Themenmodul „Sprache im Unterricht“ – das müsst ihr wissen!


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„Als sprachsensible Lehrperson weiß man, wo Verständnishürden auftreten.“ (Petra Grieshofer) Im Themenmodul „Sprache im Unterricht“ lernt ihr, wie man die sprachliche Qualität von Unterricht verbessern kann. Denn Sprache ist ein zentrales Medium in jedem Unterrichtsfach. Wie Lehrpersonen kommunizieren, wie sie Sachinhalte sprachlich erklären und die Sprachfähigkeit der Schüler und Schülerinnen einschätzen, macht einen großen Anteil ihrer Unterrichtsqualität und ihres beruflichen Erfolges aus. Schulen – unabhängig von der angebotenen Schulart bzw. dem Alter der Lernenden – brauchen und suchen nach Lehrpersonen, die eine Zusatzqualifikation im Bereich der Sprachförderung und der sprachlichen Qualität von Unterricht aufweisen.

Das Themenmodul „Sprache im Unterricht“ vermittelt die grundlegenden Kompetenzen für einen bildungsgerechten und sprachfördernden Fachunterricht. Auch in diesem Studienjahr wird das Themenmodul wieder angeboten. Was Themenmodule eigentlich sind, könnt ihr HIER nachlesen. Wir haben dazu den LV-Leiterinnen Univ.-Prof.in Dr.in Andrea Ender und Mag.a Petra Grieshofer sowie je zwei Studentinnen und Schülerinnen aus dem letzten Semester ein paar Fragen gestellt.

Warum wurde das Themenmodul initiiert?

Porträt im Büro: Andrea Ender
Univ.-Prof. Dr.in Andrea Ender

Die Forschung hat relativ konstant gezeigt, dass Kinder mit bestimmten sozialen und sprachlichen Voraussetzungen einfach Schwierigkeiten in der Schule haben. Und hier kann nicht nur der Deutschunterricht fördern, sondern Schüler:innen muss bei Verständnisschwierigkeiten eigentlich in allen Fächern geholfen werden; im Lehramtscurriculum werden die Inhalte allerdings insgesamt zu wenig abgedeckt. Mit den Themenmodulen haben wir einen Rahmen gefunden, in dem das Thema sprachsensibler Unterricht theoretisch wie praktisch ansprechend bearbeitet werden kann. (Andrea Ender)

Haben Sie ein Beispiel, inwiefern Sprache auch in anderen Fächern wichtig ist?

Bei einem Forschungsprojekt haben wir gängige Schulbücher der Sekundarstufe II im Fach Geschichte angeschaut. Wir haben einer Gruppe Schüler:innen einen originalen Textauszug vorgelegt, einer anderen Gruppe eine bearbeitete Version des Textes, bei der wir gezielt gewisse Satzkonstruktionen verändert haben. Wir haben herausgefunden, dass im Schulbuch Textpassagen für Schüler:innen quasi unverständlich waren, wie z.B. Passivkonstruktionen oder gewisse Konjunktiv-Formen, und das in der Oberstufe. Uns hat das gezeigt, dass sprachliche Verständnisschwierigkeiten nicht nur in der Unterstufe auftauchen, sondern in allen Schulstufen eine Herausforderung sind – und dass Sprache und Fachinhalt im Unterricht Hand in Hand gehen. Im Methodenkurs sehen wir uns daher gemeinsam genauer an, wo Probleme auftauchen können und wie man als Fachperson damit bei der Stundenvorbereitung umgeht. (Petra Grieshofer)

Das war auch für mich spannend zu sehen: Im Geschichtsunterricht ist es ja zentral zu unterscheiden, was tatsächlich war und was man meint, was passiert ist: hier verwenden wir den Konjunktiv, um das zu unterscheiden. Wir gehen davon aus, wenn wir den Konjunktiv verwenden, weiß jede:r, dass das nur vielleicht passiert ist. Diese sprachlichen Feinheiten sind für uns und auch Lehrkräfte oft selbstverständlich, bei Schüler:innen ist das scheinbar nicht der Fall. (Andrea Ender)

Im Themenmodul arbeiten wir daran, dass Student:innen ein Bewusstsein für die Herausforderungen sprachlicher Vermittlung bekommen. Sie lernen neben den sprachwissenschaftlichen Basics auch Methoden für ihren Fachunterricht, damit die Lehrinhalte von den Schüler:innen auch gut verstanden werden und Sprachentwicklung unterstützt wird. (Petra Grieshofer)

Das heißt, Sprache im Unterricht ist für alle Unterrichtsfächer im Lehramt hilfreich?

Ja, genau. Grundsätzlich freuen wir uns über alle Fächerkombinationen. Student:innen mit dem Fach Deutsch sind darüber hinaus besonders geeignet, später auch als Multiplikator:innen an Schulen zu wirken. Student:innen mit anderen Fächern lernen, wie man die eigenen Fachinhalte sprachsensibel aufbereiten kann. (Andrea Ender)

Dem kann ich nur zustimmen. Wenn man z.B. an die naturwissenschaftlichen Fächer denkt: Hier werden Versuchsprotokolle angefertigt, bestimmte bildungssprachliche Satzstrukturen und Textkompetenz spielen dabei eine wichtige Rolle. Oder wenn man an einen analogen und/oder digitalen Rechercheauftrag in den geisteswissenschaftlichen Fächern denkt: Schüler:innen sind dabei einer großen Menge an verschiedenen Textformen ausgesetzt. Als sprachsensible Lehrperson weiß man, wo Verständnishürden auftreten und welche Methoden und Strategien eingesetzt werden können, um das Lese- und Textverständnis der Lernenden zu unterstützen. Im Zusammenhang mit der Digitalisierung der Schulen sowie der Geräteinitiative wollen wir uns aber auch damit auseinandersetzen, wie der zukünftig noch stärker multimedial konzipierte Fachunterricht sprachsensibel geplant und umgesetzt werden kann.

Porträt: Petra Grieshofer
Mag.a Petra Grieshofer

Zudem beschäftigen wir uns im Methodenkurs auch mit gängigen Schulbüchern, um einen genaueren Eindruck davon zu bekommen, inwieweit mit diesen zentralen Unterrichtsmedien sprachfördernd gearbeitet werden kann. Es lernen bei uns aber alle Studierenden natürlich auch die sprachwissenschaftlichen Grundbegriffe, um die Kursinhalte gut auf den jeweiligen Fachunterricht anwenden zu können. Kurzum: Das Themenmodul ist auf alle Fälle für alle Unterrichtsfächer und alle Schulstufen geeignet und zu empfehlen. (Petra Grieshofer)

Und wie haben die Studentinnen Monika und Sarah sowie die Schülerinnen Melike und Nina das Themenmodul erlebt?

Wir haben mit zwei Studentinnen über ihre Erfahrungen in der Lehrveranstaltung gesprochen und darüber, welchen Mehrwert sie daraus gezogen haben.

Was hat euch dazu bewogen, das Themenmodul zu besuchen?

Ich studiere Deutsch und inklusive Pädagogik. Ich habe die Plakate gesehen und mich haben die Inhalte sehr angesprochen. Außerdem war es für mich eine gute Alternative zum klassischen Schulpraktikum. (Sarah)

Mir wurde richtig bewusst, wie wichtig es ist, dass alle Schüler:innen ihre Lehrpersonen oder die Lerninhalte sprachlich überhaupt verstehen. (Sarah)

Ich weiß aus eigener Erfahrung in meiner Familie, was es bedeutet, wenn ein Kind beim Verstehen, beim Lesen von schwierigen Texten und beim Umsetzen von Lerninhalten Schwierigkeiten hat. Daher hat mich das Thema sprachsensibler Unterricht sehr interessiert. Meine Erwartungen wurden auch erfüllt. Ich hoffe nun, dass ich weitermachen kann, indem ich zB Unterrichtsmaterial selbst sprachsensibel aufbereiten kann und hoffe, dass das dann Kindern beim Lernen hilft. (Monika)

Was hat euch am Kurs besonders gut gefallen?

Das Aufschlüsseln von Begriffen, die im Unterricht oft einfach hingeworfen werden. Auch das Analysieren von Satzkonstruktionen, die im Schulbuch unendlich lang und verschachtelt sind. Wir haben gelernt, wie wir diese Begriffe und Satzkonstruktionen im sprachsensiblen Unterricht durchschaubar machen. (Monika)

Mir hat die Aufteilung über die zwei Semester gut gefallen. Im ersten Semester haben wir den gesellschaftlichen Zusammenhang besprochen und haben parallel dazu die sprachwissenschaftlichen Grundlagen gelernt. Im zweiten Semester war vor allem die Kombination aus Praktikum und einem Methodenkurs gut gelungen. (Sarah)

Inwiefern profitiert ihr davon für die eigene Unterrichtstätigkeit?

Ich wurde für das Thema sensibilisiert und ich kann das Gelernte gut für meinen eigenen Unterricht nutzen: Wie drücke ich Sachen aus oder wie bereite ich Arbeitsblätter auf? Sind diese überhaupt verständlich? Liegt es gerade am fachlichen oder sprachlichen Verständnis? (Sarah)

In der Schule, in der ich arbeite, wird schon Wert darauf gelegt, dass Texte sprachlich verstanden werden. Wir verwenden Textauszüge und lassen diese von den Schüler:innen lesen. Sie müssen den Text dann nacherzählen. Mir wurde bewusst, dass viele Schulbücher zu viele Informationen anbieten oder schlecht strukturiert sind. Wir haben gelernt, Sätze zu entschachteln. Das ist ja auch in der Mathematik sehr wichtig. Für Schüler:innen ist es ohnehin ein schwieriges Fach. Und gerade hier ist es dann wichtig, die Inhalte so zu vermitteln, dass Schüler:innen sie auch verstehen. (Monika)

Die Schülerinnen Melike und Nina waren sehr begeistert von den Erfahrungen und würden es sogar ihren Schulfreundinnen empfehlen: „Wenn man sich in der Schule wo schwer tut, dann versteht man es hier besser und es macht auch Spaß.” Auf die Frage, welche drei Dinge ihnen besonders gut gefallen haben, meinten sie: „Es hat Spaß gemacht, wir haben trotzdem intensiv gelernt und die Studentinnen haben immer abwechselnde Sachen gemacht.”

Noch Fragen?

Wenn ihr euch für das Themenmodul interessiert oder noch Fragen habt, könnt ihr euch direkt an Univ.-Prof.in Dr.in Andrea Ender wenden. Weitere Infos und Anmeldung findet ihr unter folgenden Links:

Univ.-Prof.in Dr.in Andrea Ender ist Professorin für Germanistische Linguistik (mit Schwerpunkt Deutsch als Zweitsprache). Sie beschäftigt sich in ihrer Forschung mit Spracherwerb (besonders Deutsch als Zweitsprache), Erwerb von Variation, Sprachvariation in Dialektgebieten, sprachlicher Bildung sowie Mehrsprachigkeit und mentalem Lexikon.

Mag.a Petra Grieshofer unterrichtet am BG/BRG Bad Ischl die Fächer Deutsch und Geschichte. Im Themenmodul Sprache im Unterricht hält sie den Kurs “Methoden und Prinzipien des sprachsensiblen Unterrichts”.

Euer commUNIty-Redaktionsteam

 

Photo Credits:
Titelbild: iStock.com/monkeybusinessimages
Bild Andrea Ender: Luigi Caputo
Bild Petra Grieshofer: Petra Grieshofer