9 Tipps für mündliche Prüfungen


Tipps für mündliche Prüfungen

Die letzten Minuten vor einer mündlichen Prüfung können sich anfühlen wie Stunden. Man sieht permanent auf die Uhr, doch die Zeit will einfach nicht vergehen. Die Hände sind schweißnass und und im Kopf spielen sich  potenzielle Horrorszenarien ab. Na, wem von euch kommt das bekannt vor? Prüfungssituationen und insbesondere mündliche Prüfungen sorgen bei vielen von uns für Bauchschmerzen und manchmal sogar für schlaflose Nächte. Doch zu diesem Martyrium muss es nicht kommen. Ich verrate euch heute 9 Tipps für mündliche Prüfungen die dafür sorgen, dass ihr eurer nächsten Prüfung mit mehr Gelassenheit begegnet.

Die folgenden 9 Tipps sollen euch dabei helfen, mit mehr Ruhe und voller Selbstvertrauen in die Prüfungssituation zu gehen. Denn mit mehr Gelassenheit und starkem Auftreten klappt es auch viel eher mit der guten Note.

Tipp 1: Sich mit dem/ der Prüfer*in vertraut machen

Im Laufe meiner bisherigen Karriere als Jus-Studentin habe ich bereits die verschiedensten Prüfungssituationen erlebt. Eine unterschiedlicher als die andere. Doch eines konnte ich aus all diesen unterschiedlichen Abläufen definitiv mitnehmen – die Auseinandersetzung mit dem/ der jeweiligen Prüfer*in ist das Nonplusultra. Doch wieso ist das eigentlich so wichtig? Zu Studienbeginn vertrat ich die etwas naive Auffassung, dass es für eine gute Note ausreichen würde, sich durch den Dschungel an Lehrbüchern, juristischen Datenbanken und Vorlesungsunterlagen zu kämpfen. Wenn ihr das gewissenhaft macht, könnte dieser Plan auch tatsächlich aufgehen. Ich stellte jedoch sehr bald fest, dass man durch intensive Auseinandersetzung mit den individuellen Eigenheiten der jeweiligen Professor*innen bessere Karten hat. Warum also auf dieses zusätzliche Ass im Ärmel verzichten? Wenn ihr euch jetzt fragt, wie ihr eurem/ eurer Prüfer*in am besten auf den Zahn fühlen könnt, empfehle ich euch, so viele Altfragen und Fragenkataloge wie möglich ausfindig zu machen. Auf diesem Weg lässt sich meistens relativ schnell feststellen, auf welche Themengebiete man bei der Vorbereitung den meisten Wert legen sollte. Auch die heranzuziehende Literatur kann teilweise stark variieren.

Pro Tipp: Tauscht euch mit anderen Studierenden aus, die die Prüfung bereits absolviert haben, so könnt ihr euch weitere Informationen aus erster Hand sichern.

Achtung: Anhand meiner obigen Ausführungen könnte man dazu geneigt sein, sich auf Altfragen zu verlassen und dabei vertiefenden Stoff außer Acht zu lassen. Genau das solltet ihr aber nicht tun – die Fragenkataloge sind lediglich ergänzende Lernbehelfe.

Tipps für mündliche Prüfungen Teamwork

Tipp 2: Sich auf die Prüfungssituation einstellen

Gerade bei mündlichen Prüfungen ist es oft sinnvoll, eine potenzielle Prüfungssituation zu simulieren. Eine Möglichkeit, sich mit den Gegebenheiten vertraut zu machen, ist das Zuhören bei anderen Prüfungsgesprächen. Einerseits geht das Hand in Hand mit Tipp Nummer 1, da ihr dadurch auch ein Gespür für den Fragestil des/ der jeweiligen Professor*in bekommt. Andererseits gewinnt ihr dadurch die Chance, in den generellen Prüfungsablauf hineinzuschnuppern.

Einer der Tipps, den ich persönlich besonders wichtig finde, ist der Austausch mit Kommiliton*innen. Insbesondere vor mündlichen Prüfungen kann der Kontakt mit Kolleg*innen unglaublich wertvoll sein. Dadurch lernt man, die eigenen Gedanken verständlich in Worte zu fassen. Gerade dieser Aspekt ist nicht zu unterschätzen. Man ist es zwar gewohnt, das Gelernte zu verschriftlichen, doch es ist eine ganz andere Sache, bei mündlichen Prüfungen komplexe Thematiken möglichst pointiert und verständlich zu erklären.

Hinzu kommt, dass durch den Austausch mit anderen oftmals Gedankenimpulse gesetzt werden, auf die man selbst in dieser Form vielleicht gar nicht gekommen wäre. Dies regt zur intensiveren Beschäftigung an und ermöglicht zusätzlich die Feststellung eventuell noch vorhandener Wissenslücken.

Tipp 3: Rechtzeitige Prüfungsvorbereitung

Man könnte meinen, dass dieser Tipp eine Selbstverständlichkeit darstellt. Leider pfuscht die gute alte Prokrastination nur allzu gern in den so vorbildlichen Gedanken des rechtzeitigen Beginns der Prüfungsvorbereitung hinein. Aber nicht umsonst heißt es: „Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen.“

Mir persönlich haben strukturierte Lernpläne bislang viel Stress erspart. Durch das Investieren ausreichender Zeit und Mühen in die Vorbereitung wird auch eine entspanntere Herangehensweise an Prüfungen ermöglicht. Logisch, man setzt automatisch mehr Vertrauen in die eigenen Kenntnisse, wenn man sich in einer Materie gut auskennt.

Da man im Uni-Alltag jedoch nicht immer die Zeit hat, sich täglich mit diversen Thematiken auseinanderzusetzen, ist es umso wichtiger, Effizienz an den Tag zu legen. Der Versuch, knifflige Fragestellungen auch wirklich zu durchblicken und Verständnis für die Materie aufzubringen, stellt oftmals bereits die halbe Miete dar. Nebenbei gesagt – diese Lernweise ist auch bei weitem erfolgreicher und nachhaltiger als stumpfes Auswendiglernen.

Hand in Hand mit diesem Thema geht auch die rechtzeitige Anmeldung bei Prüfungen. Hier musste ich bereits feststellen, dass es bei manchen mündlichen Prüfungen ausreichend ist, sich eine Woche vorher anzumelden, während bei anderen Professor*innen Termine Monate im Vorhinein fixiert werden sollten, um sich den persönlichen „Wunschtermin“ zu sichern. Informiert euch also am besten früh genug über die jeweiligen Modalitäten.

Tipp 4: Calm down!

Vor einer Prüfung Gelassenheit zu bewahren stellt oftmals bereits einen wesentlichen Schlüssel zum Erfolg dar. Leichter gesagt als getan! Auch ich habe schon Situationen erlebt, in denen ich am liebsten den Hut draufgehaut und dem Studium den Krieg erklärt hätte. Solche Gefühlsausbrüche sind aber ganz normal und gehören zum Uni-Alltag genauso dazu wie das Glücksgefühl nach einer erfolgreich absolvierten Prüfung.

Die Frage ist nun, wie man die eigene Nervosität am besten minimieren kann. Es ist wichtig, für sich persönlich die perfekte Ablenkung zu finden. Hier hat natürlich jede*r andere Präferenzen. Die Rituale, die sich bei mir im Laufe der Zeit eingebürgert haben, basieren hauptsächlich auf sportlicher Betätigung. Ich powere mich ein paar Stunden vor Prüfungen immer komplett aus. Dadurch gelingt es mir, meine Gedanken komplett freizumachen und meinen Fokus auf die anstehende Herausforderung zu richten. Auch eine Visualisierung der eigenen Stärken könnte in diesem Zusammenhang hilfreich sein. Manchmal mache ich auch ausgiebige Spaziergänge, die ich durch das Hören meiner Lieblingslieder noch zusätzlich optimiere. Wenn der mental breakdown jedoch bereits ins Haus steht, vertraue ich auf meine Freund*innen, die es immer schaffen, mich wieder zu beruhigen.

Ganz egal, auf welche Methoden ihr vertraut – Ablenkung ist der beste Weg, um das Hinfiebern auf eine erst am Nachmittag oder Abend stattfindende Prüfung zu überbrücken, aufkommende Nervosität zu dämpfen und somit Blackouts zu vermeiden.

Tipps für mündliche Prüfungen Gelassenheit

Tipp 5: Optimale Selbstpräsentation

Eine Sache, die meiner Meinung nach viel zu oft unterschätzt wird, ist die Art und Weise, wie man sich selbst und sein Wissen verkauft. Während dieser Aspekt bei schriftlichen Klausuren gänzlich wegfällt, zählt der erste Eindruck bei mündlichen Prüfungen umso mehr. Durch auffallende Unsicherheiten bei einzelnen Fragen könnte der/ die Prüfer*in auf den Gedanken kommen, noch mehr ins Detail zu fragen. In genau diesen Momenten ist es besonders wichtig, sich nicht einschüchtern zu lassen und dennoch das Beste aus der Situation herauszuholen. Selbstbewusstes Auftreten kann hier Berge versetzen. Mir hilft es bei schwierigen Fragestellungen meistens, einmal tief ein- und auszuatmen und kurz innezuhalten. Oftmals fällt es nach diesem Moment des Sammelns leichter, konkrete inhaltliche Anhaltspunkte zu finden.

Zur optimalen Selbstpräsentation zählt zweifellos auch eine dem Anlass entsprechende Körperhaltung und Mimik. Versucht beispielsweise, Augenkontakt zu halten und die Arme nicht zu verschränken. Gute Umgangsformen, Pünktlichkeit, höfliches Verhalten und ein gepflegtes äußeres Erscheinungsbild gehören für mich zweifellos zu den absoluten Must-Haves einer gelungenen Selbstdarstellung. Tipp am Rande: Auch ein sympathisches Lächeln zwischendurch kann Wunder wirken, denn gemeinsam lacht es sich doch gleich viel besser.

Tipp 6: Sich die Prüfungssituation zu eigen machen

Anfangs gefürchtet, mittlerweile schätzen gelernt – mit diesen vielleicht etwas übertrieben wirkenden Worten möchte ich veranschaulichen, dass es bei mündlichen Prüfungen in enormem Maße darauf ankommt, was man selbst aus der konkreten Situation macht.

Während ich bei meiner allerersten Fachprüfung viel zu schnell drauf los redete, habe ich es mir seitdem zu Herzen genommen, ausreichend Zeit zum Nachdenken einzuplanen. Es kann extrem hilfreich sein, wenn man zuerst Struktur in die eigenen, oftmals doch wirren Gedankengänge bringt. Um Schweigen zu überbrücken, könnte man den eigenen Denkprozess in Worte fassen. Eine andere Möglichkeit wäre die Bitte um etwas Bedenkzeit.

Gerade in Stresssituationen tendiert man dazu, den Blick fürs Wesentliche zu verlieren und sich in etwas zu verrennen. Dadurch lenkt man die Prüfung unbeabsichtigt vielleicht automatisch auf ein ganz anderes Thema.
Kaum zu glauben, aber wahr, denn genau diese Steuerung des Prüfungsgesprächs kann man sich gegebenenfalls zu Nutzen machen. Die Fragen aller Fragen ist nun, wie man das gekonnt und unauffällig anstellt. Unauffälligkeit ist hier wahrlich die Devise, ansonsten wird der/ die Prüfer*in sehr schnell merken, dass ihr aufgrund eurer eigenen Wissenslücken das Theman wechseln möchtet. Ihr solltet also versuchen, auf möglichst ähnliche Bereiche einzugehen und den groben Themenkomplex beizubehalten. Bei vielen Professor*innen wird das eigenhändige Switchen der Materie wahrscheinlich nichts bringen. Aber einen Versuch ist es doch wert!

Der nächste Ratschlag ist für mich als Plaudertasche schon fast normal, für ruhigere Charaktere er jedoch eine Herausforderung darstellen: Redet wie ein Wasserfall und wartet darauf, dass der/ die Prüfer*in euren Redefluss stoppt. Dadurch könnt ihr die Aspekte eines Themas ansprechen, die ihr besonders gut beherrscht. Zudem vermeidet man mit dieser Strategie meistens etwaige knifflige Rückfragen. Und sind wir doch ehrlich, es wirft auch ein besseres Licht auf eine Performance, wenn einem nicht alles aus der Nase gezogen werden muss.

Tipp 7: Rückfragen stellen

Stellen wir uns zur besseren Veranschaulichung folgende Situation vor: Ihr bekommt eine Frage, versteht aber nur Bahnhof. Keine schöne Visualisierung, ich weiß, aber auch in diesen Momenten ist es möglich, sich aus der Affäre zu ziehen. Wie bei den anderen Punkten bereits teilweise erörtert, spielt auch hier das Bewahren von Ruhe eine nicht zu unterschätzende Rolle. Stellt bei Unklarheiten in der Fragestellung zur Sicherheit lieber nochmals Rückfragen. Ich wage zu behaupten, dass an dieser Stelle fast alle Prüfer*innen versuchen werden, die Frage umzuformulieren und euch auf den richtigen Weg zu leiten.

Tipp 8: Keine Diskussionen starten!

Trotz all der angeführten Tipps und noch so intensiver Vorbereitung kann es leider dennoch passieren, dass etwas während der Prüfung ganz und gar nicht nach Plan verläuft. Dann heißt es Ruhe bewahren und auf keinen Fall eine Diskussion starten. Diese Verhaltensweise kann gehörig nach hinten losgehen. Aussagen wie „das haben wir aber nicht durchgenommen“ oder „das stand nicht in meinem Lehrbuch“ solltet ihr unbedingt vermeiden. Derartige Ausreden waren schon in der Schulzeit nicht von Erfolg gekrönt. Wenn ihr schon unbedingt eine Rechtfertigung an den Mann (oder die Frau) bringen möchtet, würde ich wenigstens auf eine lustige Ausrede zurückgreifen – dann ist euch zumindest ein Lacher gesichert.

Tipp 9: Sich auf etwaige elektronische Gegebenheiten einstellen

In Zeiten der Fernlehre kann davon ausgegangen werden, dass einige Prüfungen noch länger online abgehalten werden könnten. Aus diesem Grund erscheint es sinnvoll, sich frühzeitig auf die Besonderheiten von Prüfungen einzustellen, die in elektronischer Form abgewickelt werden.

Rechtzeitiges Auseinandersetzen mit dem Ablauf und die Behebung etwaiger bekannter technischer Probleme stellen hier wohl die wichtigsten Schritte dar. Loggt euch lieber früher in allfällige Meetings ein, um potenzielle technische Komplikationen oder Störungsquellen frühzeitig zu beheben. Doch auch Überlegungen, wo genau man sich am besten mit seinem Gerät platziert, könnten wichtig sein. „Unseriöse“ Poster im Hintergrund erzeugen beispielsweise wohl eher einen schlechten ersten Eindruck, das lässt sich sicherlich vermeiden!

Achtung: Nicht auf den Studierendenausweis vergessen!

Abschließend lässt sich sagen, dass auch eine mündliche Prüfung im Endeffekt eine ganz normale Prüfung darstellt, die etliche Studierende vor uns geschafft haben und ganz viele nach uns noch bewältigen werden. Lasst euch die Schneid nicht abkaufen und steigert euch nicht allzu sehr in die Prüfungssituation hinein, mündlichen Prüfungen eilt meistens ein bedeutend schlimmerer Ruf voraus, als ihnen wirklich zukommen müsste. Selbst bei Eintritt des Worstcase-Szenarios besteht immer noch die Möglichkeit eines weiteren Antritts. Und auch das stellt keinen Beinbruch, sondern die Chance zur Weiterentwicklung und Perfektionierung der eigenen Kenntnisse dar.

In diesem Sinne wünsche ich euch allen eine erfolgreiche Prüfungsphase, ihr schafft das!

Eure Nadine

Photo Credits:
Titelbild:  Windows via Unsplash.com
Studierende am Laptop:  John Schnobrich via Unsplash
Tasse:  Nathan Dumlao via Unsplash