Die Mozarts und die Benediktineruniversität
Leopold Mozart, als ältester Sohn eines Buchbindermeisters am 14. November 1719 in Augsburg geboren, sollte auf Wunsch seiner Familie eigentlich Priester werden. Er besuchte das Jesuitengymnasium St. Salvator seiner Heimatstadt, das er magna cum laude, „mit großem Lob“, absolvierte. Anschließend begann er am 7. Dezember 1737 mit dem Studium der Philosophie in Salzburg, das damals zwei Jahre dauerte und die Fächer Logik, Ethik und Physik umfasste. Das Philosophiestudium war für alle Studenten obligat, erst nach dem erfolgreichen Abschluss desselben erfolgte die Wahl zwischen Theologie, Rechtswissenschaften oder Medizin.
Eintrag ins Matrikelbuch der Universität (UAS, bA 2, fol. 256r)
Immatrikulation
JOANNES GEORGIUS LEOPOLDUS MOZART AUGUSTANUS SUEVUS LOGICUS. – 45 || „Johann Georg Leopold Mozart, aus Augsburg in Schwaben, Logiker. – 45 [Kreuzer]“
Am 22. Juli 1738 erfolgte die Sponsion von Leopold Mozart zum Baccalaureus der Philosophie. Die Namen der Absolventen wurden damals in der Reihenfolge ihres Abschneidens auf prachtvoll ausgezierten Kupferstichen publiziert. Von 54 Kandidaten belegte Leopold Mozart den 49. Rang. Auch die Prüfungsfragen die der Philosophieprofessor, P. Rupert Sembler aus dem Stift St. Ulrich und Afra in Augsburg stellte, sind überliefert.
Philosophenkatalog (UAS, bA 150, fol. 116r)
Leopold Mozarts Prüfungsfragen
I. AN EX NUPERRIMA VICTORIA À TURCIS REPORTATA DD. BACCALAUREIS GLORIA ACCRESCAT? II. AN LOGICA JURE DICATUR LABYRINTHUS? || „I. Ob aus dem jüngsten, über die Türken errungenen Sieg den Herren Baccalaurei Ruhm erwachse?“ „II. Ob die Logik mit Recht ein Labyrinth genannt werde?“
Im zweiten Studienjahr erlahmte Leopold Mozarts Eifer völlig. Vom Rektor am 8. September 1739 mit dem Vorwurf konfrontiert, die Physikvorlesungen im Rahmen seines Philosophiestudiums selten besucht und „sich des Namens eines Studenten als unwürdig erwiesen zu haben“, beendete er ohne Klagen und Bitten das Studium und machte die Musik zu seinem Beruf.
Relegation Leopold Mozarts (UAS, bA 90, fol. 277r)
Ende des Studiums
D. JOAN. GEORG. MOZARDT AUGUST. SUEVUS, QUI AB ANNI, CIVILIS SCILICET, INITIO VIX UNA VEL BINA VICE PHYSICAM FREQUENTAVIT, ET IDEO SE IPSUM NOMINE STUDIOSI INDIGNUM REDDIDIT: FUIT IS PAUCIS ANTE EXAMEN DIEBUS CITATUS AD MAGNIFICUM, UBI SENTENTIAM PERCEPIT, SE NON AMPLIÙS IN NUMERO STUDIOSORUM HABENDUM ESSE, QUAM SENTENTIAM NULLÎS INTERPOSITIS PRECIBUS, ACSI HÆC NON CURARET, ACCEPTAVIT ET DISCESSIT; QUA DE RATIONE NEQUE AD EXAMEN AMPLIÙS FUIT CITATUS.
„Herr Johann Georg Mozart, ein Schwabe aus Augsburg, der vom Anfang dieses Jahres, des bürgerlichen freilich, kaum ein- oder zweimal die Physikvorlesung besuchte und sich daher selbst des Namens eines Studenten als unwürdig erwies: Dieser wurde wenige Tage vor dem Examen vor den Rektor zitiert, wo er den Urteilsspruch empfing, dass er nicht länger im Verzeichnis der Studenten zu halten sei; diesen Urteilsspruch nahm er ohne Bitteinwürfe an, gleichsam als ob ihn dies nicht beträfe und ging fort; aus diesem Grund wurde er nicht länger zum Examen gerufen.“
Seit 1743 war Leopold Mozart Mitglied der Salzburger Hofmusikkapelle, seit 1744 auch Violinlehrer am Kapellhaus, 1757 wurde er zum Hofkomponisten ernannt und 1763 stieg er schließlich zum Vizekapellmeister auf. Seine „Violinschule“ (Augsburg 1756) zählt zu den fundamentalen Lehrwerken des 18. Jahrhunderts und erlebte mehrere Auflagen.
Musik von Wolfgang Amadé Mozart in universitärem Kontext
Sein Sohn Wolfgang Amadé tanzte 1761 im Alter von fünf Jahren im Universitätstheater. Erst elfjährig komponierte er „Apollo et Hyacinthus“ (KV 138) für die Universität und gab am Aufführungsabend den durch einen Aderlass geschwächten Professoren noch „vorzügliche Proben seiner Kunst auf dem Clavicembalo“. Daneben entstanden bekannte Werke zum Studienabschluss von Judas Thaddäus Antretter von Antrettern (Finalmusik in D-Dur, KV 185) und Georg Siegmund Robinig von Rottenfeld (Divertimento in D-Dur, KV 334).
Finalmusik in D-Dur (Antretter), KV 185
Divertimento in D-Dur (Robinig), KV 334
Texte: Christoph Brandhuber
Fotos: PLUS, Universitätsarchiv Salzburg (1-3)