Vom Vorlesungsjunkie zur Chefredakteurin – im Interview mit Julia Hettegger


Interview Chefredakteurin Julia Hettegger und Fabienne

Die eine Frage. Die eine Frage, die noch tiefer in unsere Köpfe verbannt wird, als der Gedanke an die nächste Prüfung. Es gibt genau eine Frage, die unsere angehenden Akademiker*innen-Köpfe zerbrechen lässt. Eine Frage, die keiner von uns Studierenden so einfach beantworten kann oder will: „Was wirst du nach deinem Abschluss arbeiten?“ Diese Frage hat sich auch die Chefredakteurin der Salzburger Bezirksblätter, Julia Hettegger, einmal gestellt.

Ich habe mich mit Julia Hettegger getroffen, um mehr über sie, ihr Studium und den darauffolgenden Berufseinstieg zu erfahren. Auch sie hat hier in Salzburg studiert und arbeitet nun seit zehn Jahren als Journalistin für eine Lokalzeitung.

Interview Chefredakteurin Julia Hettegger und Fabienne

Julia Hettegger über Studium und Lokaljournalismus

Julia sitzt mir gegenüber, schließt ihre Hände um die wärmende Kaffeetasse und beginnt zu erzählen, wie es damals zum Studium gekommen ist und wie sie es geschafft hat, Chefredakteurin zu werden.

„Eigentlich sind mir Dinge immer passiert“, gesteht Julia.

Ohne einen konkreten Plan zu haben, war sie zum Tag der offenen Tür der Universität Salzburg in die Mozartstadt gekommen. Sie hat sich, trotz des damals für sie eher unattraktiven Gebäudes, sofort in die Atmosphäre des  Fachbereichs Germanistik verliebt. Von Anfang an war die gebürtige Pongauerin eine Studentin gewesen, die für ihr Studium brennt. Ohne je eine Vorlesung verpasst zu haben, begann sie bereits während dem Studium bei den Bezirksblättern im Pongau als freie Mitarbeiterin zu arbeiten. Damals hat Julia nicht damit gerechnet, dass dies der Anfang einer nun zehnjährigen Karriere werden würde. Sie dachte auch, der Lokaljournalismus wäre nur der Einstieg in ihr Berufsleben.

„Doch ich habe mich in den Lokaljournalismus verliebt“, so Julia.

Sie trinkt einen Schluck, lächelt und erklärt mir, dass der Lokaljournalismus einer der ehrlichsten Formen des Journalismus sei. Man sei nahe bei den Menschen und es wäre einfach ein herzerwärmender Beruf, denn sie dürfe über Menschen schreiben, die ihre eigene Region lieben.

Interview Chefredakteurin Julia Hettegger mit Redakteurin Fabienne

Vom Uni-Leben hin zum Berufsalltag

Mittlerweile ist Julia Chefredakteurin der  Bezirksblätter Salzburg. Seit rund einem Jahr kümmert sie sich um das jeweilige Redaktionsteam in den Bezirken des Landes und um die lokale Berichterstattung rund um Salzburg. Außerdem moderiert sie Sendungen beim Regional TV Salzburg (RTS). Zwar war Fernsehen nie ihr Ziel gewesen, doch durch einige Kooperationen, die es zwischen den Bezirksblättern und dem RTS gegeben hat, bemerkte sie, dass ihr das Moderieren lag.

Auf die Frage, was denn ihr schönstes Erlebnis in der Stadt Salzburg war, antwortet Julia mit einem Lächeln im Gesicht: „Also es geht jetzt nicht um die Studentenparties, oder?“ Natürlich, doch neben den Vorzügen im Leben eines Studierenden sei das beste Erlebnis ihre Masterprüfung gewesen. Denn erst in diesem Moment sei ihr bewusstgeworden, was sie hier an der Salzburger Uni alles gelernt hatte und, dass diese Zeit nun vorbei war. „Sehr gerne mochte ich auch immer die Vorlesungen, denn bei manchen wollte ich nie, dass sie aufhören, weil sie so spannend waren,“ sagt Julia, ehe sie noch ergänzt, dass sie „immer eine begeisterte Studentin“ war.

Interview Chefredakteurin Julia Hettegger

Bevor wir zu meinen beiden letzten Fragen kommen, erzählt mir Julia noch von ihrem Lieblingsbeitrag, unter den all bereits verfassten: „Jedes Jahr gibt es den sogenannten Regionalitätspreis, für den Projekte eingereicht werden können, die Menschen in den Regionen Salzburgs ins Leben gerufen haben.“ Seit zehn Jahren existiere dieses Projekt der Bezirksblätter nun schon und Julia sei von Anfang an dabei gewesen. Jedes Jahr begleitet sie die Sieger*innenprojekte und jedes Jahr auf Neue ist Julia erstaunt darüber, wie viele Einreichungen es gibt: „Das sind Projekte, wo Menschen ihr Herzblut geben und etwas für ihre Region tun wollen. Ich finde es toll, dass wir hier in Salzburg so viele Menschen haben, die etwas bewirken wollen.“

Interview Chefredakteurin Julia Hettegger mit Redakteurin Fabienne

„Durchbeißen!“ heißt die Devise

Da ich ja selber noch Studentin bin, interessiert es mich, ob Julia einen Rat für uns Studierende hat. „Durchbeißen!“ Besonders den Erstsemestrigen empfiehlt sie, nicht aufzugeben. Aller Anfang sei schwer und nach ungefähr zwei Semestern würde es besser werden. Es werde Spaß machen zu studieren. Auch sagt sie, dass es in jedem Fall gut sei, den Master zu machen, denn erst da beginne man Schwerpunkte zu setzen, die einem wirklich interessieren.

„Und bitte genießt die Zeit als Student*in. Das Leben ist so noch viel freier und positiver. Außerdem kann man während dieser Jahre Freunde fürs Leben finden.“, fasst es Julia zusammen.

Ich schließe mein Notizbuch, als mir noch eine letzte Frage einfällt. „Was würdest du anders machen, wenn du noch einmal Anfang 20 wärst und gerade mit dem Studium beginnen würdest?“ Julia denkt nach, lacht und sagt: „Das Curriculum am Beginn meines Studiums durchlesen.“

Übrigens: Am Blog findet ihr noch weitere interessante Beiträge, die sich mit Themen wie Berufseinstieg, Studium und Medienkompetenz oder berufliche Zusatzqualifikationen befassen.

Eure Fabienne