Rekonstruktion staatlicher Eingriffspolitiken am Beispiel von Salzburger Mündelaktenim Zeitraum von 1945 bis 1970 mit Fokus auf Weiblichkeit und Sexualität 


Dissertationsprojekt von Vanessa Blaha MA

Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg war geprägt von Verantwortungsketten hinter der totalitären, ausgrenzenden und demütigenden Praxis der Fürsorgeerziehung der 1940er bis1970er Jahre. Diese österreichweit beobachtbare Handhabung zeigt sich auch anhand der Mündelakten des Salzburger Landesarchivs. Darin enthalten offenbart sich ein bestimmtes Zusammenspiel bzw. eine gegenseitige Abhängigkeit von Jugendämtern, Heilpädagogischen Instituten und Heimen, sowie gesetzliche, als auch politische Rahmenbedingungen und gesamtgesellschaftlichen Einstellungen. Denn nach den zur damaligen Zeit gesetzlichen Bestimmungen, war es die Aufgabe des Jugend– bzw. Bezirksjugendamtes, „Fürsorgeerziehung“ zu verhängen, wenn es scheinbar zu körperlich, seelischen, geistigen oder sittlichen Verwahrlosungserscheinungen einzelnen Kinder und Jugendlichen kam. Insbesondere Mädchenstanden im Fokus von sexueller und moralisch sittlicher Verwahrlosung – besonders dann, wenn die eigene Mutter einen nicht normativ anerkannten Lebensstil führte. Anhand der Protokolle der Fürsorgerinnen werden die Kontroll– und Zielvorstellungen der agierenden Behörden präzisiert und mit voller Härte das Geschlechterverhältnis normiert.

Im Dissertationsprojekt wird der Frage nachgegangen, welche Legitimationsstrukturen des Eingreifens in die Familie von Akteurinnen der Jugendhilfe, sich in der Aktenführung finden und rekonstruieren lassen. Welche gesellschaftlichen Normen kommen zu tragen und welche Rolle nimmt dabei das Heilpädagogische Institut ein? Speziell in den Blick genommen werden die thematischen Schwerpunkte: Weiblichkeit, Mütterlichkeit, Sexualität, Körperlichkeit, Generationale Weitergabe.

  • Hauptbetreuung: Univ.-Prof.in Dr.in Birgit Bütow (Universität Salzburg)
  • Nebenbetreuung: Ass.-Prof.in Mag.a Flavia Guerrini, PhD (Universität Innsbruck)