Lehramtspraktikum auf Bali: meine Erlebnisse
Halo, apa kabar? Mau ke mana? … diese und unzählig viele andere Fragen hört man in Indonesien gefühlt 100-mal pro Tag. Indonesier*innen lieben es Fragen zu stellen, so ungewohnt dies auch für uns Europäer*innen sein mag, genauso toll ist es, weil man auf diese Weise unglaublich schnell neue Leute kennenlernt. Eine eher ungewöhnliche, aber zugleich eine der wichtigsten und am häufigsten gestellten Frage ist: „Kamu sudah makan?“ „Hast du schon gegessen?“, wichtig ist hier anzumerken, wenn man keinen Reis gegessen hat, hat man im Grunde noch nicht gegessen… lange Rede, kurzer Sinn: Ich möchte euch heute von meinem Lehramtspraktikum auf Bali berichten!
Vor mittlerweile acht Jahren hat alles angefangen, eigentlich waren nur 10 Tage auf Bali geplant, um dann weiter zu reisen, aus den 10 Tagen wurde dann knapp ein Monat. Seither hat es mich immer wieder auf diese magische Insel gezogen. Eigentlich habe ich auch schon gar nicht mehr damit gerechnet, mein geplantes Lehramtspraktikum dort antreten zu können, da ich eigentlich bereits im Mai 2020 abreisen hätte sollen. Mittlerweile kann ich aber seit gut zwei Monaten Bali wieder meine Wahlheimat nennen. Ich kann mich sehr glücklich schätzen, trotz dieser schwierigen Zeit, jeden Tag in diesem Paradies aufzuwachen.
Lehramtspraktikum auf Bali: wie es dazu gekommen ist…
Ich studiere Geographie und Psychologie/Philosophie auf Lehramt an der PLUS. Im Masterstudium ist ein Praktikum vorgesehen, welches normalerweise an einer Schule in Österreich absolviert wird. Ich habe bereits 2019 ein Praktikum auf Bali absolviert und als ich zurückkam und davon an der School of Education berichtete, waren alle hellauf begeistert. Diese Begeisterung hat mich motiviert, mich um eine Anerkennung zu bemühen, welche schlussendlich auch genehmigt wurde.
Corona hat es mir allerdings nicht einfach gemacht, geplant wäre gewesen, das Praktikum von Mai bis Oktober 2020 zu absolvieren, dies war natürlich nicht möglich. Dann habe ich feststellen müssen, dass ich die Kosten für meinen zuvor gebuchten Flug nicht rückerstattet bekomme. Gefolgt von undurchsichtigen Einreisebestimmungen und einem erneuten kompletten Einreisestopp wurden meine Hoffnungen, bald im Flugzeug nach Bali zu sitzen, immer kleiner. Ich konnte es kaum glauben, als ich dann eine Woche vor Abflug mein Visum ausgestellt bekam, die präzise und aufwendige Vorbereitung hatte sich also doch bezahlt gemacht.
Einreise nach Bali während der Corona-Pandemie
Am 8. April 2021 konnte es nach fast einem Jahr hoffen und bangen losgehen, es erwarteten mich 16 Flugstunden und anschließend sechs Tage Quarantäne in Jakarta, bevor es dann nach Bali weitergehen konnte. Glücklicherweise verliefen der Flug, die Einreise und auch die Quarantäne reibungslos. Am 14. April in Bali angekommen, erwartete mich auch bereits das erste Highlight: Nach fast sechs Monaten das erste Mal mit einer kleinen Freundesgruppe in ein Restaurant essen.
Lehramtspraktikum auf Bali: was ich dort mache
Ich absolviere mein Praktikum in einer Schule namens Bali WISE (by R.O.L.E. Foundation), welche sozial benachteiligten Frauen und Mädchen eine Ausbildung ermöglicht. Normalerweise handelt es sich um Mädchen aus ganz Indonesien, aufgrund der Pandemie wurden in den letzten Monaten aber nur knapp ein Drittel der üblichen Schülerinnen aufgenommen und auch nur aus Bali.
An der Schule habe ich die Möglichkeit, eine große Bandbreite an Themen zu unterrichten. Zum Beispiel, wie man mit interkulturellen Unterschieden und Gemeinsamkeiten umgeht, aber auch physisch geografische Aspekte der Insel und Umgebung. Die Mädchen haben oft nur wenig Selbstvertrauen, daher freue ich mich umso mehr gemeinsam mit ihnen an deren Selbstbewusstsein, -vertrauen und persönlicher Entwicklung zu arbeiten. Es kommt aber auch immer wieder mal vor, dass ich für andere Lehrpersonen einspringe und so auch den „Front-Office“ Unterricht übernehme, Informatik unterrichte oder auch Vorstellungsgespräche mit den Schülerinnen simuliere.
Besonders freut mich, dass ich derzeit das Lehrveranstaltungskonzept für das neue „Self-Development“ Modul erstellen darf und Unterrichtsmaterial für die Studierstunden entwickle. Dies ist eine gute Übung, um das an der Universität erlernte „Theorie-Wissen“ auch umzusetzen. Zugleich bekomme ich auch die Möglichkeit, Einblicke in andere Tätigkeitsbereiche einer NGO zu bekommen, beispielsweise sammeln wir gerade Spenden für einen neuen Minibus.
Einmal im Monat steht Beach cleanup am Programm
Jeden Mittwoch geht es in das Zero Waste Center der R.O.L.E. Foundation, hier lernen die Schülerinnen vieles über Umweltschutz, Mülltrennung, Upcycling und auch Kräuter- bzw. Pflanzenkunde. Am besten gefällt mir aber der monatliche Beach cleanup, bei dem alle Mitarbeiter*innen und Schülerinnen von Bali WISE und dem Zero Waste Center zusammenkommen, um Müll zu sammeln, der anschließend getrennt und upgecycelt wird. Wenn du gerne mehr über die Organisation erfahren möchtest, sieh dir ihre Homepage an.
Strandbesuche, leckeres Essen und neue Leute kennenlernen
Nach der Arbeit fahre ich fast täglich zum Strand (glücklicherweise wohne ich nur fünf „Rollerminuten“ davon entfernt), um den Tag bei einem magischen Sonnenuntergang ausklingen zu lassen. Am Nachhauseweg hole ich mir meist bei einem Warung (so werden die kleinen Restaurants genannt) „Mie Goreng“ oder „Nasi Goreng“ für umgerechnet ca. €1,20. Indonesisches Essen ist günstig und einfach „enak sekali“ (sehr lecker), das sollte jede*r mindestens einmal probiert haben.
An dem Wochenende findet man mich meist mit meinen Freund*innen im Meer beim Surfen. Einer der vielen Gründe, warum ich immer wieder nach Bali zurückkehre, sind die Menschen hier. Ich konnte in den letzten Jahren unzählig viele neue Freundschaften knüpfen und jeden Tag kommen neue Begegnungen hinzu, dies ist auf Bali nicht sonderlich schwierig, da die Leute extrem zugänglich sind und jeden mit offenen Armen empfangen. Obwohl ich auf dieser Insel schon sehr viel Zeit verbracht habe, ist jeder Tag aufs Neue etwas Besonderes und ich bin unbeschreiblich froh, wieder in meiner „Wahlheimat“ sein zu können.
Ihr habt Fragen zu meinem Lehramtspraktikum auf Bali? Schreibt mir gerne eine Mail: !
Terima kasih.
Hati-Hati, eure Marion
