Simon Kuhn

FachbereichGeschichte
HauptbetreuerAssoz. Prof. Dr. Michael Brauer (FB Geschichte / Leiter der Gastrosophie)
NebenbetreuerMMag. Dr. Elisabeth Gruber (IMAREAL)
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Thema der DissertationKlösterlicher Fernbesitz und seine Kontrolle. Eine Untersuchung der Weingartenbesitzungen der Klöster St. Peter und St. Peter in der Wachau
AbstractDas Dissertationsvorhaben widmet sich der Frage nach den unterschiedlichen Formen klösterlicher Kontrolle. Erörtert wird dies anhand zweier Salzburger Benediktinerklöster – St. Peter und Michaelbeuern – und ihres Besitzes in der Wachau. Es handelt sich somit um Fernbesitz, bestehend aus Weingärten, Wirtschaftshöfen und Stadthäusern. Auf dem Gebiet der historischen Gemeinde Tal Wachau (Weißenkirchen, Joching, Wösendorf und St. Michael) hatten 28 auswärtige Klöster Weingarten- und in der Regel auch Hofbesitz. Die beiden Salzburger Benediktinerklöster stellen damit keine Ausnahme dar, stechen jedoch aufgrund der enormen Besitzdauer (erste Hälfte 14. Jahrhundert bis 1930er-Jahre) hervor.
Die Dissertation fragt somit, welche Kontrollmaßnahmen die Klöster ergreifen mussten, um ihre Besitzungen möglichst wirtschaftlich nutzen zu können. Kontrolle wird im Rahmen der Dissertation jedoch nicht als reine Verwaltungspraktik begriffen, sondern als Prozess oder Mechanismus verstanden, der gewisse Verhaltensweisen bei einer Personengruppe als Teil einer Gesellschaft erzwingen kann. Teil des Forschungsinteresses sind damit auch jene Aspekte, die effektive Kontrolle begünstigen oder erschweren können. Gerade weil Kontrolle als ein sozialer Prozess zu verstehen ist, ist die Untersuchung der klösterlichen Netzwerke hierfür unerlässlich. Die Kontrolle der Klöster wirkte in und durch die Netzwerke von Salzburg bis in die Wachau und umgekehrt. In Anlehnung an Althoffs Forschung zur Macht der Rituale soll die autoritative Macht der Klöster in die Betrachtungen miteinbezogen und die Netzwerke als Praktiken-Arrangement-Geflechte nach Schatzki begriffen werden. Damit wird dem Einfluss materieller Arrangements (Weingarten, Gebäude und Fluss) auf die damit verknüpften Praktiken (Weinlese, Kelterung und Transport) und die darin eingeflochtenen Personen Rechnung getragen.
Zur Beantwortung der zentralen Fragestellung wurde ein qualitativer Zugang gewählt, den beiden Fernbesitzungen St. Peters und Michaelbeuerns wird außerdem der Weingartenbesitz des Klosters Göttweig vergleichend gegenübergestellt, womit drei Benediktinerabteien miteinander verglichen werden. Zentraler Quellenbestand sind circa 50 Pachtbriefe, die sich über den Zeitraum von 1279 bis in die 50er-Jahre des 16. Jahrhunderts erstrecken.