Motivationstipps von Expert*innen im Test!


Schreibtisch mit Laptop

Mit der Motivation im Studium ist das oft so eine Sache: Eigentlich möchte ich ja studieren. Ich will etwas lernen, mich begeistern lassen und später meinen Abschluss in der Tasche haben. Aber im stressigen Alltag geht die Lust aufs Studium oft schnell verloren. An dieser Stelle dürft ihr euch aber nicht unterkriegen lassen! Um euch meinen mentalen Beistand auszusprechen, habe ich für euch ein paar Motivationstipps, die von Expert*innen empfohlen werden, ausprobiert.

Vor wenigen Wochen hat meine Blog-Redaktions-Kollegin Nadine einen Beitrag über Motivation im Studium veröffentlicht. In diesem Beitrag stellt Nadine 10 Tipps vor, die euch dabei helfen sollen, die Motivation aufrecht zu erhalten. Dafür hat sie sich Unterstützung von zwei Motivationsexpert*innen vom Fachbereich Psychologie der Uni Salzburg geholt. Anna Moser und Georg Zerle haben außerdem ein  Motivationstraining „Von 0 auf 100 in 100 Minuten“ per Webex-Session angeboten, bei dem sie ihre Tipps für Motivation im Studium präsentiert haben. Ein paar dieser Motivationstipps habe ich ausprobiert und im folgenden Beitrag könnt ihr mein Feedback dazu lesen. Wie sieht die Realität aus? Und wie gut funktionieren die Tipps wirklich? Ich verrate es euch!

Smarte Ziele & ein strukturierter Wochenplan

Das Setzen von Zielen ist laut den Motivationsexpert*innen das A und O. Ziele sind nämlich die Grundbasis für unsere Langzeitmotivation und helfen uns bei der Strukturierung und Konkretisierung von Wünschen und Bedürfnissen.

Zielscheibe mit Dartpfeilen

Was sind eigentlich „smarte“ Ziele?

Ziele zu setzen und diese Ziele dann auch zu erreichen, sind für mich zwei verschiedene Paar Schuhe. Zwar kann es mich für eine Zeit lang zufrieden stellen, wenn ich meine Ziele kenne, aber richtig glücklich bin ich eigentlich erst dann, wenn ich sie auch erreicht habe. Deswegen ist es wichtig, realistische und smarte Ziele zu setzen. Hört sich in der Theorie erstmal gar nicht so schlecht an, aber in der Praxis ist es dann doch nicht ganz so easy. Anna und Georg haben in ihrem Motivationstraining dafür ein Übungsblatt für eine smarte Zielsetzung zusammengestellt. Außerdem ist von Zielhierarchien und Etappenzielen die Rede, sprich man soll klar von Studienzielen, Semesterzielen, Monatszielen, Wochenzielen und eventuell sogar von Tageszielen unterscheiden und diese dementsprechend definieren.

Gesagt, getan. Die ersten drei Zielhierarchien sind für mich weniger sinnvoll: Scheinbar bin ich einfach nicht dafür gemacht, Monate voraus zu planen, da scheinbar sowieso immer alles anders kommen kann. Beziehungsweise sind Studienziel und Semesterziel für mich sowieso klar: Erstens Studium abschließen, zweitens positiv durch’s Semester kommen. Dafür brauche ich jetzt keine spezifische Zielformulierung, denn das muss sowieso drin sein.

Ein Wochenplan für mehr Überblick muss her!

Interessanter fand ich aber die Wochen- und Tagesziele. Hierbei stellen Anna und Georg das Konzept eines Wochenplans vor. Der Wochenplan soll dabei helfen, einen groben Überblick über die anstehenden Aufgaben, Termine etc. unter der Woche zu behalten. Diese Idee fand ich prinzipiell gut, da ja die Wochen nicht nur aus Lehrveranstaltungen und Lernen bestehen, sondern auch andere Erledigungen wie z.B. Haushalt oder Sozialleben anfallen.

Also habe ich mich darangesetzt, meinen idealen Wochenplan zu erstellen. Dabei schreibt man aber nicht nur die To-Dos der anstehenden Woche rein, sondern es gilt auch Folgendes zu beachten:

  • Die produktiven Zeiten farblich markieren, um so voraus zu planen, wann man am besten Uni-Aufgaben erledigt
  • Immer nur 60% des Tages verplanen (exklusive Schlafenszeit), damit die 60:40-Regel eingehalten werden kann. Bei dieser Regel geht es darum, dass man sich 40% des Tages für andere (unerwartete) Erledigungen offen halten soll.

Wochenplan mit verschiedenen Farben für verschiedene Tätigkeiten

So in etwa sah dann mein idealer Wochenplan für eine Woche Anfang Juni aus. Dieses Übungsblatt habe ich beim Motivationstraining von den Expert*innen erhalten, lässt sich aber auch ganz einfach selbst umsetzen. Am liebsten schreibe ich meine Wochenpläne aber per Hand.

Nachdem ich meinen idealen Wochenplan mit allen Routinen etc. erstellt habe, ist mir schon das erste Problem aufgefallen: Erfahrungsgemäß bin ich vormittags am produktivsten – das Problem: Ich bin Langschläfer. Vor 08:00 Uhr morgens aufzustehen ist bei mir zurzeit einfach nicht drin. Danke an dieser Stelle an Corona. Und nach dem Aufstehen verbringe ich dann auch gleich etwa eineinhalb bis zwei Stunden mit Sport und der alltäglichen Hygiene. Von meinen morgendlichen vier Produktivitäts-Stunden bleiben also meist nur mehr zwei Stunden übrig. Den Sport einfach auf später verschieben? Wäre möglich, aber samma uns ehrlich: Später freut’s mich dann einfach nicht mehr. Außerdem habe ich mal gehört, dass Morgensport am effektivsten sein soll und das sage ich jetzt nicht nur als Ausrede! Ok, vielleicht doch…

Resümee zum Wochenplan

Wie auch immer… das Erstellen des Wochenplans nahm bei mir schon wirklich einiges an Zeit ein. Ich wollte eben so effizient und genau wie nur möglich vorgehen, um meine gefühlt siebzehntausend Termine irgendwie realistisch im Plan unter zu bringen. Dabei wollte ich meine „produktiven Zeiten“ berücksichtigen und zudem darauf achten, dass mir noch die 40 % Puffer übrigbleiben. Das alles in einem doch eher kleinen und übersichtlichen Plan unterzubringen, war gar nicht so einfach. Ich glaube auch, dass ich zu viel in den Wochenplan reingeschrieben hab und er dadurch erst recht unübersichtlich wurde. Aber ich muss sagen, ich wusste jeden Tag, was ich so zu erledigen habe. Hatte ich doch mal etwas vergessen, dann konnte mich der Puffer rausreißen. Somit ging sich alles irgendwie aus.

Für die Punkte, die dann wirklich gar nicht mehr in den Wochenplan reingepasst haben, musste dann eine andere Lösung her: Die Expert*innen empfehlen dafür übersichtliche To-Do-Listen. Aber auch hierbei gibt es so einiges zu beachten, damit die ganze Geschichte auch effizient bleibt.

Endlos lange To-Do-Listen – wer kennt’s noch?

Gegen dieses Phänomen nennen die Motivationsexpert*innen bestimmte Arten von Listen, die helfen sollen, alle wichtigen Aufgaben im Überblick zu behalten. Besonders ansprechend fand ich das Konzept der „1-Minute-To-Do-Liste“. Dabei sollte man einfach alle Aufgaben aufschreiben, die einem innerhalb einer Minute einfallen. Anschließend werden diese Aufgaben in drei Kategorien sortiert:

  1. Heute zu erledigen (max. fünf Aufgaben)
  2. Bald zu erledigen (max. 20 Aufgaben)
  3. Irgendwann zu erledigen (restliche Aufgaben)

Abends überprüft man dann die Liste und hakt erledigte Aufgaben ab. Dieses Konzept fand ich deswegen interessant, da hierbei nicht nur Uni-bezogene To-Dos aufgeschrieben werden, sondern auch andere Aufgaben wie Haushalt etc., die allgegenwärtig sind, berücksichtigt werden. Denn diese Erledigungen werden oftmals beim Erstellen von To-Do-Listen vergessen und das ist der Grund, weswegen man oft zu wenig Zeit für alle Aufgaben des Tages hat. Außerdem bin ich ein Fan vom Schreiben langer To-Do-Listen, obwohl das auch kontraproduktiv sein kann. Sortiert man die Liste aber nach dem Brainstorming, so wie es dieses Konzept vorsieht, macht alles gleich mehr Sinn. Und man hat nicht das Gefühl, in schier endlosen Aufgaben zu ertrinken.

Wie Tomaten und das Pflanzen von Bäumen beim Lernen helfen sollen

Mit Tomaten meine ich die sogenannte Pomodoro-Technik, die sich anscheinend in vielen Fällen als sehr wirksame Lernmethode etabliert hat. „Pomo-Was?“ fragst du dich? Dabei handelt es sich um eine Lernmethode, bei welcher man 25 Minuten lang konzentriert lernt und nach dieser Zeit eine 5-minütige Pause einlegt. Das Ganze wird dann 4x wiederholt. Nach der vierten Wiederholung sollte dann eine längere Pause eingelegt werden.

Smartphone liegt auf einem Notizblock

Pomodoro-Technik als Allzweck-Helfer?

Was ich mich jedoch gefragt habe: Funktioniert diese Methode wirklich in allen Lernsituationen? Beim schlichten Auswendiglernen von fadem Lernstoff ist die Pomodoro-Technik sicherlich von Vorteil. Jedoch muss man in den meisten Studien nicht immer nur Texte auswendig lernen. Literaturrecherchen, Präsentationen vorbereiten und Texte verfassen, machen oftmals einen Großteil des Studiums aus. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass bei dieser Arbeit die Pomodoro-Technik eher kontraproduktiv ist, da sie die Produktivität mindert, anstatt anzukurbeln. Ist man nämlich beim Schreiben gerade in einem Flow, stört der Alarm nach 25 Minuten einfach nur und man möchte eigentlich gar keine Pause einlegen.

Apropos Pause…

Zu diesem Punkt geben die Motivationsexpert*innen ebenfalls Tipps zur optimalen Pausengestaltung. Empfohlen wird, die Pausen zwischen den Lerneinheiten aktiv zu gestalten. Je nachdem, wie lange die Pause dauern soll und welchen Zweck sie bewirken soll, gibt es verschiedene Möglichkeiten, diese Zeit sinnvoll zu gestalten:

  • Willst du einfach nur abschalten, geh‘ raus in die Natur und mach’ einen Spaziergang oder bewege dich anderweitig, z.B. Radfahren.
  • Um zu regenerieren, versuche einfach mal nichts zu tun oder sogar länger zu schlafen, damit du am nächsten Tag ausgeschlafen bist.
  • Für die psychische Zufriedenheit kannst du dir in einer Pause auch mal etwas Entspannung und gutes Essen gönnen. Auch Hobbies, die herausfordernd sind tragen zu deiner psychischen Zufriedenheit bei.

Und wie war das jetzt mit den Bäumen?

Konzentriertes Arbeiten sollte die Regel sein, aber es ist meist die Ausnahme. Die größte Ablenkung beim Lernen ist wahrscheinlich das Smartphone. Hierbei fühle ich mich mehr als angesprochen. Ausgerechnet eine Smartphone-App soll die Sucht nach dem Smartphone heilen. Um meine Konzentration aufrechtzuerhalten, soll ich nun mittels dieser App virtuelle Bäume pflanzen und so gezwungen werden, mein Smartphone für eine vorher festgelegte Zeit nicht zu benutzen. Denn nur wenn ich das Handy nicht verwende, kann der Baum auswachsen, andernfalls würde er sterben.

Screenshot der App Forest

Nach dem Start der App muss die gewünschte Wachstumszeit eingestellt werden. Hierbei entscheide ich mich für die 25 Minuten der vorher erwähnten Pomodoro-Technik. Und dann setze ich auch schon meinen ersten Baumsamen. Forest bleibt von nun an geöffnet und blockiert die anderen Apps auf meinem Smartphone. In den nächsten 25 Minuten wird mein Baum wachsen und gedeihen – und ich kann mich in der Zwischenzeit wieder auf das Lernen konzentrieren. So zumindest die Theorie.

Auch in der Praxis habe ich mich schuldig gefühlt, als ich dann doch einmal die App vorzeitig verlassen habe und dann nur noch ein verrotteter Baumstumpf übrig war. Und genau das ist wohl der Sinn der Sache.
Allerdings habe ich auch festgestellt, dass Forest jedoch Push-Mitteilungen der anderen Apps auf meinem Smartphone zulässt. Das leitet dazu, dann doch instinktiv das Display regelmäßig zu checken. Dementsprechend also nicht besonders konzentrationsfördernd!

Im Großen und Ganzen hat Forest bei mir nicht unbedingt für konzentriertes Arbeiten gesorgt, sondern eher für zusätzliche Ablenkung. Wenn man den Störfaktor Smartphone also wirklich beiseite haben möchte, dann am besten das Handy in einen anderen Raum legen, in den Flugmodus schalten oder gar mal abschalten. Das ist nicht nur in Lern-Situationen empfehlenswert.

Home Office & der „perfekte“ Lernplatz

„Wohlfühloase Arbeitsplatz“? Die Motivationsexpert*innen empfehlen regelmäßiges Lüften, einen aufgeräumten Schreibtisch und genügend Wasser trinken. Prinzipiell keine schlechte Idee, aber vor allem der zweite Punkt ist in kleinen Wohnungen oftmals nicht umsetzbar. So ist es auch bei mir. In meiner Garconniere gibt es nur einen All-in-One-Tisch, der für alles verwendet wird. Und dementsprechend sieht er meistens auch aus. Für den Test des Tipps habe ich mich also besonders angestrengt, meinen Schreibtisch sauber und ordentlich zu halten. Und es hat auch geklappt, aber leider nicht sehr lange…

Schreibtisch mit Post-its und Laptop

Mein Fazit: Funktionieren die Tipps in der Realität?

Meiner Erfahrung nach können die genannten Motivationstipps hilfreich sein, solange man sie auf die individuelle Situation anpasst. Manchmal muss man gezwungenermaßen einsehen, dass manche Tipps aus individuellen Gründen nicht umsetzbar sind. So bei mir der Punkt „Wohlfühloase Arbeitsplatz“. Ich würde gerne Uni vom Privaten trennen, aber leider ist das bei nur einem Schreibtisch schlecht möglich. Hier sollte man einfach versuchen, das Beste aus der gegebenen Situation zu machen. Und irgendwann gewöhnt man sich dann schon an den Umstand. So war es zumindest bei mir.

Ich hoffe, dass euch die Tipps und meine Erfahrungen etwas helfen konnten, noch etwas Motivation für den Endspurt des Semesters zu finden. Und auch, dass sie euch bei der anstehenden Lern- und Prüfungsphase weiterbringen. Wenn ihr beim Lernen schon gut dabei seid und einfach nur noch entspannt durch die Prüfungsphase wollt, dann schaut doch auch noch beim Artikel von Anna vorbei.

Leider sind die Termine des Motivationstrainings „Von 0 auf 100 in 100 Minuten“ bereits vorbei. Wenn ihr jedoch noch konkrete Fragen zu den Tipps habt, könnt ihr euch via Mail an an die beiden Expert*innen wenden. Ihr findet die Tipps aber auch auf derem  Youtube-Kanal!

Viel Erfolg beim Lernen und ganz viel Motivation,
eure Sabrina

 


Photo-Credits:

Titelbild:  Prateek Katyal via Pexels
Zielscheibe:  Engin Akyurt via Unsplash
Übungsblatt Wochenplan: Sabrina Seiwald
Notizblock mit Smartphone und Tomaten: Sabrina Seiwald
Screenshot App Forest
Bild Arbeitsplatz: Sabrina Seiwald