwei Abendveranstaltungen und einen abschließenden Stadtrundgang abgerundet. Neben dem fünfköpfigen Hauptorganisationsteam unter der Leitung der Professorin für Zeitgeschichte am Fachbereich Geschichte der Universität Salzburg Margit Reiter, waren sowohl langjährige Uni-Mitarbeiter*innen als auch Studierende rund um die Uhr im Einsatz, um den 14. Österreichischen Zeitgeschichtetag in Salzburg zu einer gelungenen Veranstaltung zu machen.
Donnerstag, 21. April 2022
Am ersten Tag verwandelte sich das Foyer des Universitätsgebäudes am Rudolfskai 42 zum zentralen Ort des angeregten Austausches und der kulinarischen Versorgung. Darüber hinaus präsentierten die Verlage Brill, Nomos und die Salzburger Rupertus Buchhandlung auf Büchertischen die neuesten Publikationen zur Zeitgeschichteforschung. Informationen rund um die Veranstaltungen sowie die Registrierung fanden am Info-Tisch statt, der von Studierenden während der gesamten Tagung betreut wurde. Das Foyer wurde somit zum zentralen Anlaufpunkt und Ort des Austausches für die Teilnehmer*innen der Tagung. Die Basis dieses Tages stellten jedoch die ersten 13 Panels mit Fachvorträgen dar, die aufgeteilt auf vier Räume stattfanden und einen themenvielfältigen Diskussionsinput, beginnend von der Zeit des Ersten Weltkrieges bis hin zur Digital History lieferten. Den krönenden Abschluss bildete die Abendveranstaltung mit dem renommierten Faschismusforscher Gustavo Corni, der eine Keynote zum Thema „1922/1945: Kontinuitäten und Brüche in der italienischen Zeitgeschichte“ hielt. Ein bedeutender Beitrag, war es doch ein faschistischer Politiker in Italien, der vor 100 Jahren erstmals an die Macht kam. Der Vortrag wurde im prunkvollen Ambiente der durch Marmorsäulen gesäumten Max-Gandolph-Bibliothek abgehalten. Im Anschluss konnten die Teilnehmer*innen den Abend bei einem reichhaltigen Buffet und hauseigenen Paris-Lodron-Universitäts-Weinen ausklingen lassen.
Freitag, 22. April 2022
Der zweite Tag zeichnete sich durch ein sehr intensives und dichtes Programm aus, fanden doch insgesamt 16 Panels statt, die die jüngere Geschichte aus sehr unterschiedlichen zeithistorischen Blickwinkeln beleuchteten. Von der klassischen Zeitgeschichteforschung zum Nationalsozialismus und Faschismus über umweltgeschichtliche Zugänge bis hin zur fachdidaktischen Einordnung und aktuellen Fragen mit Blick auf Osteuropa wurde den Teilnehmer*innen ein breites Spektrum an Forschungsthemen präsentiert. Eine Brücke schlagen zwischen Vergangenheit und Gegenwart, aber auch zwischen den unterschiedlichen historischen Disziplinen kann wohl als indirektes Motto dieses Tages bezeichnet werden. Am Abend widmete sich die Podiumsdiskussion unter der Moderation von Robert Obermair der Frage: Wem gehört die Zeitgeschichte? Trotz des kurzfristigen Ausfalls von zwei der vier Podiumsteilnehmer*innen, konnte mit Helga Embacher und Kornelia Kończal eine interessante Diskussionsrunde initiiert werden und die Inputs anschließend auf der Dachterrasse des Uniparks Salzburg mit Blick auf die Festung Hohensalzburg in entspannter Atmosphäre nachbesprochen werden.
Samstag, 23. April 2022
Der Vormittag des dritten Tages stand im Zeichen der letzten acht Panels, die die Universität Salzburg noch einmal zu einem Ort der zeithistorischen Begegnung machten. Auch wenn die Teilnehmer*innenzahl im Vergleich zu den vorhergehenden Tagen etwas zurückgegangen war, präsentierten die Vortragenden weiterhin mit großem Enthusiasmus und Engagement ihre Forschungsergebnisse, beispielsweise zur begrifflichen Einordnung des österreichischen Regimes zwischen 1933 und 1938 oder zum Themenkomplex Migration und Demokratie, um hier nur zwei Beispiel zu nennen. Am Ende der Tagung stand eine kurze allgemeine Abschlussrunde bei der dem Zeitgeschichteteam der Universität Graz als nächsten Austragungsort des 15. Österreichischen Zeitgeschichtetags diese ehrenvolle aber auch herausfordernde Aufgabe offiziell übergeben wurde. Für diejenigen, die nach diesen ereignisreichen Tagen noch Lust, Zeit und Kapazität für einen weiteren Blick in die Vergangenheit hatten, wurde vom Salzburg Museum eine Stadtführung zur NS-Geschichte und Erinnerungskultur Salzburgs angeboten.
Abschließendes Resümee zum Zeitgeschichtetag
Nach einer zweijährigen intensiven Planung und Vorbereitung der Tagung, die dem gesamten Zeitgeschichteteam der Universität Salzburg viel Zeit und Kraft abverlangt hat, können wir nun rückblickend sagen, dass sich die Anstrengungen mehr als gelohnt haben. Obwohl die Vorbereitungsarbeiten manchmal nervenaufreibend waren, immer wieder kleinere und größere Steine aus dem Weg geräumt werden mussten und unvorhersehbare Ereignisse, wie ein Cyber-Angriff auf den letzten Metern zu bewältigen waren, verliefen die drei Tage aus organisatorischer Sicht äußerst reibungslos. Darüber hinaus lässt sich aus dem überaus positiven Feedback der Teilnehmer*innen ableiten, dass auch innerhalb des Publikums der Eindruck einer in sich stimmigen Veranstaltung vorherrschte. Begleitet wurde dieses Gefühl von der Freude darüber, sich nach zwei Jahren Pandemie nun endlich wieder persönlich austauschen zu können. An diesem Punkt ist nochmals zu erwähnen, dass ohne die vielen Helfer*innen im Hintergrund, die abseits der wissenschaftlichen Bühne agiert haben, ein solch großes Projekt nicht umsetzbar gewesen wäre. Gleichzeitig hat diese gemeinsame Herausforderung insbesondere das Zeitgeschichteteam sehr eng zusammengeschweißt, denn gemeinsame Aufgaben fordern nicht nur, sondern verbinden auch. Abschließend bleibt somit noch zu betonen, dass es uns eine Freude war, für die aktuelle österreichische Zeitgeschichteforschung eine würdevolle Austauschplattform zu schaffen. Der Blick darf nun jedoch aus der Vergangenheit mit Vorfreude auf den nächsten Zeitgeschichtetag 2024 wieder erwartungsvoll in die Zukunft gerichtet werden.