PLUS Green Campus Lecture: „Der Klimawandel: Fakten gegen Fake und Fiction“


Global warming stripes

Am 14.12.2023 war der Meteorologe und Fernsehmoderator Marcus Wadsak zu Gast bei der fünften PLUS Green Campus Lecture in der Edmundsburg am Mönchsberg. Der Vortrag: „Der Klimawandel: Fakten gegen Fake und Fiction“ bat einen Überblick über den aktuellen State of the Art.

„Wo fange ich denn an?“, fragte  Wadsak. Im Auftakt der PLUS Green Campus Lecture widmete er sich dem Jahr 2023. Es gilt als eines der wärmsten Jahre seit der Messgeschichte. Nachdem Silvester 2022 mit 18,3 Grad Celsius zu Ende ging, machte der Neujahrstag 2023 den Auftakt mit sagenhaften 19,7 Grad. Es stellt sich die Frage, ob grüne Pisten, vereinzelte Flecken von Schnee und Extremtemperaturen der Winter neu sind.

Blickt man über den österreichischen Tellerrand der Temperaturen hinaus, erreichte Sardinien in diesem Jahr einen Höchstwert von 48,2 Grad, Valencia einen Höchstwert von 46,8 Grad und die Küstenstadt Agadir im Süden Marokkos knackte 50 Grad. „Wir erleben immer öfter Dinge, die es noch nie gab“, sagte der Meteorologe. Beispielsweise hatte Griechenland innerhalb von drei Wochen mit zwei Wetter-Extremen zu kämpften. Auf der Urlaubsinsel Rhodos wütete ein Feuer und das Festland in Mittelgriechenland wurde überschwemmt. Wirft man einen Blick nach Amerika, gibt es auch dort Probleme durch die hervorgerufenen Extremtemperaturen. Beispielsweise wurde die fire season in Kalifornien von ein paar Monaten auf 365 Tage im Jahr verlängert. Und im Burgenland waren die Maisfelder im August bereits verbrannt. Die menschliche Infrastruktur ist für die neu auftretenden Extremwetterbedingungen nicht gerüstet. Aber auch der Mensch ist die Bedingungen nicht gewohnt.

„2023 wird alles in den Schatten stellen, was es seit Menschengedenken je gegeben hat“, sagte Wadsak. Das beim Pariser Klimaabkommen vereinbarte 1,5-Grad-Ziel wurde dieses Jahr bereits an einem Tag erreicht, wobei das „Ziel“ eigentlich das Limit bleiben sollte. Aktuell sieht es so aus, als ob das 1,5-Grad-Limit 2030/40 verfehlt wird und Selbstverstärkungsmaßnahmen der Erde in Kraft treten. Die jetzigen Generationen seien die ersten, die den Klimawandel spüren und die letzten, die eine Klimakatastrophe verhindern können. Wenn der Mensch erst durch verheerende Auswirkungen ins Handeln kommt, sind die Selbstverstärkungsmaßnahmen bereits im Gange. „Der Klimawandel liegt zwar an unserem Handeln, aber wir können ja handeln. Es ist noch nicht zu spät“, betont der Meteorologe.

Ab dem 1,5-Grad-Limit treten vermehrt Hitzewellen, Fluten und Dürren auf. Ab zwei Grad Erwärmung gibt es tödliche Hitzewellen und Essensknappheit. Ab drei Grad ist mit Klimamigration sowie Dürren und Hungersnöte im Milliardenausmaß zu rechnen. Bei vier Grad Erwärmung werden hunderte Städte überschwemmt und bei fünf Grad Erwärmung wird der Großteil der Erde unbewohnbar. Die Flüchtlingskrise 2015 sei die Mini-Übung für Klimamigration gewesen.

Klimakatastrophe abwenden: vier Schritte

Um die Klimakatastrophe abzuwenden, gibt es vier Schritte. Zuerst muss der Anstieg der Treibhausgasemissionen gestoppt werden. Danach gilt es die Emissionen zu reduzieren und diese rasch zu steigern. Im dritten Schritt sollten die Netto-Null-Emissionen erreicht werden. Das bedeutet, dass alle Emissionen, die vom Menschen produziert wurden, wieder aus der Atmosphäre entfernt werden können. Und im vierten Schritt sollte ein Alltag mit netto-negativen Emissionen stattfinden. Klimatische Trends steigen mindestens bis zum dritten Schritt. „Generation Z wird, selbst wenn ab morgen alles perfekt machen, einige Auswirkungen spüren“, sagt Wadsak.

Für den Klimawandel sollte in den Bereichen Mobilität, Energie und Ernährung umgedacht werden. Treibhausgasemissionen lassen sich bei 100 km/h im Vergleich zu 130 km/h um knapp ein Viertel senken. Der Umstieg von Auto auf Bahn bewirkt 93 Prozent weniger Treibhausgase. Gleichzeitig bedeuten weniger Autos auf den Straßen mehr Raum für Begrünung. Am klimafreundlichsten sind Fußgänger, gefolgt von Radfahrern, Fahrradtransporten, Öffentlichen Verkehrsmitteln, Taxis, Carsharing Optionen, dem eigenen Auto und zu guter letzt dem Flugzeug.

Hinsichtlich der Energieversorgung sind in Österreich beispielsweise Wind- und Sonnenenergie die billigsten Energieformen. Das Burgenland wurde auf diese Weise bereits autark. Kontrovers ist, dass man in Kärnten zwar Windmühlen bauen darf, diese aber nicht sehen soll. In Salzburg, Tirol und Vorarlberg gibt es bisher noch keine einzige Windkraftanlage, obwohl Energieerzeugung auch in den Alpen gut möglich wäre.

Auch die Ernährung hat klimatische Auswirkungen. Wiederkäuer, wie beispielsweise Rinder setzen einerseits durch ihre Verdauung Methan frei aber auch durch die Gülle. Methangas hat kurzfristig stärkere Auswirkungen als Co2. „Lieber selten Fleisch, dafür in guter Qualität“, empfiehlt Wadsak. Hinsichtlich der Ernährung ist auch das Wegwerfen von Lebensmittel problematisch. Sie werden nämlich trotzdem produziert und transportiert. Laut einer Studie von 2011 wäre der globale Lebensmittelwegwurf dieses Jahres das dritt größte Land der Welt.

Zeitungsartikeln zufolge scheint es wichtigere Probleme zu geben als die Klimakrise. Es wird thematisiert, ob der Klimawandel das Bier anders schmecken lässt, ob der Spritpreis deswegen teurer wird oder ob der Grüne Veltliner aussterben könnte. Erstaunlich ist auch, dass es Politiker gibt, die den Klimawandel nicht als Problem bezeichnen, obwohl die letzten neun Jahre die wärmsten seit Beginn der Messgeschichte waren. „Wenn ich höre, dass der Klimaschutz die Freiheit einschränkt, stelle ich mir die Frage, ob es nicht eher der Klimawandel ist, der uns einschränkt?“, stellte Wadsak abschließend in den Raum.


Autorin: Katharina Kreisa
Bild: Global Warming Stripes