Anton Strobl

FachbereichGeschichte
HauptbetreuerUniv.-Prof. MMag. Dr. Christina Antenhofer
NebenbetreuerPD Dr. Andreas Zajic (ÖAW)
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Thema der DissertationParallelviten? – (Auto-) Biographisches Schreiben um Kaiser Maximilian I.
AbstractDas Projekt widmet sich einer Gruppe von acht Texten, die im Zeitraum um 1500 im Umfeld Kaiser Maximilians I. und seinem literarisch-künstlerischen und mäzenatischen Großprojekt, dem „gedechtnus-“ oder „Ruhmeswerk“ entstanden sind. Diese Texte lassen nach inhaltlichen – nicht aber nach formalen! – Kriterien zur Gruppe der (auto-) biographischen Schriften zusammenfassen: Alle sind entweder unter Beteiligung Maximilians I. oder in seinem direkten Umfeld entstanden und die Biographie des Kaisers bzw. Teile davon stellen den Kern des Inhalts dar. Formal unterscheiden sie sich sehr stark – die Genres reichen von Annalistik bis zum Versepos; beinahe alle sind unvollendet geblieben. Drei der Texte sind in frühneuhochdeutsch verfasst (Freydal, Theuerdank, Weißkunig) und berichten unter falschem Namen vom Kaiser, fünf sind in Latein verfasst (die autobiographischen Fragmente bzw. HS J, die Redaktion der Fragmente bzw. HS L, die Commentaria, die Gesta Maximiliani Romanorum Regis sowie die Historia Friderici III. et Maximiliani I.) und berichten im Klarnamen von Maximilians Leben.

Innerhalb dieser Gruppe haben die lateinischen Texte besonders wenig Beachtung durch die Forschung gefunden: Zwei Texte (Commentaria und Gesta)wurden weder untersucht noch ediert, zwei wurden auf fragwürdige Weise ediert (Fragmente und Redaktion) und kaum untersucht, einer (Historia) erregte wegen seiner Bebilderung fast ausschließlich das Interesse der Kunsthistoriker*innen. In der Forschung hält sich die These, bei diesen Texten handle es sich frühe Produkte von Kaiser Maximilians gedechtnus-Bestrebungen, doch habe er mit der Arbeit an den volkssprachigen Werken an lateinischer und offener Biographik verloren. Aus diesem Grund seien sie nicht dem „Ruhmeswerk“ zuzurechnen.

Das vorliegende Projekt hat nun zwei Ziele: Es zielt einerseits darauf ab, die bisher schlecht beforschten lateinischen (auto-) biographischen Schriften zu untersuchen, sie mit den volkssprachlichen Texten zu vergleichen und sie damit wissenschaftlich zu erschließen, wobei durch eine Transkription mit Transkribus zugleich eine Vorarbeit für eine zukünftige Edition geleistet wird. Zum Anderen wird versucht, Funktion und Bedeutung der (auto-) biographischen Schriften für das „Ruhmeswerk“ Kaiser Maximilians zu erschließen, indem die Texte in ihrem kulturgeschichtlichen Kontext verortet werden, der im Graubereich zwischen humanistischer Panegyrik, Historiographie, (Auto-) Biographik, kaiserlichem self-fashioning und herrscherlicher Inszenierung anzusiedeln ist. Das vorliegende Dissertationsprojekt strebt damit eine Neubeurteilung lange von der Forschung vernachlässigter Quellen an, zu denen bis heute keine umfassende Untersuchung vorhanden ist.