Theologiestudium: 7 Mythen im Check!


Theologiestudium Salzburg

Theologie ist ein reines Männerstudium, man betet den ganzen Tag und gelernt wird noch von handgeschriebenen Manuskripten. Die Liste der Mythen rund ums Theologiestudium ist lang. In diesem Blogbeitrag bieten wir diesen Mythen nun die Stirn. Wir, das ist die StV Theologie & Philosophie der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Salzburg. Und wir sagen: „Myths, be ready to be busted!“

Mythen rund ums Theologiestudium gibt es wie Sand am Meer. Wir haben uns die bekanntesten Mythen herausgesucht und verraten euch, was Wahres dran ist.

Mythos 1: Theologiestudierende lieben die Bibel und nehmen deren Inhalt zu 100 % für bare Münze

#Bibel

An der THEO gibt es vier Fachbereiche: Bibelwissenschaft und Kirchengeschichte, Praktische Theologie, Systematische Theologie sowie Philosophie. Egal, ob man Fachtheologie oder etwa Katholische Religion auf Lehramt studiert, die Lehrveranstaltungen teilen sich relativ gleichmäßig auf diese Fachbereiche auf. Individuelle Schwerpunkte können natürlich individuell gesetzt werden. Nach Adam Riese beschäftigt sich man sich zu 25 Prozent mit der Bibel sowie den Licht- und Schattenseiten der Vergangenheit (Kirchengeschichte).

Jetzt zur Bibel selbst. Die Autoren der biblischen Schriften waren keine Diktatempfänger Gottes. Sie schreiben ausnahmslos aus der Perspektive des Glaubens. Ihre Texte sind daher nicht als Tatsachenberichte zu lesen. Einem wortwörtlichen, sogenannten fundamentalistischem, Zugang ist eine klare Absage zu erteilen. Erstsemestrige kommen aber ohnehin selten mit einer solchen Einstellung an die Fakultät. Eine seriöse Bibellektüre geschieht immer im Sinne der historisch-kritischen Methode.

Die Bibel kann aber sehr wohl als Seele des Theologiestudiums bezeichnet werden. Deren Inhalt kann man als Gotteswort im Menschwort erklären. Soll heißen: Gott teilt sich den Menschen authentisch mit. Neben der Bibel gibt es auch andere Schriften, die urchristliche Literatur erschöpft sich schließlich nicht vollends in der Bibel. Beispiele sind das Thomasevangelium, der Clemensbrief oder die Akten des Paulus. Diese sind nicht von geringerer Bedeutung.

Theologiestudium: junge Frau betet

Mythos 2: Theologiestudierende beten den ganzen Tag und gehen jeden Sonntag in die Kirche

#Beten

So oder so ähnlich lauten viele Gerüchte über Theologiestudierende, mit denen wir immer wieder konfrontiert werden. In der Realität ist an diesem Mythos allerdings nicht viel dran. Denn mit persönlichem Gebet hat das Studium gar nichts zu tun.

Theologie ist ein Studium, in dem der katholisch-christliche Glaube mit wissenschaftlichen Methoden reflektiert wird. Das heißt, dass sich der Studiengang auch mit Gebetsformen, Andachten etc. beschäftigt, aber grundsätzlich viel weiter gefasst ist. Philosophische, historische, pädagogische und sprachliche Fächer gehören genauso dazu. In der Theologie beschäftigt man sich mit allem, was den Menschen betrifft und seinen Bezug zu Gott Jesu und der Kirche.

Wie viel Glaube man selbst mitbringen sollte? Am besten so viel, wie man selbst hat. Niemand fragt den persönlichen Glauben oder Besuche in der Sonntagsmesse ab! Es ist ein Studium wie jedes andere auch. Man hat Dinge zu lernen, die dann geprüft werden. Aber gerade vor einer Prüfung schadet etwas Gottvertrauen wahrscheinlich nicht. 😉

Mythos 3: Theologiestudierende sitzen in kalten, dunklen Gemäuern und lernen von handgeschriebenen Manuskripten

#Mittelalter

Natürlich hat das digitale Zeitalter auch auf die Theologie ihren Einfluss genommen und das sogar schon vor den Zeiten von Corona. Die meisten Professor*innen nutzen Online-Plattformen wie Blackboard, um gezielt PowerPoint-Präsentationen, Skripten und Lernmaterialien hochzuladen. Die provisorische Brieftaube wurde von E-Mail-Programmen bereits vor langer Zeit abgelöst. Der Umgang mit digitalen Medien hängt allerdings stark vom jeweiligen Lehrenden ab. Manche sitzen wie die Henne auf ihrem Skript, andere stellen online jede Menge hilfreiche Unterlagen zur Verfügung.

Im Umgang mit neuen Medien gilt das gleiche. Für die einen grenzt Social Media an Hexerei, für andere gehört es einfach mit dazu. Die THEO und wir als StV nutzen  Facebook und  Instagram sehr stark für unsere Internetpräsenz. Das Fakultätsbüro portraitiert etwa regelmäßig Kurse im Rahmen kurzer Videos und führt sogar ein eigenes Schulprojekt „Wenn Glaube auf Wissenschaft trifft“. Zudem besitzen wir ein großes digitales Skriptenarchiv. Wer also mal eine Mitschrift braucht, kann gerne vorbeischauen und sich umsonst einen Kaffee holen. Den gibt’s sogar aus einer Maschine, nicht so wie im Mittelalter.

Theologiestudium ist auch digital

Mythos 4: Alle Theologiestudierenden werden Priester

#Priester

Was will man denn sonst mit so einem Studium anfangen? Auch für Frauen scheinen die beruflichen Aussichten als Religionslehrerin oder Pastoralassistentin sehr begrenzt. Tatsächlich eröffnen sich nach dem Theologiestudium mehr Möglichkeiten, als es zunächst den Anschein hat. Die Pastoral ist ein wichtiges Berufsfeld für uns Theologiestudierende. Doch dazu gehört weit mehr als nur das Priesteramt und die Pastoralassistent*innen. Die Pastoral beschäftigt sich in erster Linie mit den Anliegen und Sorgen der Menschen und ist daher überall dort zu finden, wo Menschen sind.

Verschiedene Felder sind beispielsweise die Krankenhaus-, Gefängnis-, Telefon- und Betriebsseelsorge. Ein weiteres Berufsfeld ist die (kirchliche) Verwaltung. Dort sind Theolog*innen jeder Art zu finden, etwa im Personalwesen. Nicht zuletzt sind Theolog*innen auch als Journalist*innen sehr gefragt. Und natürlich gibt es noch die Möglichkeit des Lehramts, der Erwachsenenbildung in den Bildungshäusern und einer wissenschaftlichen Laufbahn. Das Theologiestudium hat also weit mehr als den Arbeitgeber „Kirche“ zu bieten. An dem Ausspruch „Die Theologie ist die einzige Geisteswissenschaft, die keine Arbeitslosen produziert“, könnte durchaus etwas dran sein.

Mythos 5: Theologie ist ein reines Männerstudium

#Männerstudium

Da der Mythos, dass alle Priester werden, schon geklärt ist, klärt sich demnach auch, dass Theologie kein reines Männerstudium ist. Viele Studierende in der Theologie, sei es als Lehramtsfach, Religionspädagogik oder Fachtheologie, sind Frauen. „Aber die Kirche ist doch so frauenfeindlich“, kann man dann einwenden. „Warum sollten Frauen Theologie studieren, wenn sie eh nicht in der Kirche arbeiten können?“ Wer solche Einwände hat, der hat nicht mitverfolgt, wie sehr die Kirche bemüht ist, auch Frauen in höheren Positionen anzustellen. Frauen können sehr wohl in der Kirche arbeiten (und tun das auch) und erweitern damit den Horizont.

Frauen können genauso theologisieren wie Männer, bringen oft neue Perspektiven ein und sind in der Theologie nicht mehr wegzudenken. Das gilt übrigens auch für Theologinnen, die bereits im Mittelalter gelebt haben und nachwirken. Auch die weiblichen Lehrenden sind durchaus nicht in der Unterzahl. Einige Professuren bei uns sind mit hochkarätigen Powerfrauen besetzt, die sowohl in der Wissenschaft als auch in der Kirche sehr anerkannt sind. Kurz und knapp zusammengefasst: Geht man durch unsere Fakultät, ist es wie in jeder anderen Fakultät auch: Man trifft kompetente Männer und mindestens genauso viele kompetente Frauen.

Mythos 6: Der christliche Glaube der katholischen Kirche ist der Allerbeste

#Exklusivimus

Da wir Theologie studieren, glauben wir die absolute Wahrheit zu kennen und halten alle anderen eigentlich für verdammt, denn „extra ecclesiam nulla salus est“! Was für ein absurdes Mythos! Ja, wir lernen Dogmen, aber nicht stur und nicht auswendig. Im Gegenteil: Wir hinterfragen sie. Inwieweit sind sie zeitgemäß? Wie haben sie sich entwickelt? Und muss man eine neue Sprache finden, um Glaubensinhalte in der Welt von heute angemessen auszudrücken? Auch die Ansicht, dass es außerhalb der Kirche kein Heil gäbe, und nur der Katholizismus das Richtige sei, ist eine Fehlannahme. Gerade bei uns in Salzburg ist Theologie interkulturell und das Studium der Religionen ein Schwerpunkt der Fakultät.

Wir leben in einer pluralen Gesellschaft, in der es den Dialog mit anderen Konfessionen und Religionen zu suchen gilt. Gott sei Dank, sind wir auch der Meinung, dass auch Nicht-Katholiken, sofern sie gut leben, das Heil erlangen können. Man darf natürlich denken, dass die eigene Religion die Beste ist. Aber das ist dann eben persönlicher Glaube. An unserer Fakultät geht es um eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit verschiedenem Glauben, in der Offenheit von vornherein geboten ist. Ziel ist die Auseinandersetzung mit den verbindenden Elementen als auch dem Anderssein, aber nicht zwingend dem Bessersein.

Fachbereich Theologie

Mythos 7: Die Katholische Kirche schwimmt im Geld

#Geldig

Fakultäten öffentlicher Universitäten werden, wie das Attribut „öffentlich“ bereits verrät, nicht privat finanziert. Zusammenarbeit gibt es in einigen Bereichen aber sehr wohl, z.B. bei Veranstaltungen oder Gottesdiensten. Insgesamt scheinen die Mittel an den Fakultäten eng bemessen. Somit lebt man auch an der THEO nicht in Saus und Braus. Dennoch gibt es einige Dinge, die Studierende sehr zu schätzen wissen:

  • Zusammenhalt: Bereits im ersten Semester wird man feststellen, dass hier niemand im Regen stehen gelassen wird. Hilfsbereitschaft und Zusammenhalt stehen sowohl unter uns Studierenden als auch bei Lehrenden & Mitarbeiter*innen an der Tagesordnung. Da es im Vergleich zu anderen Fakultäten an der THEO nicht so viele Studierende gibt, punktet die Fakultät zudem mit einem optimalen Betreuungsverhältnis.
  • Wohlfühlatmosphäre: Das Gebäude, seine Räume und der angrenzende Furtwänglerpark sind mit modernen Betonbauten nicht vergleichbar. Hier ist Geschichte spürbar, und das Studieren schön.
  • Gemeinschaftsgefühl: Regelmäßig finden viele gemeinschaftsfördernde Aktivitäten statt. Wohlfühloasen sind das TheologInnenzentrum, die KHG mit ihrer Studierendengruppe (KHJ Salzburg) und auch wir als StV sorgen für’s Gemeinschaftsgefühl. Psst! Bei uns in der StV gibt es auch reichlich Gratis-Kaffee.

Wir hoffen, euch hat dieser kurze Exkurs in die Welt des Theologiestudiums gefallen. Und vielleicht können wir ja bald jemanden von euch als neuen Theologiestudi begrüßen!

Eure StV Theologie & Philosophie

Photo-Credits:
Titelbild:  Jonny Swales via  Unsplash
Frau betet: Photo by  Ben White via  Unsplash
Laptop: Photo by  John Schnobrich on  Unsplash
Theolog. Fakultät:  Photo by Simon P. Haigermoser