Der Botanische Garten der Paris Lodron Universität Salzburg


Botanischer Garten im August

Blaue Gurken, Wildbienen, fleischfressende wie alpine Pflanzen – das und noch viel mehr bietet euch der Botanische Garten der Universität Salzburg. Führungen durch den Salzburger Apotheker-Kräutergarten, Baumwipfelweg, Lernplätze mit Erholungsfaktor und allerhand interessante Veranstaltungen: im Botanischen Garten kommen Naturliebhaber*innen voll auf ihre Kosten.

Der Botanische Garten der Universität Salzburg an der Naturwissenschaftlichen Fakultät ist seit dem Jahr 1986 fester Bestandteil der Paris Lodron Universität Salzburg. Auf einer Fläche von 1.5 Hektar werden schwerpunktmäßig Pflanzen aus Österreich von GärtnerInnen kultiviert. Mit dem Erhalt von alpinen Arten und Arten der Moore trägt der Botanische Garten zudem zum Erhalt und Schutz der heimischen Flora bei.

Die Geschichte des Botanischen Gartens der Universität Salzburg

Der Botanischen Garten hat in Salzburg eine lange Tradition. Im Folgenden findet ihr die wichtigsten zeitlichen Eckpunkte aufgelistet:

  • 1780: Der Pflanzenhändler Anton Ranftl pachtet den Collegiumgarten, um bis zu seinem Tod 1820 einen regen Handel mit Zwiebel- und Zierpflanzen zu betreiben.
  • 1835: An der Universität wird im Rahmen der „chirurgischen Vorbereitungswissenschaften“ das Lehrfach Botanik eingeführt und ein ca. 2.000 m² großer botanischer Garten zur Kultur von Medizinalpflanzen errichtet (später als Universitätsgarten auf 4.700 m² vergrößert).
  • 1863: Die eigens errichtete Lehrerbildungsanstalt erhält einen eigenen Schulgarten, wodurch sich die Fläche des Botanischen Gartens auf 3.000 m2 verringert. Obwohl die Notwendigkeit eines Botanischen Gartens in Frage gestellt und die Mittel gekürzt werden, gelingt es dem Gartenleiter, Prof. Fugger, sämtliche Arten der Salzburger Flora zu kultivieren (1888: Ziel erreicht).
  • 1888: Weitere Personal- und Geldkürzungen erschweren die Erhaltung des Botanischen Gartens zusehends bis die Bundesregierung den Garten der Stadtgärtnerei übergibt. Während der Kriegsjahre dient der Botanische Garten als Lager und Schuttplatz.
  • 1954: Nach dem 2. Weltkrieg wird ein Teil des ehemaligen Gartens umgestaltet und zu Ehren des Dirigenten in Furtwängler Park
  • 1984-1986: Der heutige Botanische Garten wird im Zuge des Neubaus der Naturwissenschaftlichen Fakultät auf den Wiesengründen von Freisaal im Stadtteil Nonntal neu angelegt.

Der Botanische Garten – eine Vielfalt an Aufgaben

Der Botanische Garten der Paris Lodron Universität Salzburg bietet nicht nur eine Vielzahl an Angeboten, sondern erfüllt auch viele wichtige Aufgaben auf nationaler sowie internationaler Ebene.

Sammlungen des Botanischen Gartens

Im gesamten Garten sind als Lebendsammlung Arten aus den unterschiedlichsten Lebensräumen dargestellt. Diese Arten sind in Schaugruppen unterschiedlicher Thematik, wie z.B. „Pflanzenwelt der Moore“ oder „Salzburger Apotheker-Kräutergarten“ angeordnet. Im Gewächshaus befindet sich eine Sammlung der Orchideengattung Bulbophyllum aus Madagascar. Neben dieser Lebendsammlung ist eine umfangreiche Trockensammlung von Diasporen (Früchte und Samen) heimischer Pflanzen mit über 3.000 Aufsammlungen, die für verschiedene Untersuchungen wichtiges Vergleichsmaterial liefern, vorhanden.

Aloe

Internationale Tätigkeiten

Eine wichtige Grundlage für Universitäten und Botanische Gärten, die auf wissenschaftlicher Basis mit Pflanzen arbeiten, ist der gegenseitige Austausch von im Handel nicht erhältlichem Saatgut. Notwendige Voraussetzung dafür ist die Kenntnis der Herkünfte und die strikte Einhaltung der naturschutzrechtlichen Bestimmungen. Seit 1980 veröffentlicht das frühere Institut für Botanik, heute der Fachbereich Ökologie und Evolution zusammen mit dem Botanischen Garten jährlich einen sogenannten Pflanzen-Samenkatalog (Index Seminum). Dieser dient der Forschung und Lehre, dem Artenschutz und der Öffentlichkeitsarbeit. Ein Austausch mit nationalen wie internationalen Partner*innen und Institutionen verspricht auch besondere Erlebnisse, so wie das der Titanenwurz. Vom 21. Mai 2019 bis zum 31. Juli hatt der Botanische Garten Salzburg die Titanenwurz (Amorphophallus titanum), die größte Blume der Welt (am Tag der Blüte 2,37 m) in der Pflege. Anschließend wurde sie dem Botanischen Garten der Universität Wien übergeben. Die Titanenwurz bringt den größten unverzweigten Blütenstand im Pflanzenreich hervor. Das seltene Gewächs ist auf der Insel Sumatra (Indonesien) heimisch und wächst im Unterwuchs von Regenwäldern.

Titanenwurz blühtFür die Einbindung in das internationale Netzwerk zur Erhaltung der Biodiversität im Rahmen des Washingtoner Artenschutzabkommens (CBD-Aktivitäten) sind die Lebendsammlung aber auch der Index Seminum wesentliche Elemente zur Erfüllung dieses Abkommens.

Im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft Internationale phänologische Gärten ist im Garten eine Beobachtungsfläche mit sechs verschiedenen Baum- bzw. Straucharten eingerichtet. Diese Arten werden das ganze Jahr vom Austreiben der Blätter über Entfaltung der Blüte bis zum Einziehen beobachten und diese erfassten Daten an die Zentralstelle in Berlin gemeldet.

Öffentlichkeitsarbeit rund um den Botanischen Garten

Das Hauptaugenmerk des Botanischen Gartens liegt neben dem Angebot an attraktiven Lernplätzen und natürlich nationaler wie internationaler Forschung und Lehre sowie Artenschutz mit Sicherheit auf den Führungen durch den Botanischen Garten. Regelmäßig zwischen Mai und September können Interessierte an Führungen (auch digital) zu verschiedenen Themen durch den Botanischen Garten  teilnehmen. Die genauen Termine sind am Eingang des Botanischen Gartens ausgehängt und finden sich zudem auch auf der Homepage. Für geschlossene Gruppen werden nach vorheriger Anmeldung Führungen angeboten.

Info: Allgemeine Öffnungszeiten: April und Oktober Di–Fr 9–16 Uhr | Mai bis September Di–So 10–18 Uhr

Der Botanische Garten der PLUS arbeitet über dies mit einigen wichtigen Kooperationspartner*innen zusammen:

  • Arche Noah Verein zur Erhaltung der Kulturpflanzenvielfalt

Lehrlingsausbildung

Seit 1983 bildet der Botanische Garten der Universität Salzburg in Zusammenarbeit mit der  landwirtschaftlichen Berufsschule Kleßheim Jugendliche im Lehrfach „Allgemeiner Gartenbau“ aus. Das Ziel der dreijährigen Lehre ist ein erfolgreicher Abschluss der Facharbeiterprüfung sowie das Heranführen der Jugendlichen an das Berufsleben. In diesem Zusammenhang wird neben der gärtnerischen Ausbildung, wie Anzucht und Pflege der diversen Schaugruppen, auch auf das Kennenlernen anderer Betriebsformen Wert gelegt. Durch die Besonderheit des Botanischen Gartens als Universitätsgarten erhalten die Lehrlinge überdies einen Einblick in die wissenschaftliche Tätigkeit.

Forschung im Botanischen Garten der Universität Salzburg

Was die Forschung betrifft, so ist der Botanische Garten nicht nur Anzucht und Betreuungshilfe, sondern auch ein wesentlicher Bestandteil des wissenschaftlichen Geschehens. Im Augenblick sind folgende Schwerpunkte aktuell:

Lehre durch den/im Botanischen Garten

Der Botanische Garten der PLUS bietet Anschauungsmaterial für die Lehre und auch die Möglichkeit, Kleinexkursionen im Rahmen des Unterrichts durchzuführen. Darüber hinaus wird Material für Übungen im Lehrbetrieb herangezogen.

Schulbiologischer Lehrgarten:

Der interfakultäre Fachbereich Fachdidaktik und LehrerInnenbildung der Universität Salzburg führt im Botanischen Garten Lehr- und Fortbildungsveranstaltungen zur Schulgartenpraxis durch. Selbsttätigkeit und eigene Erfahrungen im Umgang mit Pflanzen und Tieren, Garteneinrichtungen, Geräten, verschiedenen Witterungsbedingungen usw. sind wichtige Voraussetzungen für die Erlangung von Kompetenz und Sicherheit in der Schulpraxis. So wurde z.B. im Rahmen von Unterrichtsprojekten bzw. auch als Ergebnis von praktischer Arbeit von Student*innen und Biologielehre*innen eine Kräuterspirale mit angrenzendem Folienteich errichtet. Der Teich wird vielfältig genutzt, um z.B. Kleinkrebse, Insekten und andere Wasserorganismen zu beobachten, zu fangen und zu bestimmen, sowie um Informationen zum Bau und der Pflege von kleinen Schulteichen zu geben. Auch die Idee zum Bau einer überdachten Holzbohlenwand zur Präsentation verschiedener Nisthilfen für Vögel, Fledermäusen und Insekten entstand im Laufe solch einer Lehrveranstaltung. Die Nisthilfenwand, die auch mit einfachen Mitteln selber gebaut werden kann, wurde in Zusammenarbeit mit Mitarbeiter*innen des Botanischen Gartens und der BGV an einer sonnenexponierten Stelle im Garten aufgestellt. Selbstgebaute und im Handel erhältliche Nisthilfen mit entsprechender Information zeigen Möglichkeiten und Grenzen der Ansiedlung von Tieren im Garten. Ein Hochbeet, sowie ein kleiner Totholzplatz, diverse Sträucher als Nist- und Lebensraum für Vögel und einige alte Obstbaumsorten runden die Einrichtungen rund um den Schulbiologischen Lehrgarten ab.

Salzburger Apotheker-Kräutergärten

Hier finden sich auf 300 m2 ca. 280 verschiedene Arznei- und Heilpflanzen. Vorläufer der bereits ab dem 16. Jahrhundert eingerichteten Botanischen Gärten war der mittelalterliche „hortus botanicus“, der Kräutergarten der Klöster, in dem Heil- und Gewürzkräuter angebaut wurden. Als dann im Abendland die ersten Universitäten gegründet wurden, legten auch sie zur Ausbildung von Ärzten und Apothekern einen Botanischen Garten an. Spielten doch in der damaligen Zeit Arzneipflanzen eine bedeutende Rolle. In der heutigen Zeit, in der die Menschen versuchen, wieder naturbezogener zu leben, haben Nachfrage und Verbrauch an pflanzlichen Arzneimitteln und Teemischungen einen enormen Aufschwung erfahren. Deshalb hat die Heilpflanze nicht nur für den interessierten Laien, sondern auch für den Arzneimittelhersteller, Mediziner und Apotheker größte Bedeutung.

Apothekergarten im September

Mit Unterstützung des in Stadt und Land Salzburg war es möglich, den Apotheker-Kräutergarten auf dem prächtigen Gelände der Universität Salzburg zu errichten. Dieser Garten soll einen Überblick über die meisten der heute verwendeten heimischen Arznei- und Gewürzpflanzen geben und den Studierenden als Lehrgarten dienen, um Arzneipflanzen sicher zu erkennen und Verwechslungen mit Giftpflanzen zu vermeiden.

Info des Botanischen Gartens: Bei aller Wertschätzung, die unseren Heilpflanzen entgegengebracht wird, sollte niemals vergessen werden, dass diese keine Wundermittel sind. All denen, die sich selbst mit Heilpflanzen behandeln wollen, sei auch gesagt, dass diese nur wirken, wenn sie gezielt und richtig dosiert eingesetzt werden. Sich vorher mit einem Arzt bzw. einer Ärztin oder Apotheker*in zu besprechen, ist allemal ratsam, um nicht, bei falscher Wahl einer Heilpflanze, Nebenwirkungen hervorzurufen. Wer aber mit Heilpflanzen richtig umzugehen weiß, kann viele Krankheiten am Entstehen hindern, Alltagsbeschwerden lindern und die ärztliche Therapie mit Medikamenten sinnvoll ergänzen.

Wenn ihr euch noch genauer über den Botanischen Garten informieren möchtet, egal, ob über Projekte, aktuelle Impressionen oder neue Angebote wie bspw. Von der Pflanze zur Mozartkugel: eine botanische Reise, dann könnt ihr dies jederzeit via Homepage tun.

PS: Ja, blaue Gurken gibt es. Konkret gesagt, handelt es sich dabei um die Chinesische Blaugurke, wobei es sich um einen häufig gesehenen Zierstrauch handelt, der in Salzburg winterhart ist. Die Früchte des Strauchs sind gelee-artig, aber essbar.

Euer commUNIty-Redaktionsteam

Photo Credits:
Titelbild: Simon P. Haigermoser
Bild 1 (Aloe): Dr. Stephanie Socher
Bild 2 (Titanenwurz): Simon P. Haigermoser
Bild 3 (Apothekergarten): Hans-Christian Gruber