„Lernen macht Schule“: Meine Erfahrung als Lernbuddy


Lernen macht Schule Uni Salzburg

Die derzeitige Corona-Situation macht uns allen zu schaffen. Homeschooling und Homeoffice bringen für Studierende, Schüler*innen, Unterrichtende und Eltern große Herausforderungen mit sich. Doch eine Gruppe trifft es besonders hart: Kinder aus sozial benachteiligten Familien oder mit Migrationshintergrund. Aber nicht nur zu Corona-Zeiten haben es diese Kinder oft schwerer in ihrem Alltag als andere. Deshalb möchte ich euch ein Projekt vorstellen, das mir sehr am Herzen liegt und an dem ich mich auch selbst beteilige: „Lernen macht Schule“.

Bestimmt haben manche schon davon gehört oder sind vielleicht sogar bereits dafür tätig. Die Rede ist vom Mentoring-Projekt des internationalen Forschungszentrum für soziale und ethische Fragen, kurz ifz, und der Caritas Salzburg.  Das Programm „Lernen macht Schule“ gibt es zwar nicht erst seit Corona, jedoch zeigt sich dessen Wichtigkeit jetzt ganz besonders. In diesem Beitrag nehme ich euch mit auf die Reise, auf die ich mich letzten Sommer mit „Lernen macht Schule“ begeben habe und berichte von meinen persönlichen Erfahrungen.

Das Projekt „Lernen macht Schule“ im Überblick

Zum ersten Mal aufmerksam wurde ich auf das Projekt „Lernen macht Schule“ durch einen kurzen Vortrag dazu in meinem ersten Semester an der Universität Salzburg. Uns wurde erzählt, dass es darum geht, Kinder aus sozial benachteiligten Familien einmal wöchentlich beim schulischen aber auch sozialen Lernen zu unterstützen. Am Projekt teilnehmen können grundsätzlich alle Studierenden aus allen Studiengängen der Universität Salzburg. Es geht dabei nicht darum, dem Kind möglichst viel schulisches Wissen beizubringen, sondern ihm Zeit zu schenken und neue Perspektiven zu öffnen. Dabei gilt es, auf die Bedürfnisse jedes einzelnen Kindes einzugehen und die Beziehung individuell zu gestalten. Ich hatte anfangs Zweifel, ob ich neben dem Studium und der Arbeit noch eine zusätzliche Aufgabe übernehmen kann. Als ich letzten Sommer eine E-Mail des ifz in meinem Postfach vorfand, entschied ich mich aber doch dazu, mich zu bewerben.

Tipp: Als Lernbuddy könnt ihr euch immer zu Beginn eines neuen Semesters bewerben. Bei Fragen vorab steht euch aber jederzeit die Projektkoordinatorin Angelika Eisl zur Verfügung.

Der Bewerbungsprozess

Der erste Schritt war es, ein Motivationsschreiben und einen Lebenslauf an das ifz-Salzburg zu senden. Danach wurde ich auch schon bald von Angelika Eisl angerufen und zu einem persönlichen Gespräch eingeladen. Das Gespräch war sehr locker und angenehm, es wurde über meine Erwartungen und persönliche Interessen gesprochen, um zu sehen, welches Kind zu mir passen könnte.

Lernen macht Schule Uni Salzburg

Die Ausbildung zum Lernbuddy

Kurz vor Semesterbeginn begann dann die zweitägige Ausbildung. Am ersten Tag fand das Einführungsseminar für die Tätigkeit als Lernbuddy statt. Geleitet wurde das Seminar von Angelika Eisl (ifz) und der Projektkoordinatorin und Leiterin des Lerncafés der Caritas Salzburg. Dort lernte ich auch die anderen Studierenden kennen, die beim Projekt mitmachen. Der nächste Tag bestand aus zwei weiteren Seminaren. Am Vormittag ging es um die Herausforderungen ehrenamtlicher Arbeit, ein unglaublich spannender Vortrag, von dem ich viel mitnehmen konnte. Am Nachmittag wurden wir auf das Lernen in der Zweitsprache vorbereitet, da die meisten der Kinder eine andere Muttersprache sprechen.

Das gemeinsame Kennenlernen

Nach dem großartigen Einführungsprogramm fühlte ich mich bestens auf das Projekt vorbereitet und konnte es kaum erwarten, das Kind kennenzulernen. Die Projektleiter*innen besprachen sich mit den Lehrer*innen der Kinder, um herauszufinden, wie Kind und Mentor*in zusammenpassen. Dann war es auch schon bald so weit: Ich wurde mit einem Kind ‚gematcht‘.

Kurze Zeit später fand das Kennenlernen statt. Beim ersten Treffen war sowohl Angelika Eisl, als auch die Lehrerin des Kindes dabei. Vor mir stand ein zwölfjähriges Mädchen, das noch sehr zurückhaltend war. Erst vor etwas über einem Jahr kam sie mit ihren Eltern nach Österreich und stand noch ziemlich am Anfang des Deutschlernens.

Lernbuddy sein: eine echte Bereicherung für mein Leben!

Seit dem Tag des Kennenlernens treffe ich mich wöchentlich, mit wenigen Ausnahmen durch den Lockdown, mit meinem Lernkind. Meistens treffen wir uns bei ihr zu Hause und verbringen ungefähr zwei Stunden zusammen. Dabei ist jede Woche anders. Manchmal bittet sie mich, ihr bei den Hausaufgaben zu helfen, manchmal lernen wir zusammen und andere Male spielen wir einfach Spiele. Pro Semester wird vom Projekt wird ein Budget bereitgestellt, das man individuell verwenden kann. Es können Spiele und Lernunterlagen gekauft oder auch einfach mal ein Eis zusammen gegessen werden. In den bisherigen Monaten konnte ich unglaubliche Fortschritte sehen. Nicht nur das Deutsch des Mädchens hat sich stark verbessert, ich merke auch, wie sie immer mehr aus sich herauskommt und ihr Selbstbewusstsein durch das Projekt wächst.

Ich erlebe die Tätigkeit als Lernbuddy als eine sehr bereichernde. Die anfänglichen Bedenken, das Projekt zeitlich nicht zu schaffen, haben sich schnell gelegt. Die Dankbarkeit, die ich von dem Mädchen und ihren Eltern zurückbekomme, ist für mich unbezahlbar. Außerdem kann ich auch ich sehr viel dabei lernen. Mein Blickfeld hat sich in vielen Hinsichten, durch die Tätigkeit erweitert und ich finde es spannend auf diese Weise in eine mir fremde Kultur eintauchen zu dürfen.

Neugierig geworden? Wenn auch du Lust hast, am Projekt teilzunehmen und jede Woche zwei Stunden deiner Zeit einem sozial benachteiligten Kind schenken möchtest, dann schreibe gerne eine Mail an Projektkoordinatorin Angelika Eisl.

Eure Maria

Photo-Credits:
Angelika Eisl (Anm. die Fotos im Beitrag sind vor Corona entstanden)