Sabine Lumetzberger, MSc BEd
Kurzexposé: Über das Sexuelle
Verfasst für: DSP-Kolleg »macht.bild.gesellschaft«
Einfluss sozialer Normen auf Jugendliche im Zuge ihres „sexuell Werdens“
Der Mensch ist Zeit seines Lebens ein sexuelles Wesen. Jedoch durchläuft er insbesondere während der Pubertät einschneidende Prozesse der Transformation und Neuorientierung. Der Weg vom Kind zum Erwachsenen verläuft krisenhaft und prägt den schwer abgrenzbaren Bereich der Jugend. Die Veränderungen finden auf verschiedenen Ebenen statt und verunsichern die Heranwachsenden in aller Regel stark, während eine wichtige Entwicklungsaufgabe darin besteht, selbstständig zu werden. Es spielen individuell gewichtete Faktoren biologischer, sozialer, psychischer Natur sowie biografische Ereignisse eine Rolle.
Von den normierenden Einflüssen aus dem sozialen Umfeld gilt den Konstruktionen rund um die Geschlechtsidentität und Sexualnormen ein besonderes Interesse. Die Jugendlichen suchen nach Ihrer Identität – darunter auch die Genderidentität – und probieren sich aus. Sie lernen andere zu begehren, wobei sich dieses Begehren auf eine variable Bandbreite von Individuen (und Objekten) erstreckt. Wie stark dieses Begehren ausgeprägt ist, welche Formen es annimmt und welche Verhaltensweisen ausgelebt werden konnten, soll anhand ausgewählter narrativer Interviews analysiert werden. Die gesammelten Erfahrungen zur Ausbildung der eigenen Identität und deren Reflexion des eigenen Begehrens werden ferner dahingehend untersucht, ob und welche Strategien zur Selbstbehauptung entwickelt werden (können). Die Leitfrage hierbei versucht zu erfassen, wie Menschen sich im Angesicht verschiedenster Erwartungen und dem bestehenden Normierungsdruck sozialisieren bzw. genauer: „sexuell werden“ und welche verallgemeinerbaren Wirkmechanismen sich daraus ergeben.
Neben „typischen“ Entwicklungsverläufen, die der dominanten heterosexuellen Norm entsprechen, werden auch vielfältige andere sexuelle Identitätskonstruktionen in den Blick genommen. Damit sollen Erkenntnisse gewonnen werden, auf welche Weise queere Personen die Erfahrungen ihrer Jugend in ihren Lebensgeschichten rekonstruieren.