Inhale possibility, exhale creativity: von der PLUS zum Schulbau in Nicaragua


Schulbauprojekt Nicaragua

„Little Corn Island“. Klingt süß? Ist sie auch. Das jedenfalls findet Mag. Cornelia Haslinger, Mathematikerin an der PLUS, die sich auf der kleinen Insel an der karibischen Küste Nicaraguas ihren Traum verwirklicht. Frau Haslinger, die als externe Lehrbeauftragte seit einigen Jahren die Lehrveranstaltung „3D-Druck in der Schule“ sehr erfolgreich für den Fachbereich Mathematik durchführt, gründet derzeit eine Schule in Nicaragua für eine nachhaltige Ausbildung in Bildhauerei. Die Schule wird vollständig aus Spenden finanziert und erfordert außergewöhnliches Engagement. Mit dem Aufbau einer Bildhauerschule mit ganzheitlichem Konzept wird es einheimischen Schüler*innen ab 15 Jahren ermöglicht ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Zudem wird ein Treffpunkt für internationale Künstler*innen geschaffen, um bei Workshops für Tourist*innen ihr Können weiterzugeben.

Im Juli 2022 hat Cornelia ihren Lebensmittelpunkt verschoben und mit einem kleinen Team vor Ort ihr „Herzensprojekt“ begonnen. Der Fachbereich Mathematik an der PLUS unterstützt das Projekt und stellt dieses einzigartige Vorhaben vor. Die Fachbereichsreferentin und Ansprechperson Beatrice Haring hat dazu für euch ein Interview mit Conny Haslinger geführt.

Bei unserem Abschied lag Begeisterung in der Luft. Wie geht es dir jetzt, nachdem du den ersten Meilenstein geschafft hast?

„Ich fühle mich großartig. Es ist Unglaubliches passiert seit meiner Ankunft. Erstens war meine Community vor Ort sehr glücklich über das Zustandekommen der Schule. Beim großen ,Crab Soup Festival‘ am 29. August, bei dem einmal im Jahr die Emanzipation aus der Sklaverei gefeiert wird, wurde mir daher die Ehre zuteil Werke auszustellen und eine Rede zu halten, die auch im TV ausgestrahlt wurde. Jetzt gerade findet ein Workshop statt, bei dem 16 Schüler*innen aus gesammeltem Material und Garn kleine Schmuckstücke herstellen, die dann in der Hauptstadt in einem kleinen Geschäft an Tourist*innen verkauft werden. 50 Prozent des Erlöses dürfen sich die jungen Künstler*innen behalten und 50 Prozent werden für den Aufbau der Schule verwendet.

Zweitens bin ich kurz davor mit dem Bau des ersten Hauses auf dem mir zur Verfügung gestellten Grundstück zu beginnen. Auf der Suche nach Material hat ein Einheimischer von der Nordseite der Insel den Ertrag seines riesigen Bambusstrauchs gesponsert. Dieses erste kleine Gebäude wird meine Bleibe im hinteren Bereich werden, das ebenso als Basis dient und wo das Material versperrt werden kann.“

Wie ist die Idee zu dem Projekt entstanden und welche Rolle hat die Mathematik dabei gespielt?

„Little Corn Island ist definitiv mein Lieblingsplatz auf der Erde. Als ich vor sechs Jahren die Insel das erste Mal besuchte, habe ich mich in sie verliebt. Seitdem kam ich immer wieder während meiner Sommerferien zurück und habe nach einer Möglichkeit gesucht, mich auf der Insel einbringen zu können. So habe ich meine Freundin Darinia dabei unterstützt ein Restaurant zu eröffnen. Aber ich erkannte bald, dass es ihr Traum war und nicht meiner.

Voriges Jahr habe ich an der Ostküste ein kleines Haus gemietet und fand dort zufällig Holzwerkzeug und Schnitzeisen. Also sammelte ich Treibholz und begann zu schnitzen. Und schon an diesem wunderbaren Abend fügte sich schnell eines nach dem anderen. Ein Freund, der von meiner Leidenschaft und Kreativität begeistert war, ermutigte mich mit dem Bürgermeister über Ideen zu sprechen. Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen: ich liebte die Bildhauerei und das Unterrichten, ich liebte die Kombination mit der Mathematik und auch das künstlerische in der Mathematik zu finden, daher auch meine Begeisterung für den 3D-Druck, welche ich auch an der PLUS mit vielen Studierenden teilen darf. Vor allem aber liebte ich die Insel. Warum also versuchte ich nicht alles miteinander zu verbinden?

Nach diesem ,magischen‘ Abend organisierte ich einen Workshop der im wahrsten Sinne des Wortes hohe Wellen schlug. Dabei entwickelte ich mein Schulkonzept Bildhauerei mit den Schätzen der Insel zu unterrichten und es Absolvent*innen zu ermöglichen sich selbst zu erhalten. Neben der Bildhauerei der Mathematik großen Raum zu geben, um z.B. Material- und Zeitkalkulationen durchzuführen aber auch angemessene Preise festsetzen zu können. Englisch auf den Lehrplan zu stellen, um sich selbst und die Kunstwerke präsentieren zu können.

Dieses Konzept einer ganzheitlichen Sculpture Art School durfte ich dem Bürgermeister vorlegen, der sofort seine Zustimmung und Unterstützung zusagte. Eine Woche später war bereits ein Grundstück an der Ostküste gefunden, das mir für die Schule gespendet wurde. Das alles hat sich während meines Urlaubs ereignet. Somit hatte ich nun ein Jahr für Planung und Vorbereitung Zeit.“

LittleCornIsland_Anhänger

Warum hast du dich für die Ausbildung zur Bildhauerin entschieden?

„Ich habe schon früh meine Begeisterung für das Handwerken entdeckt. Mich mit verschiedensten Materialien auseinanderzusetzen und ausdrücken zu können hat mich fasziniert. Die Ausbildung zur Bildhauerin an der HTL Hallein dient dazu, dass man mit allen Materialien vertraut wird und damit arbeiten kann, egal ob mit Holz, Metall, Glas, Stein usw.

Auf der Insel ist die Bildhauerei wesentlich. Diesen Zweig gibt es hier noch nicht. Die Hotels kaufen teure Kunststücke vom Festland, obwohl überall Treibholz, Kokosnüsse, Muscheln usw. zu finden sind. Ich sehe so viele Schätze die uns die Insel schenkt. Daher möchte ich die Menschen hier befähigen, um erstens den Kunsthandwerksmarkt, der durchaus existiert, zu bedienen und zweitens funktionale Gegenstände herstellen zu können. Denn es ist gar nicht so einfach, aus einem Treibholz z.B. einen Sessel zu bauen. Mein Wunsch ist es, dass meine Absolvent*innen alles selbst herstellen können was benötigt wird und das mit den Materialien, die auf der Insel zur Verfügung stehen.“

LittleCornIsland_Armbänder

Welche Personen/Vereine etc. sind an dem Projekt beteiligt bzw. unterstützen es?

„In Salzburg ist es in erster Linie die HTL Hallein. 6 Schüler*innen der 4. Architekturklasse haben sich für die Planung der Schule gefunden und innerhalb des letzten Schuljahres digitale Konzepte erstellt. Die fünf Gebäude bestehen aus dem Community Center für gemeinsame Aktivitäten, zwei Unterrichts-Gebäude für Theorie und Werkstatt, eine Unterkunft für internationale Expert*innen und ein weiteres Haus. Zusätzlich stehen mir aus der Holzabteilung Statiker mit Rat und Tat zur Seite.

Der Lions Club weiß über das Projekt Bescheid und ist auch interessiert. Im Herbst wird es Diskussion darüber geben, ob mein Projekt unterstützt wird.

Hier vor Ort kümmert sich ein Team aus zwei Kolleginnen um das Marketing. Verena Oberascher, die mich eigentlich nur als Volontärin bis zu ihrem Studienbeginn im Oktober begleiten wollte, hat nun bei der FH eine Beurlaubung erreicht und wird mir ein Jahr länger beim Aufbau und den Workshops behilflich sein. Auch Einheimische unterstützen mich in vielen Belangen. Mr. Jeff, der mir das Grundstück gespendet hat, der Bürgermeister Mr. Winny, die Lehrerinnen, die mir bei den Workshops helfen usw.

Momentan stelle ich mir ein Team zusammen, um den gesponserten Bambus zu schlagen, diesen haltbar zu machen und zu Fuß und per Boot von der Nordseite zur Ostseite zu transportieren.“

Wie kann man das Projekt unterstützen und sich informieren?

„Auf folgenden Social Media Plattformen sind wir vertreten und informieren gerne unsere Follower über unsere Aktivitäten:

Website:  https://www.sculpturelittlecornisland.com/

YouTube:  https://www.youtube.com/channel/UC5K9WND267TgDJy826JXU2A

Facebook:  https://www.facebook.com/SculptureLittleCornIsland

Instagram:  https://www.instagram.com/sculpturelittlecornisland/

Tik Tok:  

Folgt uns doch gerne, um immer up-to-date zu bleiben!“

Und zu guter Letzt habe ich im Büro von Beatrice Haring an der Natur- und Lebenswissenschaftlichen Fakultät in der Hellbrunnerstraße eine Spendenbox deponiert.

Außerdem könnt ihr dieses Projekt mit einer Spende auf gofundme unter folgendem Link  https://www.gofundme.com/f/sculpturelittlecornisland unterstützen.

Da wir uns noch im Aufbau befinden, sind wir über jede auch noch so kleine Spende sehr dankbar!

Frau Mag. Haslinger bietet für die Studien Bachelor und Master Lehramt die Wahl-Lehrveranstaltungen „3D Druck in der Schule“ (Wintersemester) und „3D Druck in der Schule für Fortgeschrittene“ (Sommersemester) an. Im WS 2022/23 findet die UV nochmals im Online-Modus statt. Im SS 2023 ist geplant, eine Abhaltung in Präsenz während des Aufenthalts von Frau Haslinger in Salzburg zu realisieren.

 

Photo Credit:

Alle Fotos: © Cornelia Haslinger