Wie Forscher*innen digital sichtbar werden: 10 Schritte


Smartphone mit Doktorhut

Wie werde ich als Forscher*in digital sichtbar? Hast du dich das auch schon einmal gefragt und wusstest nicht, wo du anfangen sollst? Vielleicht hast du dir eine Anleitung gewünscht, in der steht, welche Schritte dafür notwendig sind. In diesem Artikel stelle ich dir mein 10-Schritte-System vor, das dir auf dem Weg zur Online-Sichtbarkeit hilft.

Online-Sichtbarkeit – erst die Strategie, dann die Umsetzung

Du kannst dich leicht im Dschungel der digitalen Möglichkeiten verlieren. Blog, Podcast, Twitter, YouTube, Instagram, LinkedIn, ResearchGate oder TikTok? Welches Netzwerk oder welches Format ist für dich das richtige? Und wie sollte das neben deiner Forschung zu schaffen sein? Atme erst einmal tief durch. Die gute Nachricht ist, du musst erstens nicht überall dabei sein und kannst zweitens deine ganz persönliche Sichtbarkeitsstrategie entwickeln. Abgestimmt auf dein Ziel, deine Zielgruppe und deine zeitlichen Ressourcen. Wenn du das geschafft hast, geht es los mit der Umsetzung. Bereit? Lass uns zunächst mit der Strategie beginnen.

Schritt 1 bis 5: Strategie erarbeiten

Die Strategie ist das Fundament. Das ist sozusagen der Fahrplan, den du für dich festlegst und an dem du dich immer wieder orientieren kannst. Besonders dann, wenn dich Zweifel plagen, dir die Motivation fehlt oder dir das Leben dazwischen kommt (kommt es übrigens immer).

1. Ziel definieren

Der schwierigsten Aufgabe musst du dich gleich zu Beginn stellen. Beantworte für dich die Frage, warum du digital sichtbar werden möchtest. Was willst du erreichen? Möchtest du dich hauptsächlich mit anderen Doktorand*innen vernetzen? Strebst du eine Karriere in der Wissenschaftskommunikation an? Willst du auf dem Weg zur Professur Kontakte zu internationalen Fachkolleg*innen knüpfen?

2. Zielgruppe festlegen

Wen willst du auf digitalen Wegen erreichen? Wer soll lesen, was du veröffentlichst? Mit wem möchtest du online ins Gespräch kommen? Häufig gibt es mehr als eine Zielgruppe, die man erreichen möchte. Versuch dich am Anfang auf eine Zielgruppe zu fokussieren. Das macht dir die folgenden Schritte etwas leichter. Und auch wenn du dich mit deiner Kommunikation auf eine Zielgruppe festlegst, wirst du trotzdem von anderen wahrgenommen. Also keine Angst vor dem Fokus!

3. Themen bzw. Botschaften formulieren

Als Wissenschaftler*in kommunizierst du über deine Forschung. Online-Sichtbarkeit funktioniert also über digitale Wissenschaftskommunikation. So weit, so logisch. Aber was sollen die Menschen als Kernbotschaft mitnehmen? Was soll in ihren Köpfen hängen bleiben? Und vielleicht gibt es darüber hinaus noch Themen, die dir am Herzen liegen: Wissenschaftspolitik? Frauen in der Wissenschaft? Vereinbarkeit von Beruf und Familie? Kennst du deine drei bis vier Kernbotschaften?

4. Zeitressourcen checken

Wie viel Zeit hast du, dich um deine Online-Sichtbarkeit zu kümmern? Im ersten Moment vermutlich keine. Wir alle haben nur 24 Stunden am Tag zur Verfügung. Sich die Zeit für ein Projekt wie die eigene Sichtbarkeit zu nehmen, hat deshalb in erster Linie mit den eigenen Prioritäten zu tun. Was hat in deinem Leben momentan Priorität? Entscheidest du dich dafür, digitale Wissenschaftskommunikation zu einer deiner Prioritäten zu machen? Wo wäre ein mögliches Zeitfenster dafür?

5. Inventur machen

Kaum jemand startet wirklich von null. Meistens gibt es schon ältere Online-Profile, die man reaktivieren könnte. Welche Online-Profile besitzt du bereits? Wie groß ist dort dein Netzwerk? Mach eine Inventur und notiere dir, worauf du aufbauen kannst. Entscheide auch, welche Netzwerke du konsequent löschen könntest. Damit diese dich auch mental nicht weiter belasten.

Frau hält Ordner ins Bild

Schritt 6 bis 10: Aktiv werden

Das waren die notwendigen Überlegungen, die du dir im Vorhinein machen solltest. Jetzt geht es darum, ins Tun zu kommen.

6. Digital aufräumen

Die Inventur ist abgeschlossen? Großartig. Dann lösche jetzt inaktive Profile, die du nicht mehr brauchst. Ein nicht gepflegtes Profil macht einen schlechteren Eindruck als die simple Feststellung, dass du auf diesem oder jenem Netzwerk einfach nicht aktiv bist. Es gibt noch eine Website von dir mit veralteten Informationen? Dann schalte sie zunächst unsichtbar. Du kannst später immer noch entscheiden, sie neu zu gestalten. Es tauchen noch Google-Ergebnisse auf (Couchsurfing-Profil? privates Facebook-Profil?), die nichts mit deinem beruflichen Ziel zu tun haben? Sorge dafür, die Profile zu löschen oder sie nicht mehr von Google indizieren zu lassen.

7. Überarbeiten und vereinheitlichen

Deine verbleibenden Profile kannst du jetzt überarbeiten und auf den neuesten Stand bringen. Verwende überall das gleiche Profilfoto. So sorgst du für einen größeren Wiedererkennungswert, wenn dich online jemand sucht. Stimmen die Kernbotschaften auf allen Profilen überein? Geben alle Profile ein konsistentes Bild von dir ab? Wenn ja, Glückwunsch. Auf zum nächsten Schritt.

8. Für Auffindbarkeit sorgen

Du hast die Möglichkeit, auf der Institutswebsite über dich und deine Forschung zu informieren? Dann nutz die Gelegenheit! Oder überprüfe, wie du die Seite überarbeiten könntest, um wirklich alle wichtigen Infos über dich bereit zu stellen. Verlinke auch auf deine Social-Media-Profile. So machst du es Menschen, die an dir Interesse haben, leichter, dich zu finden. Bedenke aber, dass so eine Hochschulwebsite auch schnell wieder verschwinden kann, wenn du die Stelle wechselst. Möchtest du langfristig auffindbar sein, plane, eine persönliche Website aufzusetzen.

9. Digitales Networking starten

Digitale Sichtbarkeit hat enorm viel mit digitalem Networking zu tun. Alle bisherigen Maßnahmen tragen zu deiner Auffindbarkeit bei, aber noch nicht so recht zum Kontakte knüpfen. Entscheide dich für einen Kanal, der es dir erlaubt, digitale Verbindungen zu Menschen aufzubauen. Ich empfehle dafür Twitter, LinkedIn oder Instagram. Werde aktiv, schreibe selbst Beiträge, stell Fragen und kommentiere bei anderen!

10. Content-Format planen

Die Königsklasse der digitalen Wissenschaftskommunikation ist ein eigenes Content-Format. Hast du die Zeit und die Motivation einen Blog, einen Podcast, einen YouTube- oder einen TikTok-Kanal zu starten? Das ist ein mittel- bis langfristiges Projekt. Und eine Option, deine Reichweite zu vergrößern. Aber kein Muss! Wenn du die Schritte 1 bis 9 bereits gegangen bist, bist du auf dem besten Wege, digital sichtbar zu werden.

Wenn du Lust bekommen hast, die Schritte gemeinsam mit anderen Wissenschaftler*innen auszuprobieren, melde dich für den Online-Workshop „Spread your science – Digitales Selbstmarketing in der Wissenschaft“ (WTZ West Training Days) an. Die Zahl der Plätze ist auf 12 Teilnehmende begrenzt.  Die Anmeldung ist HIER möglich.

Dies ist ein Gastbeitrag von Susanne Geu, freie Autorin und Coach für Wissenschafter*innen.

Photo Credits: Ike Noack