Julia Goldmann
Abstract
Ziel meines Dissertationsprojektes ist es, das „Phänomen“ Fan Fiction näher zu beleuchten. Fan Fictions, also fan-generierte Geschichten mit Charakteren aus Film, Fernsehen, Büchern, Theaterstücken, Comics et cetera, sind – mit wenigen Ausnahmen – erst seit kurzem in den akademischen Fokus gerückt. Dabei wurde häufig von der Annahme ausgegangen, Fan Fiction-Produktion sei eine rein weibliche Praxis, die in Fandoms häufig Geringschätzung erfuhr und noch immer erfährt. In diesen Studien standen häufig die Motivationen der Autor_innen für die Produktion derartiger Texte im Vordergrund. Deshalb ist es ein zentrales Anliegen dieser Dissertation sich stärker auf die eigentlichen Texte zu beziehen. Aus der Perspektive der Cultural Studies wird die Verhandlung der Inhalte der Primärprodukte am Beispiel diverser Fan Fictions, welche auf der Plattform www.archiveofourown.org veröffentlicht wurden, untersucht. Hierbei stehen insbesondere die jeweiligen Genres beziehungsweise deren Formeln sowie die Beziehungsstrukturen in den Geschichten im Fokus. Hier wird zwischen Hauptgenres – Gen (für general, also Geschichten ohne [dominante] Beziehungsstruktur), Het (für heterosexuelle Romanzen) und Slash (für [männliche] homosexuelle Romanzen) – und Nebengenres – Femslash (für weibliche homosexuelle Romanzen), Multi (für eine polyamore Beziehung oder mehrere Beziehungen „nebeneinander“) und Other als Bezeichnung für Geschichten, die sonst keiner der Kategorien zugeordnet werden können – unterschieden. Diese stellen ein zentrales Merkmal hinsichtlich der Kategorisierungen und Archivierungen auf diversen Plattformen dar und sind somit ein zentrales Selektionskriterium für Leser_innen. Zudem bietet diese Öffnung des Primartextes Autor_innen die Möglichkeit, oftmals unzufriedenstellende Geschlechterverhältnisse neu zu verhandeln und selbst zu entwerfen.
CV
Julia Elena Goldmann absolvierte ihr Bachelor- (2009-2012) sowie ihr Masterstudium (2012-2014) der Kommunikationswissenschaft an der Universität Salzburg. Seit Oktober 2015 ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Dissertantin in der Abteilung Kommunikationstheorien und Öffentlichkeiten unter der Leitung von Univ. Prof. Dr. Elisabeth Klaus tätig. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Cultural- sowie Gender Studies, Intersektionalität, Körperlichkeiten sowie Fan Studies.