Peter Bruckner

FachbereichAltertumswissenschaften
HauptbetreuerUniv.-Prof. Dr. Dorothea Weber
NebenbetreuerUniv.-Prof. Dr. Susanne Plietzsch
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Thema der DissertationDe ridiculis et stultissimis fabulis Iudeorum. Lateinische Talmudpolemiken bei Petrus Venerabilis
AbstractDie Auseinandersetzung des lateinischen Europas mit der rabbinischen Traditionsliteratur vor den Pariser Talmudverbrennungen (1240) ist ein punktuelles Phänomen. Petrus Venerabilis (Abt von Cluny, Verfasser von Streitschriften gegen Sarazenen und Juden; † 1156) gilt als einer der frühen Kenner talmudischer Literatur. Textliche Grundlage der Untersuchung bildet seine Schrift adversus Iudeorum inveteratam duritiem, deren fünftes Kapitel mehrere aggadische (=erzählerisch-rabbinischen) Narrationen und kleinere narrative Elemente enthält. Diese Erzählungen präsentiert Petrus Venerabilis seiner Leserschaft als „Thalmuth“ und steuert mithilfe von Vergleichen, Analysen und (polemischen) Interpretationen ihre Rezeption.  In einem ersten Schritt wird der Redaktionsprozess dieser Narrationen untersucht, die zwar meistens ihren Ursprung im babylonischen Talmud haben, aber bisweilen fast bis zur Unkenntlichkeit abgeändert und mit anderen Erzähltexten kontaminiert wurden. Es soll hier ein Einblick ermöglicht werden, wie Petrus Venerabilis in die Texte eingegriffen hat. Hier bieten sich insbesondere Vergleichsanalysen mit legendarischen Midraschim des Mittelalters und dem Dialogus von Petrus Alfonsi an. In einem weiteren Schritt werden Überlegungen anstellet, welches Kalkül hinter den Abänderungen steckt. Von Anfang an bleibt die Frage im Blick, ob die Abweichungen von Petrus Venerabilis selbst vorgenommen wurden, ob es sich um bewusste Eingriffe in den Text (und nicht etwa um Überlieferungsfehler) handelt oder sie schon älter sind. Von den Einzelanalysen ausgehend soll das „Talmud-Kapitel“ von Petrus Venerabilis innerhalb der Antijudaismus-Forschung neu bewertet werden, dessen Nachwirkung möglicherweise unterschätzt wird. Hier wird der Frage nachgegangen, welche jüdischen / rabbinischen Vorurteile Petrus Venerabilis von den Erzählungen ableitet und wie er damit an andere antijudaistische Diskurse seiner Zeit anschließt. Kann man Strukturen / Merkmale einer (Kreuzzugs)predigt erkennen? Kann diese Diskreditierung des Talmuds und die Abgrenzung von jüdischen Schriften für die „Latini“ als eine Form der Identitätsstiftung gesehen werden? Am Ende dieser Bearbeitung wird man an eine rege Forschungsliteratur anschließen, die den „Lateinischen Talmud“ ab den Pariser Talmudverbrennungen (1240) untersucht.