Lehramt studieren in Salzburg: ein Erfahrungsbericht


Dachterrasse Unipark

Warum es mich nach Salzburg verschlagen hat? Das fragen sich viele. Eigentlich bin ich aus Kärnten, in der Nähe von Klagenfurt, da ist es doch naheliegender nach Graz zu gehen oder in die Fußstapfen der Familie zu treten und nach Wien zu ziehen. Salzburg hatte ich eigentlich gar nicht am Radar. Wieso ich dann trotzdem in Salzburg studiert habe und welche Erfahrungen ich dabei gemacht habe, das lest ihr jetzt!

2011 habe ich bei der Kärntner Landesausstellung als Guide gearbeitet und dort zwei Schwestern kennen gelernt. Mit den beiden habe ich mich so gut verstanden, dass schon bald ein Ausflug nach Salzburg am Plan stand. Nach einer lustigen Tour durch die Stadt haben sie mich in eine Vorlesung mitgeschleppt, damit ich ein bisschen Uni-Luft schnuppern kann. Somit durfte ich meine ganz persönliche Version von  Studieren Probieren erleben. Und was soll ich sagen, die Stadt Salzburg mitsamt Uni hat mein Herz im Nu erobert!

Lehramt studieren in Salzburg: das spricht dafür!

In Salzburg werden aktuell fast alle Fächer angeboten. Auch ist Salzburg eine Dreh- und Angelpunkt aus kultureller und geografischer Sicht: Es gibt ein tolles Kultur- und Freizeitangebot und man kommt von hier aus rasch nach Tirol, OÖ, Wien oder Deutschland, es liegt quasi am Weg von Ost nach West und Nord nach Süd.
Die Universität Salzburg hat ihre Gebäude in der ganzen Stadt verteilt – man ist also immer in Bewegung. Einen großen Vorteil der Uni Salzburg sehe ich außerdem darin, dass sie noch überschaubar ist, man wird von den Lehrenden noch als Person gekannt und ist mehr als eine Matrikel-Nummer. Auch der Mönchsberg und Kapuzinerberg – die Natur inmitten der Stadt – hatten es mir angetan.

Ein letzter Punkt, der mich nach Salzburg gebracht hat und für manch anderen vielleicht die Entscheidung wäre, NICHT an einen Ort zu ziehen, war, dass ich in Salzburg NUR zwei Leute kannte. Ich wusste natürlich, wenn ich wirklich etwas brauche, kann ich sie um Hilfe bitten. Ansonsten aber wird sich eine neue Welt auftun und ich werde gezwungen sein, neue Menschen kennenzulernen. In Wien hatte ich so viele Freunde und Bekannte, dass ich vermutlich gar nicht zum Studieren gekommen wäre.

Warum ich mich für das Lehramtsstudium entschieden habe

„Ich werde niemals Lehrerin!“, habe ich als Kind einmal gesagt. Ich bin angeblich die 8. Generation, was den Beruf Lehrer*in in unserer Familie betrifft, und als Kind wollte ich dieser Tradition auf keinen Fall nachkommen. Und dann bin ich doch im Lehramt gelandet, mit den Fächern Englisch und Psychologie & Philosophie. Für Englisch habe ich mich entschieden, weil ich eine grauenvolle Lehrerin in der Unterstufe hatte. Ich möchte es besser machen und den Schüler*innen die Liebe zu einer Sprache nicht nehmen, sondern weitergeben. Philosophie und Psychologie (PP) waren Fächer, die in dieser Form in meiner Schule nicht angeboten wurden, die mich aber immer sehr interessiert haben. Wenn ihr aber daran denkt, PP zu studieren, dann warne ich euch davor, dass die Chancen für Stunden an einer Schule ziemlich schlecht sind, das sollte einem bei der Inskription bewusst sein. Die Universität Salzburg bietet übrigens eine sehr große Auswahl an Lehramt-Fächern, die in beliebiger Kombination studiert werden können.

Ab ins Ausland! Für mich ging es nach Irland

Was ich jeder*m empfehlen würde: Geht zumindest ein Semester ins Ausland, und wenn es euch möglich ist, dann geht sogar ein ganzes Jahr. Ich war ein Jahr lang am University College Cork und es war eines der besten Erlebnisse meiner Studienzeit. Im Büro für Internationale Beziehungen findet ihr kompetente Ansprechpartner*innen, die euch alle  Fragen rund um euren Auslandaufenthalt beantworten können.

Cliffs of Moher

In Irland ist das Uni-Leben übrigens ganz anders. Es gibt Societies und Clubs (alles, was sportlich ist). Ich war zum Beispiel aktiv bei der Choral Society und der LGBT* Society und oft bei Veranstaltungen der Feminist Society, International Society, English Society, Environmental und Knitting Society. Auch in Clubs war ich aktiv wie bwsp. bei Ultimate Frisbee. Das erste Semester war viel zu schnell um und in diesem Semester habe ich zwar einige Freund*innen in anderen Austauschstudierenden gefunden, jedoch noch keine engere Bindung zu irischen Studierenden knüpfen können. Irische Freund*innen habe ich erst im zweiten Semester gewonnen. Geht also am besten ein ganzes Jahr ins Ausland, oder ein Semester, mit der Möglichkeit zu verlängern. Es zahlt sich aus! Im zweiten Semester bin ich dann übrigens auch dem lokalen Roller Derby Team beigetreten. Auch dort habe ich neue Freund*innen gefunden, schaut euch also auch über den Campus hinaus um! Fun fact: Von den Societies bin ich zum Best International Student gekürt worden.

Verleihung des Preises der UCC Societies für Best Visiting Student 2016/17

Lehramt studieren in Salzburg: Cluster Mitte

Mit meiner Fächerkombination gab es immer mal wieder Herausforderungen. Vor allem, wenn sich Kurse überschnitten haben – das ist eine im Lehramt größer auftretende Problematik als in anderen Studienrichtungen. An manchen Tagen habe ich am Unipark (Englisch) begonnen, musste dann zu einer andern Lehrveranstaltung im Wallistrakt (Philosophie), im Anschluss an die NaWi (Psychologie) und zum Abschluss zurück zum Unipark, um in meiner Lieblingsbibliothek zu lernen. Ein Fahrrad ist in Salzburg also dein bester Freund. Somit habe ich es fast immer pünktlich zu meinen LVen geschafft. Manchmal muss man sich aber auch damit abfinden, dass eine LV auf ein anderes Semester verschoben werden muss, weil es Überschneidungen gibt. In meinem Fall kommt noch eine 4. Komponente zur Planung hinzu, bei manch anderen ist es die 3. Komponente: Die Bildungswissenschaft. Es gilt also, den eigenen Semesterplan gut zu koordinieren.

Ich gehörte der letzten Kohorte der Diplom-Lehramtsstudierenden an. Die Umstellung auf BA/MA hat viele Herausforderungen mit sich gebracht und man kann nur hoffen, dass manche Dinge verbessert wurden. Leider haben sich in meinem Studium LVen oft in der ECTS-Zahl – abhängig davon, ob man den Kurs für das LA-Studium oder das Fachstudium (z.B.: Anglistik und Amerikanistik) gemacht hat – unterschieden. Jetzt wurde dies im 2019er Curriculum angepasst. Jedoch gibt es momentan immer noch Seminare, in welchen (für dasselbe Seminar) im Bachelor z.B. 6 ECTs vergeben werden und im Master nur mehr 4. Nicht immer wird dann dafür der Aufwand reduziert.

Aktuelle Situation für Junglehrer*innen: flexibility is key

Auch über die aktuellen Bedingungen für Junglehrer*innen sollte man sich bewusst sein. Man kann nämlich nie genau sagen, welche Fächer gerade an Schulen gebraucht werden und wenn ich in der Stadt bleiben möchte, kann es auch sein, dass ich nach meinem Studium eine Weile warten muss, bis ich Stunden bekomme. Gerade zu Beginn des Berufslebens als Lehrer*in gilt es, flexibel zu sein und zudem wird es auch oftmals fast erwartet zu pendeln oder umzuziehen.

Was die Umstände vielleicht auch nicht gerade erleichtert, ist die nun eingeführte Induktionsphase im Unterschied zum früheren Unterrichtspraktikum – ich gehöre dem letzten Jahrgang mit Unterrichtspraktikum an. Ich bin sehr froh, dass ich diese Form des Berufseinstiegs noch erfahren durfte. Es war ein Luxus, vor allem im Vergleich zu der momentanen Situation. Zwar gibt es im neuen Studienplan mehr Praxis-Gelegenheiten, was eine sehr positive Entwicklung ist, jedoch war die Abschaffung des Unterrichtspraktikums definitiv eine Verschlechterung der Lehramtsausbildung bzw. des Berufseinstieges. Es bleibt zu hoffen, dass die Induktionsphase verbessert wird. Es muss jedoch erwähnt werden, dass es wahrscheinlich kein Studium gibt, das rundum perfekt ist.

Lehrer*in sein: eine (wunderbare) Herausforderung

Überlegt euch auf jeden Fall gut, ob ihr Lehrer*in werden möchtet. Für viele Menschen ist es ein wunderschöner Beruf, der aber auch sehr zeitintensiv und fordernd ist. Aber ich sehe vor allem die Vorzüge. Denn es ist auch ein immens wichtiger Beruf, der nie langweilig ist und bei dem man die eigene Kreativität ausleben kann. Zudem bekommt man von den Schüler*innen einiges zurück.

Ich habe unglaublich gerne in Salzburg studiert und mit allen Höhen und Tiefen würde ich auch jederzeit wieder Lehramt in der (nicht so idealen) Kombination Englisch und PP studieren. Macht das, wofür ihr brennt! Letztendlich studiert ihr 12 Semester (BA & MA Regelstudienzeit) und werdet im Anschluss, wenn alles gut geht, viele Jahre vor Schüler*innen stehen. Wenn ihr nun Lehramt studieren wollt, findet ihr  hier die wichtigsten Infos für den Start!

How to study Lehramt in Salzburg: meine 5 Tipps

  • Begeisterung und Liebe für den sozialen Beruf
  • viel Durchhaltevermögen
  • gute Organisation und Koordination der Kurse
  • Bei allgemeinen Fragen wendet euch an das  ÖH Beratungszentrum Uni Salzburg
  • Bei fachspezifischen Fragen wendet euch an die  STV Lehramt oder an eure  Fach-STVn (z.B.: STV Romanistik, STV Geschichte, STV Mathematik etc.)

Zum Abschluss – mein Strahlen am Ende des Studiums!

Das traditionelle Abschlussphoto nach der bestandenen Diplomprüfung

Eure Clara


Foto-Credit Titelbild: Simon P. Haigermoser
restliche Fotos: Clara Kuhn