Die Wenzelsbibel – Digitale Edition und Analyse

Ein Projekt des FB Germanistik und des FB Computerwissenschaften in Kooperation mit der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB) und Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW)

 ÖNB, cod. 2759, fol. 2r, König Wenzel und Königin Sophie, Miniatur aus der Wenzelsbibel

 Pilotversion der Edition
Fördergeber:
Land Salzburg
Projektlaufzeit: 01.02.2022 – 31.10.2024
Mitwirkende

Die für den böhmischen und deutschen König Wenzel IV. um 1390–1400 angelegte Wenzelsbibel ist eine der bedeutendsten Handschriften der Österreichischen Nationalbibliothek und im Nationalen Dokumentenregister „Memory of Austria“ des UNESCO „Memory of the World Programme“ aufgenommen. Sie umfasst sechs Codices (Cod. 2759–2764) mit 1214 Pergamentblättern. Ihre Einzigartigkeit resultiert daraus, dass sie erste eigentliche, d.h. programmatisch nach dem Wort-für-Wort-Prinzip angelegte deutschsprachige Übersetzung der hebräischen Bibel nach der lateinischen Vulgata bietet, verbunden mit einem aufwändigen und künstlerisch höchst wertvollen Illustrationsprogramm (654 Haupt- und zahllose Randminiaturen). Die multimediale Übersetzung ist philologisch von höchstem Interesse und kulturgeschichtlich eminent bedeutsam, da sie sich in die religiösen Reformbewegungen des 14. Jahrhunderts eingliedert und in Zusammenhang mit dem Wirken von Jan Hus, des Österreichischen Bibelübersetzers, aber auch der englischen Übersetzung des John Wyclif zu sehen ist. Während die bildkünstlerische Ausgestaltung schon länger kunsthistorisch beforscht wird, ist der Text philologisch noch nicht in Ansätzen, die Text-Bild-Korrelation noch nicht systematisch erschlossen. Ziel des Projekts ist eine erstmalige digitale Edition und Analyse, die dieses dringende Desiderat einlöst. Sie soll ein Faksimile, eine Transkription und Edition des Textes, eine lexikalische und syntaktische Konkordanz mit der lateinischen Vulgata sowie eine systematische Untersuchung des Bildprogramms und der Text-Bild-Korrelation bieten, wobei philologische, kunstwissenschaftliche und Verfahren der digitalen Bilderkennung integriert werden. Das Projekt zielt in seiner geistes- und computerwissenschaftlichen Transdisziplinarität auch auf einen höchsten Grad von Innovation in der Methodologie der Digital Humanities.