Humanitäre Aktionen der Universität Salzburg: der Verein H.A.U.S. im Portrait


Vorstandsmitglieder Verein H.A.U.S

25 Jahre H.A.U.S. Der Verein „Humanitäre Aktionen der Universität Salzburg“ (H.A.U.S.) wurde 1995 gegründet. Er dient ausschließlich gemeinnützigen Zwecken und hilft Universitätsangehörigen – Mitarbeiter*innen wie Studierenden – die in eine finanzielle Notlage geraten sind. Wir haben mit den Vorstandsmitgliedern des Vereins, Mag. a Dr. in Elba Frank, Mag. Dr. Manfred Gabriel, Mag. Hans-Christian Gruber und Mag. a Christine Steger, gesprochen. (Anm.: Reihenfolge der Namensnennung bezieht sich auf das Titelbild, von links nach rechts)

Wir treffen uns im ÖH Beratungszentrum beim Unipark Nonntal zum gemeinsamen Gespräch. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde starten wir auch schon gleich mit den Fragen.

Wie ist der Verein H.A.U.S. entstanden und worum geht es dem Verein?

Der Verein ist 1995 aus einem traurigen Anlassfall gegründet worden. Es ging um die Krebsbehandlung für eine schwerkranke Studentin. Die Behandlung selbst konnte bezahlt werden, aber für den Transport zum Krankenhaus in München war kein Geld mehr übrig. Man wusste nicht, wie man das Geld dafür auftreiben sollte. Tragischerweise ist diese Studentin dann verstorben. Der Verein wurde gegründet, um nie wieder tatenlos zuschauen zu müssen, wenn Angehörige der Universität Salzburg unverschuldet in Not geraten.

Zu den Gründer*innen des Vereins zählen u.a. Hermann Suida von der Naturwissenschaftlichen Fakultät, Reinhard Rublack von der Erziehungswissenschaft, Linda Reschen von der Anglistik und Angela Birner vom Fachbereich Romanistik. Und nicht zu vergessen die ehemalige Leiterin der Universitätsbibliothek Christine Unterrainer. Sie waren damals zutiefst getroffen von dem tragischen Vorfall und beschlossen, dass so etwas nie wieder passieren darf.
Dann wurde auch schon bald mit dem Bücherbazar begonnen, der traditionellerweise unter den Arkaden im Innenhof der Universitätsbibliothek stattfindet. Das ist auch unser Haupt-Event, durch das wir am meisten Geld für den Verein einnehmen.

Wie wird eine finanzielle Notlage definiert? Also „ab wann“ kann man sich melden? Und wie wird entschieden, wem geholfen wird?

Darauf gibt es keine einfache Antwort. H.A.U.S. hilft auch nicht nur in finanzieller Hinsicht, sondern durch die Netzwerke der Mitglieder kann auch durch Rechtsberatung et al geholfen werden. Eine finanzielle Notlage definiert der/die Antragsteller*in selbst.

Grundsätzlich kann sich jede/r Angehörige*r der Paris Lodron Universität Salzburg an H.A.U.S. wenden und per Email formlos sein/ihr Anliegen schildern. H.A.U.S. hält normalerweise einmal im Monat eine Vorstandssitzung ab und berät über die Anträge. Dazu werden auch die Antragsteller*innen eingeladen und gebeten, die Situation zu schildern. Gemeinsam wird dann beraten, wie das Problem gelöst werden kann oder der Vorstand berät nach dem Gespräch mit den Antragsteller*innen über die Höhe der finanziellen Unterstützung.

Christine Steger vom Verein H.A.U.S im Interview
(im Bild: Mag. a Christine Steger)

Die finanziellen Probleme sind unterschiedlichster Natur, resultieren aus Todesfällen, Krankheit oder auch aus Scheidungen. So wurde beispielsweise die junge Familie eines beim Eisklettern verstorbenen Uni-Mitarbeiters finanziell sehr umfänglich vom Verein H.A.U.S. unterstützt.

Aber auch bei „kleinen“ finanziellen Problemen hilft der Verein oft aus. Im Sommer vor zwei Jahren hatte ein Drittstaat-Studierender einen Badeunfall am Salzachsee und lag daraufhin in Salzburg im Krankenhaus im Wachkoma. Seine Krankenversicherung wäre aber bald abgelaufen, somit hätte er nicht im Krankenhaus bleiben können. Da seine einzige Angehörige eine Cousine aus Marokko war, stand er fast ganz allein da. Der Verein H.A.U.S. hat in diesem Fall mit der gesammelten Unterstützung der Uni interveniert und dafür gesorgt, dass die Krankenversicherung erhalten bleibt. Hier ging es nur um einen sehr kleinen Geldbetrag (ca. 50 EUR), der aber schlussendlich Großes bewirkt hat. Der Student konnte dadurch noch ein weiteres Semester im Krankenhaus in Salzburg bleiben und wurde dann, als die Cousine alles entsprechend organisiert hatte, nach Hause überstellt.

Benötigen viele Universitätsangehörige Hilfe? Was sind die Hauptgründe und wie (und wie lange) wird konkret geholfen?

Vom 1.1.2021 bis Anfang Juli wurden 13 Hilfeleistungen in einem Gesamtvolumen von 6.270 Euro gewährt. Im Jahr zuvor waren es 5 Fälle mit einem Gesamtbetrag von 3.420 Euro. Die Anträge haben sich im ersten halben Jahr 2021 also schon mehr als verdoppelt.

Der Verein H.A.U.S. hilft in konkreten Notlagen, das sind meistens Einmalzahlungen in eben jener Höhe, die das Problem der Antragsteller*innen verringert. Längerfristige Unterstützungen sind die absolute Ausnahme. Dazu fehlt uns auch das Geld. Es kann aber schon vorkommen, dass ein beschlossener Gesamtbetrag in monatlichen Teilzahlungen ausbezahlt wird, wenn das für die Antragsteller*innen von Vorteil ist oder gewünscht wird.
Die Bandbreite an Notlagen ist vielfältig, Hauptgründe gibt es nicht, jeder Fall ist einzigartig in seiner Problemstellung und wird von uns auch so behandelt. Das ist uns besonders wichtig.

Vorstandsmitglieder Verein H.A.U.S

Haben sich durch die Covid-19 Pandemie mehr finanzielle Notlagen ergeben?

Ja, etwas verzögert. Die studentischen Jobs waren mit Covid-19 zuerst weg. Studierende, die mit Nebenjobs im Gastgewerbe ihr Studium finanziert hatten, standen plötzlich ohne Einkommen da und wussten nicht, wie sie ihre Miete oder den doppelten Studienbeitrag zahlen sollen. Die Nachtgastronomie hatte bis vor kurzem noch zu, Kurzarbeit und Jobgarantie gab es nur für wenige.

Mittlerweile sind die Reserven bei vielen allerdings aufgebraucht und wir bekommen mehr Anträge mit der Bitte um Unterstützung. Natürlich schlagen bei uns nur die Spitzen auf, aber man merkt schon, dass jetzt einige Studierende sehr zu kämpfen haben. Als Verein können wir da oft gar nicht so viel helfen, geben aber Tipps, welche finanziellen Hilfeleistungen Studierende noch beantragen können. Außerdem sprechen wir auch manchmal mit Lehrenden, wenn es darum geht, bestimmte kritische Situationen zu entschärfen – speziell, wenn es um den Abschluss von Lehrveranstaltungen geht.

Wie kann ich um finanzielle Unterstützung ansuchen?

Der Erstkontakt erfolgt in der Regel via Email. Wie eingangs schon erwähnt, laden wir die Antragsuchenden dann zur Vorstandssitzung ein, wo die jeweilige Person ihr Anliegen schildern muss. Der Vorstand besteht aus 5-6 Personen – hier sind beide Betriebsräte, sowohl des allgemeinen als auch des wissenschaftlichen Personals, die Abteilung Disability & Diversity und die Österreichische Hochschüler*innenschaft vertreten. Die Antragsteller*innen erklären in der Sitzung ihr Problem und wofür sie konkret Hilfe benötigen.

Selbstverständlich werden alle Anträge und Anliegen zu 100 Prozent vertraulich behandelt, keine Information dringt nach außen. Besonders wichtig ist uns auch zu betonen, dass der Verein H.A.U.S. nicht nur für Studierende gedacht ist, er ist auch für alle Mitarbeiter*innen der Uni Salzburg eine Anlaufstelle, wenn es dringliche finanzielle Probleme gibt.

Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Anliegen unterstützt wird?

Das hängt in erster Linie davon ab, wie hoch der benötigte Betrag ist und auch wie viele Anliegen schon unterstützt wurden. Natürlich ist unser Budget begrenzt, da sich dieses ja fast ausschließlich aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden sowie den Einnahmen aus dem Bücherbazar zusammensetzt.

Wir versuchen zu helfen, wo wir können, aber manche Fälle müssen wir auch ablehnen. Teilweise sind aber auch die Erwartungen an den Verein zu hoch. Fortlaufende Zahlungen, wie in Form eines Stipendiums, können wir in den allermeisten Fällen nicht leisten.

Wie kann ich mir die Unterstützung konkret vorstellen?

Es gibt ganz viele unterschiedliche Varianten. Meistens handelt es sich um Einmalzahlungen, es kann aber auch vorkommen, dass wir jemanden monatlich mit einem kleinen Geldbetrag unterstützen. Manche sehen den empfangenen Beitrag auch als Darlehen und zahlen das Geld wieder zurück; das ist aber natürlich kein Muss. Wieder andere bedanken sich einige Zeit später mit Spenden an den Verein oder werden selbst Mitglied. Manche bitten auch wiederholt um Hilfe, was auch kein Problem ist.

Wichtig zu wissen ist, dass jede Situation individuell bewertet wird. Darum ist auch das persönliche Gespräch so immens wichtig.Im Notfall steht uns auch ein Anwalt beratend zur Seite, der uns immer wieder eine große Hilfe ist.

Wie kann man Mitglied werden? Was wird von Mitgliedern des Vereins erwartet? Und wie profitiert man selbst von der Mitgliedschaft?

Wer beitreten möchte, schreibt eine Mail an . Die Beiträge sind für ordentliche Mitglieder 25 Euro, für studentische Mitglieder 5 Euro und für Fördermitglieder 75 Euro jährlich. Zusätzlich zu den Mitgliedsbeiträgen sind natürlich auch Spenden immer gerne gesehen.

Wir freuen uns auch sehr über Sortier-Hilfe beim Bücherbazar. Die ca. 100-130 Bücherkisten, die jährlich unter den Arkaden für den Bücherbazar angeboten werden, müssen auf Tischen zum Verkauf aufgelegt werden. Dabei brauchen wir alle helfenden Hände, die wir bekommen können.

Wie Mitglieder vom Verein profitieren? Sie bekommen durch die Mitgliedschaft auf jeden Fall ein gutes Gewissen und gutes Karma (alle lachen). Sie können sich auch gerne jederzeit mit neuen kreativen Ideen einbringen und an der jährlichen Generalversammlung teilnehmen.

Tipp: Im Lebenslauf macht sich freiwilliges Engagement natürlich ohnehin immer gut und ist somit ein Pluspunkt bei jeder Bewerbung.

Von neuen Mitgliedern würden wir uns auf jeden Fall auch wünschen, dass sie ihren Freund*innen und Kolleg*innen vom Verein und den Möglichkeiten erzählen. Und egal ob Mitglieder sich selbst kreativ einbringen oder „nur“ zahlen, wir freuen uns über jedes neue Gesicht.

Was ist in Zukunft für den Verein geplant? Gibt es bestimmte Ziele?

Wir planen auf jeden Fall den Fortbestand des jährlichen Bücherbazars. Dort werden wir immer tatkräftig von der Universitätsbibliothek und vielen Freiwilligen unterstützt und dafür sind wir sehr dankbar! Ohne deren Hilfe wäre der Bücherbazar nicht zu stemmen, das möchten wir an dieser Stelle nochmals betonen.

Zudem möchten wir H.A.U.S. als soziales Gewissen der PLUS institutionalisieren. Wir arbeiten auch an der steuerlichen Absetzbarkeit der Spenden. Die Umstellung des Bankkontos dafür war ein erster Schritt.

Zum Abschluss noch unser großer Wunsch: Ein Zuwachs an Mitgliedern – denn nur so kann der Verein weiterleben und vielen Universitätsangehörigen helfen.

Danke für das spannende Gespräch!
Eure commUNIty Team

Alle am Interview beteiligten Personen wurden im Vorfeld auf Grundlage aktuell geltender Richtlinien und Bestimmungen (3-G-Regel) zu Corona getestet.

Photo Credits: Kay Müller