Lebenslanges Lernen: warum man nie aufhören sollte sich weiterzubilden!
Habt ihr euch schon einmal gefragt, ob das Sprichwort: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr?“ heute noch zutrifft oder überhaupt einmal richtig war? Die jüngeren Leser*innen werden diesen Sager vielleicht gar nicht mehr kennen. Umso wichtiger, auf dieses spannende Thema einen Blick zu werfen!
Der Autor, 1960 geboren, kann auf über 45 erfolgreiche Berufsjahre zurückblicken. Er stellt sich dabei die Frage, ob und was er lebenslang gelernt hat, wenn ja, ob das sinnvoll war und ob es auch für andere sinnvoll wäre?
Wie es einmal war und warum es gut ist, dass es jetzt anders ist!
In den 60er und 70er Jahren, als der Autor die Pflichtschulen und eine kaufmännische Lehre absolvierte, war die Welt noch ziemlich überschaubar. Unsere Welt wurde in West und Ost eingeteilt, der 2. Weltkrieg war erst ungefähr 15 Jahre vorüber, die Gesellschaft war noch ausschließlich patriarchisch, die Lehrer wurden gefürchtet und eine höhere Bildung war nur Wenigen vorbehalten. Nur ein ganz kleiner Teil der Bevölkerung bestand aus Akademiker*innen. 1971 betrug der Akademikeranteil der Bevölkerung 2,8 %. 2019 waren es 16,5 % – Tendenz steigend. Wer Matura hatte, brauchte sich um seine berufliche Karriere keine Sorgen mehr zu machen. Weiterbildung gab es damals auch, aber auf das einmal Gelernte konnte man sich, glaubte man, ein ganzes Berufsleben verlassen.
Und vor allem gab es damals noch kein Internet. Ja, man musste sich sogar einen Telefonanschluss mit vielen anderen Menschen teilen und konnte ausschließlich von zuhause aus telefonieren. Das kostete oft Zeit und Nerven.
Als die Welt sich zu ändern begann!
In den 1980er Jahren kam der Autor das erste Mal mit der Elektronik in Kontakt. Ein heute simples, damals für ihn revolutionären Datenerfassungsgerät hat ihn nachhaltig beeindruckt und er meinte, dass die technische Entwicklung für viele Jahre beendet sei.
Er wurde ganz schnell eines Besseren belehrt, spätestens als er sich Mitte der 80er Jahre von seinem schwer erarbeiteten Geld einen richtig modernen, leistungsstarken PC kaufte, 80286 Prozessor und eine 20 MB Festplatte, war ihm klar, dass auch das noch nicht das Ende ist. Auf die Frage wieviel 20 MB an Daten sind, bekam er von dem Verkäufer die Antwort: „Das ist so viel, das können Sie ihr ganzes Leben nicht vollschreiben.“ Von seinem Standpunkt und von seinem Wissen ausgehend hatte er recht. Die Entwicklung stand erst ganz am Anfang. Der Autor hat 10 Jahre später in einem großen Unternehmen begonnen, in dem erst seit kurzer Zeit PCs installiert wurden. Ich hatte offenbar bei der Bewerbung auf eine interessante Position einen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Kandidat*innen, da ich einer der wenigen war, der schon mit einem PC umgehen konnte. Dass dies ausschlaggebend für meine Einstellung war, erfuhr ich erst 20 Jahre später. Zur Belustigung von uns allen, da dies heute eine Anforderung ist, die für die meisten Berufsbilder Voraussetzung ist. Übrigens: Der PC damals hat mich mehr als 3 Monatsgehälter gekostet.
Mit 35 Jahren schon zum „alten Eisen“ gehören?
Das Internet bzw. die ganze technische und elektronische Entwicklung hat es jedoch mit sich gebracht, dass eine Weiterbildung für fast alle Berufsgruppen unerlässlich wurde. Und es ist kein Ende in Sicht. Das was heute richtig ist, kann morgen schon komplett falsch sein. Release Änderungen die meist ganze Arbeitsprozesse auf den Kopf stellen, sind nicht selten, eher die Regel. Neue Produktionsmethoden werden ständig entwickelt, denn mit den vorhandenen ist man nicht lange wettbewerbsfähig und wie man auch sieht, Unternehmen kommen und gehen. Und es gehen vor allem jene, die sich den Wettbewerbsänderungen nicht stellen und deren Mitarbeiter*innen nicht die Möglichkeit haben sich weiterzuentwickeln. Stillstand bedeutet dann, zum alten Eisen zu gehören. Und das könnte man dann auch schon mit 35 Jahren oder noch jünger.
Sich selbst einen Wettbewerbsvorteil im Berufsleben erarbeiten.
Damals hatte ich diesen Vorteil. Aber auch heute ist es für Berufseinsteiger*innen und Berufswechsler*innen wichtig, einen Wettbewerbsvorteil zu haben. Dieser muss nur gesucht, gefunden und dann auch umgesetzt werden.
Investiere in dein Wissen. Das ist das einzige, das dir sicher auch in Zukunft gehören wird.
Investieren bedeutet, eine höhere Wertschöpfung zu erzielen. Dabei denken die meisten ausschließlich an Investitionen in Immobilien, Aktien, Anleihen, Zertifikate. Wobei eine höhere Wertschöpfung am ehesten im eigenen Beruf gelingen kann. Hier spreche ich von Investitionen in die eigene Weiterbildung. Aber auch eine Investition in einen vorübergehenden Einkommensverzicht, der einem Freikaufen von Zeit entspricht, die man investiv nutzen kann: für Weiterbildung, Reflexion, Experimente oder kurzfristig geringer entlohnte Arbeit, die hilft, Fähigkeiten zu entwickeln, die einen in der Folge erfolgreich und hoffentlich gut bezahlt macht. (vgl. Taghizademgan, Stöferle, Valek 2014: 200ff)
Gerade die Bildung ist eine wichtige Investition. Nicht nur der Staat gibt Geld, sehr viel Geld für die Bildung aus – natürlich kann es nie genug sein, aber auch jede*r Einzelne investiert am Besten in sich selbst.
Staatliche Bildungseinrichtungen nutzen und private Weiterbildung suchen
Auch der Autor dieses Artikels hat von der staatlichen Förderung profitiert. Ab Ende der 1980er Jahre besuchte er eine 4-jährige Handelsakademie-Abendschule, die er mit der Matura abschloss. Dadurch wurde ihm der nächste berufliche Aufstieg ermöglicht. Vier Jahre in Zeit und Geld investiert, um die Basis für weitere Karriereschritte einzuleiten. Natürlich ohne Erfolgsgarantie.
Auch Ende der 1990er Jahre begann er mit einem Studium, um seinen akademischen Abschluss nachzuholen. Er investierte wieder einmal viel Zeit und Geld in seine Weiterbildung.
Dazwischen natürlich unzählige Schulungen.
Lernen wir wirklich für die Schule und nicht für das Leben?
Einerseits kann der Autor das Zitat des Philosophen Seneca nachvollziehen: „Non scholae, sed vitae discimus („Nicht für das Leben, sondern für die Schule lernen wir“), denn Schule ist in Bezug auf Innovationen naturgemäß immer zu spät dran. Andererseits ist natürlich eine Wissensbasis notwendig, die flächenmäßig nur Schulen und Universitäten vermitteln können. Für alles Weitere ist aber später die Praxis, die Weiterbildung und das Leben hilfreich und notwendig. Jede*r sollte versuchen, jeden Tag ein bisschen besser zu werden, etwas dazulernen, die Augen für Neues, Interessantes offen zu halten. Werde zu der besten Person, die du sein kannst!
Ausbildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es in unserer Gesellschaft jede Menge, wie z.B. Universitäten, Fachhochschulen – auch berufsbegleitend, Nachholen des Pflicht-Schulabschlusses, berufsbildende höhere Schulen, Akademien, WiFi, Bfi, private Anbieter, Volkshochschulen und spezifische Weiterbildung in den Unternehmen.
Erfolgreiche Schulbildung ist jedoch keine Garantie für beruflichen Erfolg. Dazu gehört viel mehr. Vor allem auch Glück, das man suchen kann. Erfolgreiche Schulbildung ist jedoch die beste Basis dafür. Natürlich gibt es Ausnahmen – wir kennen alle die Schulabbrecher*innen, die es in der privaten Garage es zu Milliardär*innen gebracht haben. Aber das, glaubt mir, ist die Ausnahme.
Was bringt lebenslanges Lernen auch für nicht mehr ganz so junge Menschen?
Ich bin überzeugt, dass lebenslanges Lernen, vor allem auch für Menschen, die aus dem Berufsleben bereits ausgeschieden sind, wichtig ist.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass bei Menschen, die viele Interessen haben und sich dabei aktiv und passiv weiterbilden sehr oft eine beeindruckende geistige Flexibilität vorhanden ist, sie oft eine starke körperliche Agilität besitzen und dabei soziale und karitative Leistungen erbringen und das meist unentgeltlich.
Dadurch haben sie die Möglichkeit anderen Menschen zu helfen, die Enkelkinder zu unterstützen, Lernhilfe anzubieten, kranke Ehepartner*innen zu pflegen, und Vieles mehr.
Oft auch nur das Leben genießen, dabei sich kreativ und künstlerisch betätigen, neue Sprachen lernen, fremde Kulturen kennenlernen und das tun, was man immer schon unternehmen wollte.
Dabei kann man dann auch auf das bereits lebenslang Gelernte zurückgreifen, dieses vertiefen oder ganz Neues lernen. Lernangebote findet man auch für diese Zielgruppe z.B. bei der Uni 55-PLUS, Volkshochschulen, privaten Anbietern, etc.
Auch findet der sogenannte Best Ager neue Kontakte und kann junge Menschen unterstützen. Aber der Best Ager profitiert auch von den jungen Menschen. Dabei hat er die Gelegenheit sein Selbstvertrauen und seinen Selbstwert zu steigern.
Warum Best Ager die technische und elektronische Entwicklung nicht verpassen sollten
Vor allem die technischen und elektronischen Entwicklungen der letzten 10 Jahren waren sehr interessant, grundlegend und weitreichend. Weitere Entwicklungen sollten nicht aus Bequemlichkeit verpasst werden. Wenn der Anschluss einmal verpasst wurde, dann gehört man wirklich zum „alten Eisen“. Man denke nur an das Internet-Banking. Die Vorteile überwiegen, wer nicht mehr dabei ist hat nur Nachteile.
Außerdem sind die technischen Entwicklungen interessant. Ich staune immer wieder, welche Möglichkeiten mir meine Garmin Sportuhr aufzeigt und mich auch zu mehr Leistungen motiviert.
Verbesserungen des Alltags durch neue Erkenntnisse bei Ernährung, Gesundheit, Sport, Investitionsmöglichkeit, Freizeitgestaltung, aber auch Kochrezepte und Handwerkstipps. Der Autor, der handwerklich nicht sehr begabt ist, kann durch YouTube Tutorials mittlerweile auch kleine Reparaturen, zur Freude seiner Ehefrau, durchführen.
Die anfangs gestellte Frage, ob er lebenslang gelernt hat, wenn ja, ob das sinnvoll war und ob es auch für andere sinnvoll wäre, kann nur mit „JA“ beantwortet werden. Mehr Wissen hilft jedem einzelnen und damit der Gesellschaft. Ich bin überzeugt, wir können unsere Lebensweise nur dann beibehalten, wenn die Gesellschaft als aufgeklärt gilt und das erfolgt durch Bildung. Denn wer nichts weiß, muss alles glauben!
*Dieser Blogartikel ist im Rahmen einer Lehrveranstaltung an der Uni 55-PLUS entstanden
Literaturliste: (Taghizademgan, R., Stöferle, R., Valek, M. (2014²): Österreichische Schule für Anleger. Austrian Investing zwischen Inflation und Deflation. München: FinanzBuch Verlag.
Photo Credits:
Titelbild: Drazen Zigic via iStock.com