Umstellung der PLUS von vier auf sechs Fakultäten: Rektor Hendrik Lehnert verrät, was sich ändert.


Hendrik Lehnert, Rektor Uni Salzburg

Am 1.1.2022 ist es soweit: Die Paris Lodron Universität Salzburg startet ins Jubiläumsjahr – und das mit nicht mehr vier, sondern sechs Fakultäten. Was die Intention hinter dieser Umstrukturierung ist, was sich das Rektorat der PLUS davon erwartet und wie es Studierende betrifft, darüber haben wir uns mit Rektor Hendrik Lehnert unterhalten.

Aus der Kultur- und Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät werden zwei Fakultäten – die Kulturwissenschaftliche Fakultät und die Gesellschaftswissenschaftliche Fakultät. Die Rechtswissenschaftliche Fakultät erfährt eine Umbenennung in Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät und bekommt einen neuen Fachbereich dazu. Aus der Naturwissenschaftlichen Fakultät wird die Natur- und Lebenswissenschaftlichen Fakultät – dazu gehören ab 2022 auch die Sport- und Bewegungswissenschaften sowie die Gerichtsmedizin. Und eine Fakultät entsteht sogar ganz neu: Die Fakultät für Digitale und Analytische Wissenschaften. Die Katholisch-Theologische Fakultät bleibt bestehen. Wir haben Rektor Lehnert gefragt, wie diese neue Struktur entstanden ist und welche Vorteile sie mit sich bringt.

Wieso werden eigentlich aus den bestehenden vier Fakultäten sechs? Was ist die Intention dahinter?

„Die Idee hinter der Reform war, dass wir eine inhaltlich gut definierte Struktur haben wollten. Denn die vier Fakultäten, die wir bisher hatten, waren zum Teil relativ groß und dadurch auch nicht immer homogen. Das gilt nicht für alle Fakultäten, aber für manche. Zudem waren manche Fachbereiche außerhalb der üblichen Fakultäten-Struktur angesiedelt. Mit der neuen Anordnung haben wir nun sechs klar definierte, in sich konsistente Fakultäten – die damit auch die Fächer besser gliedern und besser zusammenfügen können. Und die drei Fachbereiche, die bisher außerhalb von Fakultäten lagen, konnten wir erfolgreich in die neuen Fakultäten integrieren.“

Was erhofft man sich von der Umstrukturierung?

„Wir erhoffen uns von der Umstrukturierung eine viel bessere Sichtbarkeit der Fakultäten und auch, dass unsere Mitarbeiter*innen eine noch bessere Heimat als bisher in der neuen Struktur finden.“

Die sechs Fakultäten auf einen Blick:
Fakultät für Digitale und Analytische Wissenschaften | Gesellschaftswissenschaftliche Fakultät | Katholisch-Theologische Fakultät | Kulturwissenschaftliche Fakultät | Natur- und Lebenswissenschaftliche Fakultät | Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät

Auf welche Weise tragen die einzelnen Fakultäten zur Profilschärfung der PLUS bei? Welche positiven Auswirkungen erhoffen Sie sich für die Beschäftigten?

„Wir haben viel Wert daraufgelegt, dass mit der Bezeichnung der neuen Fakultäten auch alle Disziplinen optimal sichtbar werden. Das gilt insbesondere für die Fakultät der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften. Diese hieß bisher nur Rechtswissenschaftliche Fakultät. Nun haben wir die Wirtschaftswissenschaften mit in die Bezeichnung der Fakultät aufgenommen. Im Bereich der Wirtschaftswissenschaften ist durch die Teilung des Fachbereichs ,Sozial- und Wirtschaftswissenschaften‘ in die Volks- und Betriebswirtschaften auch ein Fachbereich dazugekommen. Dadurch haben wir eine noch bessere Sichtbarkeit der Wirtschaftswissenschaften erreicht, ohne nur annähernd die Bedeutung der Rechtswissenschaften zu schmälern. Zudem haben wir beispielsweise in der neuen Fakultät für Natur- und Lebenswissenschaften die Lebenswissenschaften explizit mit in den Fakultätsnamen aufgenommen. Damit wollen wir eine hohe Nähe zu den Fächern aufzeigen, die in ihrer Lehre und Forschung mehr auf den Menschen bezogen sind als die reinen Naturwissenschaften. Auch durch die Integration der Sport- und Bewegungswissenschaften sowie die Integration der Gerichtsmedizin und Forensische Psychiatrie in diese neue Fakultät ist das aus unserer Sicht eindeutig geworden.

Die Beschäftigten profitieren unserer Meinung nach durch noch kürzere Wege zwischen den einzelnen Fächern, einer Erleichterung der Zusammenarbeit und mehr Interdisziplinarität in den Fakultäten und über die Fachbereiche hinweg. Das ist es natürlich, was wir uns erhoffen und was schlussendlich auch noch bessere Forschung und Lehre ermöglicht.“

Inwiefern betreffen die Änderungen auch Studierende? Was heißt das für Studierende?

„Für die Studierenden ändert sich eigentlich nicht viel. Sie haben dieselben Studiengänge wie bisher und die Studiengänge sind ja zum Teil auch schon über die Fakultäten hinweg angelegt und das wird auch so bleiben. Wir hoffen, dass durch diese neue Struktur dann auch das Angebot besser und im besten Sinne diversifiziert wird. Ein Beispiel dafür ist, dass wir ab Wintersemester 2022/23 über die neue Fakultät für Natur- und Lebenswissenschaften einen neuen Bachelor-Studiengang „Bewegung, Ernährung, Gesundheit“ anbieten, was viel einfacher geworden ist, weil die beteiligten Fachbereiche in einer Fakultät angesiedelt sind. Ich erhoffe mir mittel- bis langfristig für die Studierenden ein noch besseres Studienangebot, sonst ändert sich nichts.“

Was bedeuten sechs Fakultäten für den Universitätsstandort Salzburg? Sollen dadurch Kooperationen mit anderen Hochschulen erleichtert werden?

„Ja, das hoffen wir. Wir haben bereits eine enge Zusammenarbeit innerhalb der Salzburger Hochschulkonferenz, auch mit den anderen Universitäten – wie beispielsweise mit dem Mozarteum oder der Paracelsus Privatuniversität. Das neue Angebot und auch die neue Struktur sollen den Zugang zu den anderen Universitäten hier im Land Salzburg aber noch einmal erleichtern. Lebenswissenschaftliche Forschung und Lehre in der neuen Fakultät für Natur- und Lebenswissenschaften wird beispielsweise ganz klar bedeuten, dass wir auch auf die Medizinfächer der PMU besser zugehen können. Ich glaube, dass die neue Struktur und somit die bessere Beschreibbarkeit unserer Universität auch die Zusammenarbeit zwischen den Universitäten deutlich erleichtert.“

Sechs Fakultäten erfordern eine noch intensivere Zusammenarbeit zwischen den Fakultäten und dem Rektorat. Wo sehen Sie hier die größten Herausforderungen?

„Eine große Herausforderung ist sicher der zeitliche und energetische Mehraufwand. Denn für das Rektorat gibt es durch die neue Struktur noch mehr Fakultätsräte zu betreuen. Wobei ich betonen muss, dass wir das natürlich gerne machen. Denn Kommunikation mit den Fakultäten und Fachbereichen ist für uns besonders wichtig. Ich glaube, die Herausforderung für das Rektorat bleibt am Ende des Tages überschaubar, und wir werden ohnehin die Kommunikation so anlegen, dass wir über alle Fakultäten und Fachbereiche hinweg große gemeinsame Treffen haben. Und so spielt es dann keine so große Rolle, ob es vier oder sechs Fakultäten sind. Wir denken zumindest, dass die Zusammenarbeit deswegen sogar eher erleichtert wird, weil wir dann in den einzelnen Themen fokussierter sind und spezifischer werden können, da die Fakultäten etwas kleiner geworden sind durch die neue Aufteilung – zumindest was die Anzahl der Fachbereiche angeht. Dadurch können wir mit den Themen sehr viel spezifischer und klarer werden.“

Inwiefern grenzt sich die neue Fakultät Digitale und Analytische Wissenschaften von ähnlichen Schwerpunktsetzungen im Bereich Digitalisierung an anderen Universitäten ab? Was zeichnet sie inhaltlich aus? Warum das Thema in Salzburg studieren bzw. erforschen?

„Ich glaube, Salzburg steht für einen ganz besonderen Aspekt der Digitalisierung und der digitalen Transformation, denn der Studiengang wird extrem interdisziplinär angelegt und wir denken schon im Vorhinein beim Thema Digitalisierung die Perspektiven der anderen Fakultäten und Fachbereiche mit. Stichwort „Digital Humanities“ – Digitalisierung und Geisteswissenschaften ist ein ganz großes Thema. Ebenso wichtig ist das Thema Künstliche Intelligenz und seine Berührungspunkte zu all den Disziplinen, in denen es um Entscheidungsfindungen geht. In den Rechtswissenschaften beispielsweise, aber auch in den Wirtschaftswissenschaften oder Naturwissenschaften. Kurz gesagt, wir denken das Thema Digitalisierung und damit die neue Fakultät für Digitale und Analytische Wissenschaften von vornherein extrem interdisziplinär, dadurch ist es auch entsprechend bunt und abwechslungsreich. Und das zeichnet eigentlich Salzburg aus, dass der Kontakt zwischen den Disziplinen und Fachbereichen unter dem Schirm der digitalen Transformation ein ganz wichtiges Thema wird.“

Was möchten Sie den Studierenden noch mit auf den Weg geben?

„An alle Studierenden, die schon hier sind oder sich überlegen nach Salzburg zu kommen: Es lohnt sich wirklich an der PLUS zu studieren! Wir haben mit der Strukturreform unsere Universität für alle Studierenden und für Mitarbeiter*innen noch besser aufgestellt. Außerdem bieten wir besonders in der Zusammenarbeit zwischen den Fakultäten und Fachbereichen und in der Entwicklung von Studiengängen, die sich über mehrere Fachbereiche hinwegerstrecken und viele unterschiedliche Inhalte aufnehmen, ein einzigartiges Umfeld in Österreich.“

Vielen Dank für das angenehme Gespräch, Herr Rektor!

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Titelbild Hendrik Lehnert: © Scheinast