Medizin

Bei der Gründung der Benediktineruniversität war eine Medizinische Fakultät geplant, die jedoch erst knapp vor der Auflösung der Hohen Schule eingerichtet werden konnte und bereits nach drei Jahren ihre Pforten wieder schließen musste. Zumindest für die Ausbildung von nicht promovierten Landärzten bestand bis 1875 weiterhin eine Medizinisch-chirurgische Lehranstalt, die dank ihrer namhaften Professoren einen hervorragenden Ruf genoss.

Die Geschichte schien sich zu wiederholen, als nach der Wiedergründung der Universität 1962 erneut eine Medizinische Fakultät geplant war und ungeachtet zahlreicher Versuche nicht realisiert werden konnte. Trotz des Fehlens dieser offiziellen Einrichtung wurde und wird an den universitären Einrichtungen seit Jahrhunderten in medizinischen Disziplinen gelehrt, geforscht und publiziert.

Joannes Jenet: Fürsterzbischof Paris Graf von Lodron, 1627 (UBS, Sign. G 1062 II)

Dialog der Organe des Paris Lodron

Obwohl Erzbischof Paris Graf von Lodron auf die Eröffnung einer Medizinischen Fakultät drängte, lassen sich erst ab 1632 Vorlesungen seines Hofarztes Dr. Antonio dal Colle nachweisen, die im Physiksaal stattfanden. Colle verfasste einen originellen „Dialog der Nieren, der Leber und des Magens“ des Universitätsgründers und stellte damit sein diplomatisches Geschick unter Beweis. Zu Unrecht fühlt sich der Magen für die Beschwerden des Erzbischofs verantwortlich gemacht, denn der Landesfürst mute ihm ein Überangebot an Fleisch zu. Doch er sei nun einmal "eines Menschen, nicht eines Straußes Magen […], eines Fürsten und keines gewöhnlichen Menschen, eines Greises und nicht mehr eines Jünglings".

Fürsterzbischof Paris Graf von Lodron

Die bescheidenen Anfänge der Vorlesungstätigkeit fanden großen Anklang. Dennoch verließ der wegen Studentenmangels unzufriedene Colle Salzburg.

Erst nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges wurde unter Erzbischof Guidobald Grafen von Thun ein zweiter Versuch zur Etablierung der Medizinischen Fakultät unternommen. Ab dem Studienjahr 1655/56 hielt der Hofarzt Urbano Stefanuzzi neben einer Einführung in die Medizin Vorlesungen über „einzelne Krankheiten und deren Behandlung“. Das Matrikelbuch überliefert aus dieser Zeit die Namen einiger Studenten, die aus Bayern, Dänemark und Trient stammten.

Medizinbücher

Zu den spärlichen Zeugnissen der nur wenige Jahre bestehenden Medizinischen Lehrveranstaltungen zählen die Bücher, die der Bibliothekskatalog des Universitätspedells Matthias Starch von 1704 ausweist.

Libri Facultatis Medicæ, aus: Matthias Starch, Catalogus Librorum, Salzburg 1704, (UBS, Sign. M I 60)

Bibliothekskatalog

Darunter befanden sich die „Medicina Salernitana“ über die berühmte Schule von Salerno, die aus einem Hospital des Benediktinerklosters Monte Cassino hervorgegangen war, und die „Schachtafelen der Gesuntheyt“ von Michael Herr, die auf eine Übersetzung des „Tacuinum sanitatis“, einer bebilderten Ordnung der Gesundheit, des irakischen Arztes Ibn-Buṭlān zurückgingen.

Libri Facultatis Medicæ

Kleinere Traktate behandelten Lungensucht, Harnschau, Pest, rote Ruhr, warme Bäder und Sauerbrunnen sowie die damals sehr eng gesehene Verbindung zwischen Medizin und Astrologie. Die „Pharmacopoeia Augustana“ bot ein Verzeichnis lieferbarer Medikamente, und das „Kreüterbuch“ des Adam Lonitzer beschrieb die Heilkraft von Pflanzen. Das „Promptuarium Alchemiae“ von Joachim Tancke handelte schließlich vom „Stein der Weisen“, in dem auch ein Allheilmittel gesehen wurde.


Texte: Christoph Brandhuber
Fotos: © PLUS, Universitätsbibilothek Salzburg (1, 2)