Eva-Maria Kubin
Fachbereich | Anglistik und Amerikanistik |
Hauptbetreuerin | Univ.-Prof. Dr. Sabine Coelsch-Foisner |
Nebenbetreuer | Assoz. Prof. Mag. Dr. Sarah Herbe |
Beginn | Wintersemester 2018/19 |
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Thema der Dissertation | Performing Reproductive Rights |
Abstract
Dieses Projekt beschäftigt sich mit dem Zusammenhang von unterschiedlichen Arten von Performanz und dem auch im 21. Jahrhundert noch kontroversen Thema reproduktiver Gesundheit und reproduktiver Rechte. Eingebettet in einen globalen historischen Kontext – z.B. die Einführung der Pille 1960 oder die Roe v Wade Entscheidung des obersten Gerichtshof der USA 1973 – sollen die Darstellung und der Umgang mit reproduktiver Gesundheit und reproduktiven Rechten in Irland, Nordirland und Großbritannien aus dem Blickwinkel von Performance und Performanz beleuchtet werden. Die Wahl dieses geografischen und kulturellen Schwerpunkts soll verdeutlichen, dass die kontroverse Natur dieses Themas keineswegs ausschließlich in Ländern des globalen Südens gegeben ist. Der zeitliche Rahmen für die Untersuchung erstreckt sich von den 1960er Jahren (zweite Welle des Feminismus) bis in die Gegenwart. Während die Republik Irland gerade das de facto Verbot von Abtreibung per Referendum aus der Verfassung gestrichen und – auch per Referendum – gleichgeschlechtliche Ehe legalisiert hat, kämpft Nordirland immer noch für sicheren und legalen Zugang zum Schwangerschaftsabbruch für Frauen* (Stand September 2019). Auch in Großbritannien, wo ein Abbruch innerhalb der ersten 24 Wochen der Schwangerschaft seit dem Abortion Act 1967 legal ist, ist das Thema Abtreibung nach wie vor ein Tabuthema, obwohl allein in England und Wales rund 185.000 Schwangerschaftsabbrüche im Jahr durchgeführt werden (Stand 2016) und ein Drittel aller (britischen) Frauen einmal im Leben eine Schwangerschaft abbricht (NHS).
Das Theoriefeld der Performance Studies ermöglicht einen inklusiven Ansatz, der die Darstellung von Themen wie Abtreibung und Verhütung auf traditionellen Bühnen in Theaterstücken genauso beleuchtet wie Performance Art, ortsspezifisches Theater, Laientheater und den performativen Elementen von Demonstrationen und Kampagnen wie z.B. Pro-Choice und Pro-Life-Kampagnen. Dadurch ergibt sich zum einen eine umfangreiche Bestandsaufnahme von künstlerischer und nicht-künstlerischer Performance in Verbindung mit reproduktiver Gesundheit und reproduktiven Rechten; zum anderen ist das Ziel dieser Arbeit, Wechselwirkungen und (verschwimmende) Grenzen zwischen Kunst und Aktivismus auf diesem Gebiet nachzuzeichnen und kritisch zu beleuchten: Welche Rolle spielen Theater und andere performative Kunstformen im Aktivismus? Wie dominant sind performative Strategien in Aktivismus, der für – oder gegen – die Ausweitung oder Absicherung reproduktiver Rechte kämpft? Wie stark gingen und gehen Erwartungshaltungen und tatsächliche Wirkung von Künstler_innen und deren Projekten auseinander?