Einblick ins PPÖ-Studium – ein Student erzählt von Studi-Alltag und politischer Karriere


PPÖ Studium Neugebauer Portrait

Im Oktober 2017 sitzt Franz Neugebauer in seiner ersten Vorlesung des  Bachelor-Studiums Philosophie, Politik und Ökonomie (kurz PPÖ). Aber nicht nur für ihn beginnt etwas Neues. Auch der interdisziplinäre Studiengang PPÖ hat gerade zum ersten Mal begonnen. Im Interview verrät uns Franz, warum seine Entscheidung auf das PPÖ-Studium gefallen ist und wie er zu seinem Praktikum im Berliner Bundestag gekommen ist.

Vor gut zwei Jahren hat Franz Neugebauer begonnen PPÖ in Salzburg zu studieren. Und das neben seiner politischen Tätigkeit in seiner bayerischen Heimatgemeinde Wackersdorf. Uns hat er erzählt, worum es beim PPÖ-Studium eigentlich geht, was ihm daran besonders gut gefällt und wem er den interdisziplinären Studiengang empfehlen würde. Außerdem verrät er, inwiefern das Studium eine gute Grundlage für eine politische Karriere bildet.

PPÖ in Salzburg studieren: Interview mit Franz Neugebauer

Wieso hast du dich für das PPÖ-Studium entschieden?

Franz Neugebauer: „Ich habe das PPÖ-Studium gewählt, weil mich Politik schon immer interessiert hat und ich etwas in dem Bereich machen wollte. Als Schulsprecher habe ich schon früh erste Erfahrungen gesammelt. Viele haben damals zu mir gesagt, dass Politik genau der Bereich ist, in dem ich aufgehen könnte. Weil ich aber nicht nur Politik studieren wollte, habe ich mich ein bisschen umgeschaut, welche Angebote es gibt. Ich war schon immer vielseitig interessiert und wollte meinen Horizont breiter gestalten. Dann habe ich gesehen, dass es eine Kombination mit Wirtschaft und Philosophie in Salzburg gibt, eine ansprechende Kombination! Vor zweieinhalb Jahren bin ich dann also hierher gekommen und bin soweit zufrieden. Es ist ja gar nicht so einfach, herauszufinden, welches Studium zu einem passt. Meine Wahl war eine vernünftige Entscheidung und das passt.“

Im Sommer 2019 warst du für vier Wochen als Praktikant im Bundestag in Berlin. Wie bist du dazu gekommen?

„Ich bin seit ein paar Jahren in meiner Heimat politisch aktiv und engagiere mich dort bei einer politischen Partei. Durch mein Engagement bin ich auch in Kontakt mit unserem örtlichen Bundestagsabgeordneten. Vor ungefähr einem Jahr hat er mich auf einer Veranstaltung gefragt was ich studiere. Im Laufe des Gesprächs habe ich erwähnt, dass es ein zentraler Teil meines Studiums ist, praktische Erfahrungen zu sammeln. Daraufhin habe ich ihn gefragt, ob ich ein Praktikum bei ihm machen kann, was auf positive Resonanz gestoßen ist. Schließlich habe ich mich dann beworben – direkt beim örtlichen Abgeordneten – und das hat wunderbar funktioniert. Somit habe ich die Chance bekommen, ein vierwöchiges Praktikum im Bundestag und Wahlkreisbüro zu absolvieren.“

PPÖ Studium Praktikum Bundestag

Was konntest du aus dieser Zeit mitnehmen?

„Es war eine wunderbare Zeit, für die ich sehr dankbar bin. So hab ich mich rückwirkend auch in meiner Studienentscheidung bestätigt gefühlt. Mir gefällt mein Studium, aber wenn man noch nicht viel Erfahrung gesammelt hat, und auch nicht weiß wie gefragt man später am Arbeitsmarkt ist, kann einen das schon verunsichern. Darum war dieses Praktikum eine sehr gute Bestätigung. Es hat mir gezeigt, was ich eigentlich mit dem Studium machen, und wie ich später mal mein Geld verdienen kann.

Für mein Studium selbst konnte ich mitnehmen, dass es einen Markt für Absolvent*innen in dem Bereich gibt. Es gibt Bedarf an Personen mit meinen Interessen und Skills. Das ist, denke ich, für junge Menschen wichtig zu wissen. Denn es nimmt einem auch ein bisschen die Angst vor der Zukunft. Man weiß ja nicht immer wie es nach dem Studium weitergeht und ob alles so wird, wie man es sich vorstellt. Darum beruhigt so eine Erfahrung dann schon ein bisschen.“

Wie sehr hat dir dein Studium beim Praktikum geholfen? Konntest du Wissen vom Studium anwenden?

„Einige Sachen habe ich definitiv gut brauchen können, zum Beispiel das Wissen wie politische Systeme funktionieren. Insbesondere in Deutschland oder in Bayern. Das direkte Wissen ist die eine Komponente, aber man braucht auch die Fähigkeit, zwischen den Feldern zu denken. Dadurch, dass wir im PPÖ-Studium drei Studienfächer kombinieren, ist es wichtig, die Fähigkeit zu besitzen, verschiedene Felder und verschiedene Wissensgebiete miteinander zu verbinden. Das bedeutet, dass man in einer Vorlesung von Marktwirtschaft hört und sich danach mit westlichen kapitalistischen Staaten beschäftigt. Dieses Wissen sollte man verbinden können.“

Wie würdest du deine politische Arbeit beschreiben?

„Man kann die Arbeit gar nicht so richtig beschreiben, denn es ist zum einen ein Bürojob und zum anderen „Politik machen“. Und „Politik machen“ kann ein persönliches Gespräch mit Kolleg*innen sein, genauso wie eine Rede im Bundestag über das Aufsetzen verschiedener Gesetzes-Vorschläge für den Ausschuss. Aber auch diplomatische Beziehungen pflegen, sich mit Staatsleuten treffen, regelmäßiger Kontakt mit Bürger*innen und direkter Kontakt mit dem Wahlkreis: Das gehört alles zu meiner Arbeit. Da reicht kein Studium und das bringt einem die Uni nicht bei. Das Studium hat mir aber definitiv in vielen anderen Bereichen geholfen.“

Wäre dein Erfolg in der Politik auch ohne Studium möglich gewesen? Wärst du zum Beispiel auch über einen anderen Weg zu deinem Praktikum gekommen?

„Sicher, also in der Politik ist es überhaupt keine Voraussetzung zu studieren. Politik ist die Partizipation aller, ganz egal ob du Maurer*in gelernt hast oder Uni-Professor*in bist. Das macht keinen Unterschied. Du musst das Engagement haben und dich für deine Leute und deine Ziele einsetzen. Aber natürlich ist es vorteilhaft, wenn man von seinem eigentlichen Beruf schon Wissen mitnimmt. Zum Beispiel haben Leute, die aus der Landwirtschaft kommen, im Bereich Landwirtschaftspolitik viel mehr Wissen als ich. Da werde ich mich niemals so gut auskennen, egal wie viel Politik ich studiere. Aber in anderen Bereichen kann es durchaus von Vorteil sein,  Politikwissenschaft studiert zu haben, beziehungsweise sich mit den Grundlagen auszukennen. Es ist aber definitiv keine Voraussetzung und man kann auch auf anderen Wegen in der Politik erfolgreich werden.“

Erfüllt dich deine Arbeit?

„Meine Arbeit ist sehr erfüllend, auch wenn es oft mal stressig ist. Aber im Endeffekt macht man das ja alles freiwillig und durch mein Engagement bekomme ich auch viel wieder zurück.“

Welchen Menschen kannst du das PPÖ Studium empfehlen?

„Ich kann mein Studium Menschen empfehlen, die Interesse an gesellschaftlichen Phänomenen jeglicher Art haben, die gerne Sachen hinterfragen und neugierig sind. Die vielleicht auch hin und wieder einmal ein bisschen out of the box denken und versuchen, sich verschiedene Phänomene über drei Ecken zu erklären. Ideal ist es sicher auch für alle, die sich noch nicht im Bachelor-Studium auf einen bestimmten Weg festlegen wollen. Mit einem abgeschlossenen Bachelor-Studium PPÖ bist du nämlich für sehr viele Master-Studiengänge qualifiziert.

Im Endeffekt kannst du aus dem PPÖ-Studium ganz viele verschiedene Sachen mitnehmen, zum Beispiel Wissen über Volkswirtschaft, politische Phänomene und ökonomische Mechanismen. Und für alle, die sich politisch engagieren (egal in welcher Partei oder in welche Richtung) ist das Studium ohnehin interessant. Denn man lernt auf jeden Fall, Dinge kritisch zu hinterfragen. Außerdem sollte man über Sachen diskutieren und gut argumentieren können, ansonsten wird man politisch ohnehin nicht recht erfolgreich werden. Im Idealfall bringt man eine Grundneugier mit und hat noch keinen ganz fixen Berufswunsch. PPÖ ist eben mehr ein Grundlagenstudium, bei dem man die Möglichkeit bekommt verschiedene Sachen zu sehen und kann sich danach zu spezialisieren.“

Wo siehst du dich beruflich in zehn Jahren?

„In zehn Jahren sehe ich mich definitiv berufstätig in Vollzeit und nicht unter meinem heutigen Stressniveau tätig – wahrscheinlich noch viel schlimmer (lacht). Also ich hoffe, vernünftig angestellt in einer Partei, in einer politischen Organisation, in einem politischen Institut, oder auch aktiv in der Politik tätig zu sein. Ich kann mir aber auch gut vorstellen, bei einer Bank, einer Versicherung oder bei einem Großunternehmen in der Wirtschaftsabteilung zu arbeiten. Außerdem kann ich mir vorstellen für Interessenverbände in Deutschland oder Europa tätig zu sein.

Und ich hab so ein Gefühl, dass ich wohl mal nach Berlin, München, Brüssel oder Wien ziehen muss, um einen Job in meiner Fachrichtung auszuüben. Ich bin mir also ziemlich sicher, dass ich in zehn Jahren nicht mehr in Salzburg sein werde. Wahrscheinlich bin ich an diesem Punkt auch noch nicht zurück in meiner Heimatgemeinde Wackersdorf. Aber wenn alles gut läuft, dann könnte das schon möglich sein.“

Ambitionierte und ehrgeizige Studierende in Salzburg haben wir genug. Auch Manuel Gruber, Student der Kommunikationswissenschaft sowie Politikwissenschaft, gehört dazu. Was er zu seinen beiden Studiengängen zu sagen hat, liest du hier.

Eure Marlene

 

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