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Mittelalterliche Geschichte und Historische Hilfswissenschaften

Festung Hohensalzburg

Projekte und Kooperationen

 Digitale Transformation der Österreichischen Geisteswissenschaften | DiTAH

 Netzwerk VIRMA – Virtual Materiality – Material Virtuality (hypotheses.org)

Conference „Materiality and Virtuality“

Conference of the Interdisciplinary Center for Medieval and Early Modern Studies (IZMF) and the Institut for Medieval and Early Modern Material Culture (IMAREAL) at the University of Salzburg in cooperation with the research network Virtual Materialities – Material Virtualities (VIRMA).

When: 19.–21. 9. 2023

Where: KREMS | DONAU KOLPINGHAUS CAMPUS KREMS

Materiality and virtuality do not form an irreconcilablebinary opposition, it is, in our view, their productive interaction that in fact gives rise to the fabrics of signification in which ‘realities’ consist. Based on the assumption that people create culture in continuously self-renewing processes of negotiation in the interplay of virtuality and materiality, the contributions explore how people generate virtuality, and how far they need sensual points of reference and connection in and with the material world.

Program (PDF)

Conference „Materiality and Virtuality“


IZMF – Interdisziplinäres Zentrum für Mittelalter und Frühe Neuzeit

 Materialität

 Inventories Network

Projekte am  IMAREAL

Das Institut für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit (IMAREAL) ist ein wichtiger Kooperationspartner im Bereich Mittelalterliche Geschichte und Historische Hilfswissenschaften:  Klosterhöfe in der Wachau |  Heiligkeit administrieren

INVENTARIA Inventarisierung als soziale Praxis (FWF P 35988 Einzelprojekte)

 https://www.inventaria.at/

Burg Heinfels in Panzendorf
Foto: © Peter Leiter/Museumsverein Burg Heinfels – CC BY-SA 4.0 Burg Heinfels in Panzendorf

Projektleitung: Christina Antenhofer; Kooperationspartner IMAREAL: Ingrid Matschinegg, nationaler Forschungspartner: Universität Innsbruck, Institut für Sprachwissenschaft: Claudia Posch, Gerhard Rampl, Gerald Hiebel

Keywords: new cultural history, material culture studies, inventories, castles, gender, digital humanities

Burgen erfreuen sich seit Langem großer Beliebtheit. In der Forschung dominieren allerdings bislang Themen wie Politik und Militär, die vor allem den traditionell männlichen und herrschaftlichen Blick auf Burgen spiegeln. Dieses Projekt bricht mit diesem Vorgehen und fragt danach, wie sich das Leben auf mittelalterlichen Burgen abspielte. Dabei interessieren uns die verschiedenen Menschen, die auf Burgen lebten und arbeiteten, insbesondere Frauen.

Wir blicken durch das Schlüsselloch ins Innere ausgewählter Burgen im historischen Tirol, auf Räume und Dinge, die dort vorhanden waren. Als Basis dienen besondere Texte: Inventare. Dabei handelt es sich um Listen, die über die auf Burgen vorhandenen Möbel und Gerätschaften angelegt wurden. In der Regel wurden diese erstellt, wenn ein Besitzwechsel oder ein Wechsel der Verwaltung erfolgte. Es waren somit eigentlich Momentaufnahmen und zugleich Rechenschaftsberichte darüber, was auf der Burg vorhanden war.

Wie ging man vor, um alle Dinge zu katalogisieren und zu beschreiben, die sich auf einer Burg befanden? Wie wurden Räume inspiziert – oder welche wurden auch gar nicht erfasst? Welche Menschen waren an diesen Prozessen beteiligt und wie fasste man die Flut an großen und kleinen Gerätschaften in Worte? – Dies sind Kernfragen, denen sich unser interdisziplinäres Team widmet. Bislang wurden Inventare vor allem verwendet, um nach bestimmten, meist kostbaren Kunstwerken  zu suchen. Wir betrachten Inventare dagegen als historische Texte, die über die Nennung von Objekten und Räumen Geschichten erzählen. Sie liefern wertvolle Einblicke in die Alltags- und Sozialgeschichte, in mit Objekten verbundene Handlungen, Gefühle, Erinnerungen, Wissensbestände und Sinneserfahrungen.

Solche Inventare haben sich für die Burgen aus dem Raum des historischen Tirol bereits für die Zeit des 14. bis 16. Jahrhunderts in bemerkenswerter Menge erhalten: 130 dieser Inventare werden wir in diesem Projekt mit digitalen Methoden bearbeiten, um Informationen zu Räumen und deren Ausstattung, aber auch zu den Menschen, die diese nutzten, zu erhalten.

Die Hypothese ist, dass Inventare Auskunft über die Tätigkeit des Inventarisierens geben, wenn verschiedene Personen durch die Räume gingen und alle Dinge beschrieben und erfassten. Die Dokumente zeigen somit Beziehungen zwischen Dingen, Menschen, Tätigkeiten, Räumen und den Worten, die dafür verwendet wurden. Digitale Methoden erlauben es, diese Beziehungen und die Tätigkeit des Inventarisierens nachzuzeichnen. Über diese Visualisierungen werden Burgen als soziale Lebensräume sichtbar. Anhand von Fallbeispielen werden bei ausgewählten Burgen auch die historischen Raumstrukturen visualisiert.

Im Projekt kooperieren Historiker:innen (Antenhofer, Matschinegg, Salzburg/Krems), Linguisti:innen mit Schwerpunkt im Bereich digitaler Methoden (Posch, Rampl, Gruber-Tokić, Innsbruck) und Experten für Digital Humanities und Datenmodellierung (Hiebel/Innsbruck) sowie Architektur- und Baugeschichte.

 


DH Projekt
Hohensalzburg

Mit der Zeitmaschiene durch die BurgZentral ist das über das Land Salzburg genehmigte Projekt „ Hohensalzburg digital. Historische Daten zur materiellen Raumausstattung und -nutzung erschließen und verlinken„. Realisiert werden soll das Projekt in der interdisziplinären Zusammenarbeit des FB Geschichte, des IZMF, des Instituts für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit (IMAREAL) an der PLUS mit der Festung Hohensalzburg, der  Time Machine Organisation und dem Institut für Architektur und Medien der TU Graz. Zum Artikel (PDF)

 

 

 

 

 

Guest scientist

Von September 2021 bis Mai 2022 ist Konstantin Tebenev von der University of Alberta Gastwissenschaflter am Fachbereich. Sein PhD-Projekt lautet:
Artisan Masculinity and the struggles against masters and working women in early modern Salzburg.
The goal of the project is to analyse how journeymen’s ideas about masculinity contributed to and shaped their tensions with masters, guild authorities and women in the Prince-Bishopric of Salzburg in the 16th century during the time of economic decline. I will look into powerful guilds where journeymen’s associations were more active. Issues I want to look into are an analysis of contract disputes between masters and journeymen, the communication between city authorities and guilds, guild meeting minutes and clothing culture.

Dissertationsprojekte

Barbara Denicolò

Kochrezeptüberlieferung im Mittelalter

Dissertationsprojekt:

In Zusammenarbeit mit dem Grazer Projekt Cooking Recipes of the Middle Ages (CoReMA) werden die deutsche Kochrezeptüberlieferung vom 14. bis zum 16. Jahrhundert verglichen und Entwicklungen anhand ausgewählter kulturgeschichtlicher Fragestellungen mithilfe der historischen Diskursanalyse analysiert. Die Rezepte werden mit Transkribus transkribiert, und die darin enthaltenen Informationen mittels XML/TEI ausgezeichnet. Dies ermöglicht eine handschriftenübergreifende Auswertung.

Ruth Isser

Buchbesitz und Bildung adeliger Frauen aus dem Spätmittelalter (Arbeitstitel)

Dissertationsprojekt:

Das geplante Dissertationsvorhaben untersucht, wie Bildung und Erziehung weltlicher adeliger Frauen aus dem Spätmittelalter in verschiedenen Quellentypen diskursiv dargestellt werden und wie sich das daraus resultierende Bild diverser Norm- und Idealvorstellungen auf die Lebensrealitäten ausgewählter Fallbeispiele rückbinden lässt. Bücher gelten für dieses Dissertationsprojekt als Indikator und als Spiegel von Bildung, weshalb es zentral ist, zu untersuchen, ob sich ein spezieller Bücherkanon im Besitz der im Projekt behandelten Frauen rekonstruieren lässt und wie Frauen darin konstruiert und präsentiert werden. Im Mittelpunkt der Überlegungen stehen die beiden prominenten Frauen Mechthild von der Pfalz (1419 – 1482) und Eleonore von Schottland (1433 – 1480), da diese im Kontext Bildung bereits verankert sind. Die Ergebnisse sollen grundsätzlich dabei helfen, herauszufinden und zu verstehen, über welche Bildung adelige Frauen aus der gewählten Zeit verfügen konnten oder verfügen sollten, aber auch, welche Tätigkeitsfelder und Rollen weltlichen adeligen Frauen aus dem Spätmittelalter anhand ihrer Erziehung und Ausbildung zukamen und umgekehrt, welche Ausbildung und Erziehung ihnen anhand ihrer Tätigkeitsfelder und Rollen zuteil wurde. Nicht zuletzt stellt sich auch die grundlegende Frage, was unter Bildung überhaupt verstanden werden kannDie Arbeit geht davon aus, dass Quellentypen wie literarische Werke, Erziehungstraktate und Fürstenspiegel sowie bildliche Darstellungen besonders Norm- und Idealvorstellungen übermitteln, während archivalische Quellen wie Korrespondenzen, Inventare und Testamente sowie erhaltener Besitz Einblick geben können in tatsächliche Lebensrealitäten von weltlichen adeligen Frauen aus dem Spätmittelalter. Weiters geht die Arbeit von dem doppelten Ansatz aus, dass (literarische) Quellen, die Informationen geben zu Norm- und Idealvorstellungen und (historische) Quellen, die Informationen liefern zu tatsächlichen Lebensrealitäten, in Wechselwirkung zueinander stehen. Das Projekt möchte eine geschlechtergeschichtliche Ergänzung zu den aktuellen Forschungen zu Bildung und Erziehung des Adels im Spätmittelalter liefern. Genauso stellt dieses Projekt ein Korrektiv der bisherigen Forschung aus geschlechtergeschichtlicher Perspektive dar, da es im Gegensatz zu frauen- und biographiegeschichtlichen Ansätzen nicht um die Suche nach gebildeten Frauen in der Geschichte geht, sondern um die Frage, wie Geschlecht in Zusammenhang mit Bildung, Erziehung und Wissen konstruiert wird und welche Konzepte von Wissen, Bildung und Erziehung darüber wiederum konstruiert werden. Gleichzeitig ist eine interdisziplinäre Ausrichtung angestrebt, die sich eingliedert in die Erziehungswissenschaften im Bereich der historischen Bildungswissenschaften und der Geschichte des Wissens, in die Literaturwissenschaften, indem methodisch-theoretische Ansätze von Susanne Schul aufgegriffen werden und in die kritische Frauen- und Geschlechterforschung durch die Verortung mit Joan Scott und Judith Butler.

Tobias Pamer

Starkenberg 1217–1452 – Transregionale Dynamiken des Ritteradels im Spätmittelalter (Arbeitstitel)

Dissertationsprojekt

Während für die Ebene der Reichfürsten bereits mehrfache Forschungsleistungen zum Thema Herrschaftshegemonie, Netzwerkpolitik und dynastische Entwicklung vorliegen, bildet die Sphäre des Ritteradels hier nach wie vor ein Desiderat. Anhand des Fallbeispiels der Starkenberg – einem mittelalterlichen Geschlecht, das im Gebiet der entstehenden Grafschaft Tirol aufsteigt – sollen neue Erkenntnisse auf diesem Forschungsfeld generiert werden. Ziel der Dissertation ist es, die dynastische Entwicklung der Starkenberg zu rekapitulieren und anhand dieser, die kommunikativen und politischen, supraregionalen Dynamiken und Prozesse der Zeit näher zu analysieren. Besonderer Fokus liegt dabei auf der Art und Weise des Machtausbaus und der Herrschaftserweiterung mittels Konnubium, den theoretisch-verbalen und physisch-kriegerischen Auseinandersetzungen mit anderen Parteigängern sowie der politischen Kommunikation und dem symbolischen Gehalt derselben in der Interaktion mit den Grafen von Tirol und den Königen und Kaisern des Heiligen Römischen Reiches als Lehnsherren.

Peter Färberböck

Press X to Cast the Spell: Die historische Entwicklung von (Blut-)Magie in digitalen Spielen (Arbeitstitel)

Dissertationsprojekt

Gegenstand dieses Dissertationsvorhabens ist die Frage, wie Blutmagie in digitalen Spielen seit den späten 1970ern thematisiert wird und welche Mittelalterbilder darüber produziert werden. Da es sich dabei um digitale Quellen handelt und auch ein entsprechendes (digitales) Methodikbündel verwendet wird, ist das Projekt als Beitrag zu den Digital Humanities zu werten. Im Fokus steht insbesondere die Frage nach den „Medievalisms“, d. h. die Rezeptionsgeschichte des Mittelalters in diesen Spielen. Mit „mittelalterlichen“ Spielen sind hier nicht zwangsweise die digitalen Spiele, die in der historischen Epoche spielen, gemeint, sondern Spiele mit Medievialisms, d. h. jene, die eine Mittelalter-Rezeption darstellen.

„Medievalisms“ und Performanz / Performance dienen als Ansätze zur Interpretation herangezogen. Es wird eine teilnehmende Beobachtung von Proband*innen durchgeführt, ein „Close Reading“ Ansatz mittels Atmosphären für digitale Spiele angewandt und Interviews mit Designer*innen und Entwickler*innen unternommen.

Durch die Größe des Feldes der Magie wird der Fokus auf den Begriff der Blutmagie gelegt. Essenziell ist dafür die Frage danach, was in der Wissensgeschichte der Magie und in der Rezeptionsgeschichte als akzeptierte und nicht akzeptierte Formen von Magie gelten: „weiße“ und „schwarze Magie“ für gesellschaftlich tolerierte oder „deviante“ Formen.

Mit Blutmagie ist hier eine Trope oder ein Motiv gemeint, das in vielen digitalen Spielen vorkommt. Sie ist eine Art Magie, die der „schwarzen Magie“ zugeordnet ist oder zumindest amoralisch dargestellt wird. Blut, als Symbol der Lebenskraft, dient hier als Ressource, um Magie zu wirken. Sie ist jedoch nicht nur in der Fiktion oder Fantasy sichtbar, sondern kommt als solche auch in Quellen mit Blut als Element der Zauberei vor.

Übergeordnet steht die Fragestellung, wie die Diskurslinien aus der Wissensgeschichte und der Rezeptionsgeschichte in die digitalen Spiele einfließen und welche sichtbar werden. Hauptsächlich wird das Projekt sich auf die Analyse der digitalen Spiele konzentrieren. Zur Eingrenzung des Kulturrahmens dient die mittelalterlich, europäisch inspirierte Welt. Es werden besonders erfolgreiche, breit rezipierte Werke und auch kleinere, auf dem ersten Blick meist andersartige Titel aus zwei Blickwinkeln betrachtet. Vorläufig sind das u. a. Titel wie Dragon Age: Inquisition, Divinity: Original Sin II und A Plague Tale: Innocence.

Methodisch werden drei Ebenen betrachtet: die Wissensgeschichte der Magie, die Rezeptionsgeschichte sowie die Medievalisms und die Analyse der digitalen Spiele. Die ersten beiden sind als Vorarbeit und Kontextualisierung anzusehen, die dann beide auf die Hauptebene der digitalen Spiele angewandt werden.

Publikationen

Bücher

 MEMO – Medieval and Early Modern Material Culture Online

 Tiroler Heimat. Zeitschrift für Regional- und Kulturgeschichte Nord-, Ost- und Südtirols

Interdisziplinäre Beiträge zu Mittelalter und Früher Neuzeit

 formate – Forschungen zu Materieller Kultur

Publikationen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Forschungsfeld Mittelalterliche Geschichte und Historische Hilfswissenschaften finden Sie im Bereich Das Team.

 

Team

ANTENHOFER Christina, Univ.-Prof.in Dr.in, Stv. Fachbereichsleiterin

BRAUER Michael, Assoz. Prof. Dr., Leiter der Gastrosophie

GRUBER Elisabeth, MMag.a Dr.in, Senior Scientist

ISSER Ruth MA. MA., Wiss. Mitarbeiterin (Dissertantin)

MATSCHINEGG Ingrid, Dr.in, Senior Scientist