Sophia Tscherne
Fachbereich | Anglistik & Amerikanistik |
Hauptbetreuer | Univ.-Prof. Dr. Ralph Poole |
Nebenbetreuer | Prof. Dr. Joshua Parker |
Beginn | WS 2019/2020 |
Kontakt | |
Thema der Dissertation | Pay It No Mind: Stylization and Social Activism in Documentaries of the Queer Rights Movement |
Abstract
Das Queer Rights Movement oder zu Deutsch auch oft historisch die Lesben- und Schwulenbewegung genannt, hat eine lange Geschichte mit vielen Auf und Abs. Ebenso komplex ist ihre Verbindung zu den Medien. Einerseits wurden sie eingesetzt um, vor allem während der AIDS-Krise, queere Personen als Grund und Sündenböcke darzustellen und wiederholt, um Falschinformationen zu verbreiten. Andererseits wurden sie auch genutzt, um Aufmerksamkeit zu schaffen und die Mehrheitsbevölkerung beispielsweise über die Bewegung zu informieren und Interesse an ihren Forderungen erwecken. Speziell Dokumentationen, mit denen sich die Arbeit beschäftigt, wurden auf verschiedene Weisen genutzt. Dokumentationen erfüllen spezifische Funktionen. Einerseits werden sie als neutrales Werkzeug zur Weiterbildung eingesetzt, andererseits wurden sie auch teilweise als politische Waffe herangezogen, um zum Beispiel gesellschaftliche Probleme aufzudecken, so auch durch das Queer Rights Movement. Ein solches Beispiel wäre die erste US-amerikanische Dokumentation zum Thema Homosexualität The Rejected.
Dokumentationen dürfen aber in keinster Weise als ein Werkzeug der Wahrheit oder der reinen Wissensvermittlung verstanden werden. Sie sind und bleiben künstlerische Werke, die subjektive Perspektiven einnehmen. Besonders Aspekte wie Geschlecht, Klasse, Hautfarbe, geografische Unterschiede, körperliche und geistige Einschränkungen können in ihrer Fülle dargestellt werden, oder auch nicht. Durch gezielte künstlerische Entscheidungen kann somit die Darstellung von Geschehnissen beeinflusst und beschönigt werden. In diesem Kontext wird in der Arbeit auch mit dem Begriff Stylization gearbeitet, der hier die Überzeichnung von nicht nur menschlichen Eigenschaften beschreibt, sondern auch die Überbetonung gewisser Forderungen in der Bewegung. Passt eine Person mit ihrem Lebensstil beispielsweise nicht in das Bild der angepassten nuklearen Familie, während das Ziel der Dokumentation die ‚Normalisierung‘ gleichgeschlechtlicher Eltern ist, so wird diese aus der Dokumentation geschnitten.
Die Dissertation möchte sich mit solchen verzerrten Darstellungen auseinandersetzen, durch den Blickwinkel der Dokumentation sowie mit dem Nutzen, den Funktionen und Folgen, die gewisse Werke auf die Bewegung haben und hatten. Es soll die Verbindung zwischen sozialem Aktivismus und Medienrezeption sowie dessen Folgen auf die Mehrheitsbevölkerung und den Aktivismus beleuchtet werden. Der Einfluss der bekannten ‚Ismen‘ wie Rassismus, Ableism, Lookism etc. und deren Interaktion auf die Medienrezeption und somit auf die Wahrnehmung des Queer Rights Movements und die LGBTIQ*-Gemeinschaft wird dabei nicht außen vorgelassen.